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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch
Autoren: B. Leïla
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geschroteten Weizen und Zitronensaft mit Minze. Auf dem Tisch mischten sich die Düfte der Kräuter und der vielen Früchte, von Kichererbsenpüree und eingelegten Auberginen, Fattouche, Weinblättern und anderen typischen Vorspeisen. Der Kellner fragte, ob wir eine Portion Jarjir wünschten. Da wir nicht wussten, was er meinte, deutete er auf einen übervollen Teller am Nebentisch, auf dem wir einen grünen Salat entdeckten.
An dem Tisch saß eine Handvoll sehr unterschiedlicher junger Frauen, die allesamt wie wild kicherten, einige komplett verschleiert, andere in Jeans.
    Ich lehnte mich zu einer von ihnen herüber, sie war um die dreißig und trotz ihres Schleiers übermäßig geschminkt, um sie noch einmal nach dem Namen der Pflanze zu fragen.
    »Jarjir, meine Liebe. Die Syrer sind ganz verrückt danach! «
    Sie beugte sich noch näher zu mir, damit mein Begleiter nicht hörte, was sie mir zuflüsterte.
    »Der ist gut für deinen Ehemann.«
    »Ach wirklich? Und warum?«
    »Er ist exzellent für die Manneskraft! Bestell ihm welchen und du wirst dich an meine Worte erinnern!«
    Ich weiß nicht, ob mein Kollege über die Vorzüge des Jarjir Bescheid wusste oder ob er ganz einfach mit einem orientalischen Taktgefühl gesegnet war, das in so vielen Gegenden unseres Maghreb fehlte und es diesen Frauen erlaubte, ohne Begleitung eines Mannes auszugehen.
    Abends fragte ich ihn, ob er mich in die Hotelbar begleiten wolle, wo ich vermutlich dieselben Mädchen wie mit Fouad wiedersehen würde. Äußerlich hatten sich die Frauen nicht verändert, immer noch jung und noch weniger bekleidet.
    Als eine von ihnen an unserem Tisch vorbeilief, wagte ich es, sie nach einer gewissen Sofia zu fragen.
    »Ich antworte dir, wenn dein Kerl mir ein Glas Champagner spendiert.«
    »Das geht in Ordnung«, sagte mein Pilot.
    »Sofia war so dumm, ihre Bezahlung für sich behalten zu wollen. Also hat ihr Kafil sie zurück nach Hause geschickt. «

    »Und kennst du auch eine Myriam?«
    »Vergiss nicht, Schätzchen, dass wir hier eine Familie sind. Natürlich weiß ich, wo sie steckt, dieser Glückspilz. «
    Myriam hatte also scheinbar mehr Glück gehabt als Sofia. Ein Libanese hatte sie entdeckt und nach Paris gebracht, um sie einem Emir zur Verfügung zu stellen. Dieser Magnat hatte das ganze Jahr über eine Suite im Hotel Crillon angemietet und verlangte ausschließlich Mädchen, die noch nie gedient hatten. Um diesem Wunsch nachzukommen, wurde Myriam wieder zusammengenäht und intakt serviert. Sie war nicht die Einzige: Fünf weitere junge Frauen logierten in der gleichen Residenz, eine schöner als die andere, Sexarbeiterinnen für Korsen oder gutsituierte Schweden, eingeschleust von westlichen oder libanesischen Zwischenhändlern. Zahlreiche Sekretäre des Prinzen versorgten den milliardenschweren Emir so mit Mädchen. Ihre Zustimmung war nicht erforderlich: Man versprach ihnen einen Job, die Falle schnappte zu. Dabei handelte es sich zum Teil um Geschäfte von vielen Tausend Dollars.
    »Nun, ich glaube nicht, dass dies für Myriam zutrifft«, fasste unsere Informantin zusammen. »Aber ich weiß mit Sicherheit, dass ein Emir einer amerikanischen Schauspielerin eine Million Dollar für einen einzigen Abend gezahlt hat. Stell dir das mal vor! Eine Spritztour mit der Yacht, ein Gläschen Champagner, ein Treffen mit ein paar Ministern und danach eine Massage. Wer behauptet, dass das nicht die beste aller Welten sei? Und diese verfluchte Myriam ist schon dort, dafür hasse ich sie.«
     
    Einige Wochen später in Dubai stellte ich fest, dass die junge Prostituierte nicht gelogen hatte. Das Emirat war
nicht nur eine Drehscheibe der internationalen Finanzwelt geworden, sondern auch ein Freiraum für viele arabische Frauen. Die Frauen vom Golf konnten hier ihren Schleier ablegen und Touristen aus aller Welt, ob im Niqab oder mit tiefem Ausschnitt, sorglos ihren Beschäftigungen nachgehen. Jedes Mal, wenn ich in Dubai von Bord ging, kam es mir so vor, als kehrte ich zurück nach Marokko, nur dass mich in Dubai niemand kannte. Fouad sagte, die Stadt erinnere ihn an eine junge Libanesin, operiert und mit Botox aufgespritzt. Ich für meinen Teil dachte, dass die Herrscher von Dubai ihre Ölmilliarden wenigsten dafür einsetzten, die Stadt zu modernisieren.
    Während die Menschen aus dem Westen hierherkamen, um shoppen zu gehen oder größenwahnsinnige Projekte zu leiten, tauchten überall dort, wo es Arbeit gab, meine maghrebinischen Landsleute als
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