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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen
Autoren: Horst Biernath
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Hand, merk dir das, Lorenzo!«
    »Ach, Anna«, sagte er mit einem flüchtigen Lächeln und setzte sich schwer auf die Bank und streckte die Beine, »du hast dich nicht verändert. Mir ist, als hörte ich es noch, wie ich dir damals sagte, ich würde dich mit Gina besuchen...«
    »Daß ich dir sagte: Laß es lieber bleiben! Natürlich weiß ich es noch. Jedes Wort, das wir miteinander gesprochen haben, ist mir wie ins Herz gebrannt.«
    Er klopfte eine Zigarette aus der Packung, zog sie mit den Lippen vollends heraus und zündete sie an; aber er warf sie nach dem ersten Zug wieder fort, denn er spürte, daß ihm schwindlig und übel wurde.
    »Hast du ein Stück Brot und einen Schluck Wein für mich, Anna? Ich merke an der Zigarette, daß ich heute noch nichts gegessen habe.«
    »Daß du mir das jetzt erst sagst!« rief sie und lief ins Haus, um rasch mit dem Mostkrug, einem Stück Weißbrot und einer halben Mortadella zurückzukehren. »Da hast du ein Messer, und jetzt iß und trink. Lorenzo! Wie kann man rauchen, wenn man noch nichts im Magen hat? Das ist doch das reine Gift! Meinem Pietro schlage ich die Zigarette aus dem Munde, wenn ich ihn dabei erwische, daß er sich vor der Morgensuppe eine anzündet.«
    Er brach ein Stück Brot ab, aß auch ein wenig von der stark mit Knoblauch gewürzten Mortadella und trank durstig zwei Glas Wein dazu, den er mit Wasser mischte. Die Zigarette, die er sich hinterher genehmigte, war ein Genuß und machte ihn vollends munter.
    »Wo ist eigentlich Lorenzo?«
    »In der scuola elementare. Weshalb fragst du nach ihm?«
    »Ich suchte ihn am Bagno publico, um ihn zu fragen, ob er Elisabeth vielleicht gesehen habe.«
    »Was sollte sie zum Bagno publico geführt haben?«
    »In der Nähe liegt die Haltestelle für Omnibusse nach Gardone-Verona und Riva-Rovereto...«
    »Gewiß, das weiß ich auch, aber was willst du damit sagen?«
    Er hob unsicher die Schultern: »Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß Elisabeth zur nächsten Bahnstation gefahren ist, um den Zug nach Deutschland zu nehmen.«
    »Capperi!« rief Anna ungläubig, »und diesen ganzen Wirbel, weil du ihr eine alte Liebesgeschichte erzählt hast? Sei nicht albern, Lorenzo! Das glaubst du doch selber nicht. Aber wenn es wirklich so wäre, dann gebe ich dir einen guten Rat: fahr ihr nach und verhau ihr den Hintern, sobald du sie erwischst, denn dann hat sie eine Abreibung redlich verdient.«
    Er hüstelte nervös und bewegte den Kopf, als zweifle er daran, ob dieses Verfahren in jedem Falle angebracht sei.
    Anna hob plötzlich den Kopf und sah ihn an, als käme ihr ein überraschender Gedanke: »Eh, Lorenzo, wenn du meinst, daß deine Elisabeth nach Verona oder Rovereto gefahren ist, wie kommst du dann auf den Einfall, sie hier bei mir zu suchen?«
    Er nahm einen langen Zug, starrte in die rote Glut der Zigarette und blies den Rauch endlich aus schmalen Lippen in einem feinen Strahl in die Luft.
    »Weshalb antwortest du mir nicht, Lorenzo?« fragte sie mißtrauisch und stieß ihn mit dem Zeigefinger an. »Also los! Was war nun der eigentliche Grund eurer Auseinandersetzung, den du mir bisher verschwiegen hast?«
    Er wedelte sich mit dem feuchten Taschentuch Kühlung zu und ballte es wieder nervös zusammen: »Mit einem Wort«, sagte er gepreßt, »Elisabeth weiß, daß ich der Vater deines Lorenzo bin.«
    »Madonna mia!« rief Anna und schlug die Arme in Kreuzesform über der Brust zusammen, »wie hat sie es nur erfahren können?! Du selbst hast mir doch gesagt, sie verstände kein Wort Italienisch!«
    »Ich weiß es auch nicht. Sie muß es mehr gefühlt als verstanden haben. Sie sagte es mir jedenfalls auf den Kopf zu.«
    »Und du hast es eingestanden, wie?«
    »Was sollte ich tun?« sagte er und schleuderte die Zigarette auf die Erde, daß die Funken aufstoben.
    »Du bist als Schauspieler eine große Niete, Lorenzo. Du könntest im Krippenspiel, das Don Hieronimo hier jedes Jahr zu Weihnachten veranstaltet, nicht einmal den Dorftrottel darstellen...«
    »Das hat Elisabeth mir mit den gleichen Worten gesagt«, murmelte er und vergrub das Gesicht in den Händen, »aber was ist zu machen, da es nun einmal geschehen ist?«
    Ihr Gesicht verfinsterte sich, und in ihren dunklen Augen zuckte eine böse Flamme auf. »Eh via, Lorenzo«, sagte sie lauernd, »dann aber ist die Frage noch immer nicht beantwortet, weshalb du eigentlich glaubtest, deine Frau hier zu finden! Was wollte sie von mir? Antworte! Oder wollte sie am Ende gar
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