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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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verstecken, gibt es hier ja auch wieder nicht. Das ist sie, bestimmt. Besser, wir bringen sie gleich ins Dorf.« »Und was ist mit den Trollen?«
    »Dafür ist es schon zu spät. Wir finden ihre Fährte jetzt nicht mehr.«
    Der Anführer funkelte Edyth noch einmal an, als ob sie an ihrem Jagdpech schuld sei, und die Hunde knurrten sie noch immer recht argwöhnisch an - aber man nahm sie mit, und ihr war es gleich, ob das bloß widerwillig geschah. Die Hütte, in die man sie brachte, war ein aus frisch gefällten Stämmen errichtetes rohes Blockhaus. Aber im Kamin brannte schon ein gutes Feuer, und ihr war endlich, endlich wieder warm - und sie war vor der Trollhöhle bewahrt.
    Sie hatte sich den Trollgeruch abgewaschen, ein schönes, frisches Kleid angezogen, sich den Bauch mit guter Menschenkost gefüllt.
    Die Dörfler drängten sich um sie. Diese Frau, die bei den Trollen gelebt hatte, erschien ihnen faszinierend wie abstoßend, und sie überschütteten sie mit tausend Fragen. »Du hast Menschenfleisch gegessen, ja?«
    »Nein! Sie … die Trolle aßen meist Aas … Eber, Rehe, manchmal eine Ziege oder ein Schwein.«
    »Oder einen Ochsen«, grollte einer aus der Schar.
    »Du sagst, die äßen kein Menschenfleisch?«
    »Nein … also, ich meine, ich hab das nicht gesehen … Aber ich habe nie …«
    »Und was ist mit dem Schatz?«
    »Genau«, pflichtete ein anderer bei, »es heißt, in der Trollhöhle liege ein Schatz. Gold!«
    Edyth fuhr ein fürchterlicher Schrecken in die Glieder. Sie faßte nach ihrem Amulett. »Ein … ein Schatz? Nein, nein. Nur ein paar Knochen und verrostete Sachen. Sonst nichts. Kein Schatz!« Aber tief in ihrem Gedächtnis war, halb vergessen, doch so etwas. Ein Schatz! Ein Armreif  … König Elessen … Nein. Sie sträubte sich. Oh, sie hatte gesucht, das wußte sie nun wieder ganz genau. Wochenlang gesucht, in den dunkelsten Winkeln der Höhle … jeden Haufen von halb verrottetem Unrat durchwühlt. Aber nichts.  
    Nichts.
    Sie umklammerte noch immer ihr schützendes Amulett. Und doch…
    Vier Tage nach ihrer glücklichen Rettung schritt Edyth hurtig zum Dorf hinaus. Zwei Männer, die eben einen Viehstall ausbesserten, sahen sie in den Wald hineingehen. Sie riefen ihr hinterher, aber sie antwortete nicht. Ah, endlich wieder der würzige Fichtenduft, der so erfrischend und belebend war, und wie herrlich, über dies Polster aus dürren, braunen Nadeln zu gehen … Auf einer Lichtung, die ihr vertraut vorkam, blieb sie stehen und sah dann lange den baumbestandenen Abhang hoch. Der Berg. Die Höhle.
    Sie fühlte sich hin und her gerissen zwischen Wunsch und Furcht. Nein, sie wollte da nicht wieder hin. Nein, nein! Die Kälte, das stinkende Aas, der ständige entsetzliche Hunger. Die viehischen Trolle waren keine angenehme Gesellschaft. Sie wollte ein Mensch sein …
    Aber der Schatz lockte. Der Armreif. Macht, Reichtum, eine große Belohnung.
    Nein. Da gab es kein Gold, keine Edelsteine, das wußte sie doch.  
    Der Schatz.
    Nein! Nur eine Gürtelschnalle, ein verrostetes Messer. Der Armreif.  
    Ihr Finderlohn!
    Sie wollte nicht wieder in die düstere Grotte. O bitte, Meister, ich will nicht zurück! »He du! Trollfrau!«
    Edyth schrak auf, fuhr herum. Zwei Dörfler standen ihr gegenüber.  
    Sie kannte die beiden schon beim Namen - Wilm, der Dorfvorsteher, und Hanno, der Mann, dem die Trolle seine besten Ochsen entführt hatten. Die zwei waren mit Spießen bewaffnet.
    »Wohin des Wegs, Trollin? Wieder zur Höhle, nicht? Zurück zu den Männchen, nicht wahr?« »Nein, nein. Bestimmt nicht.«
    »Ich wette, sie wollte sich den Schatz holen«, knurrte Wilm. »Da ist bloß kein Schatz! Hab ich euch das nicht schon tausendmal gesagt? 
    Das ist doch nur ein Märchen.«
    »Vielleicht«, murmelte Wilm. »Vielleicht auch nicht. Da sehen wir am besten selbst einmal nach. Und du zeigst uns den Weg, ja?«
    »Nein!« fuhr Edyth auf.
    »Halt’s Maul! Sollten wir nichts finden, sehen wir ja wenigstens, wo sich die gottverdammten Trolle verstecken. Und dann rotten wir sie mit Feuer und Schwert aus. Also los jetzt, Bewegung!« zischte Hanno und hob drohend seinen Spieß. Edyth sah stumm zum Berggipfel empor. In ihrem Kopf war alles in Aufruhr, drehten sich die Bilder: erschlagene oder bei lebendigem Leib verbrannte Trolle.  
    Ein Schatz, ein riesiger Haufen Gold und Edelsteine, auf dem obenauf der sagenhafte Armreif König Elessens funkelte. Ein Häufchen halb verrotteter Lumpen und ein
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