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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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dann sah er sich plötzlich selbst, wie er vor ein paar Monaten mit einer Kugel im Kopf dagelegen und gespürt hatte, wie das Leben aus ihm wich. Er hatte gewusst, dass er sterben würde. Jetzt erinnerte er sich vor allem an diese Gewissheit.
    »Möchtest du eine Flasche Wasser?«
    Er starrte die Flasche an. »Danke, geht schon.«
    »Hast du Hunger? Das Mittagessen ist eine Weile her.«
    Sie hatten im McDonald’s von Santa Barbara zu Mittag gegessen. Alles war so sauber gewesen und hatte nach richtigem Essen gerochen. Dazu diese unbeschwerte und fröhliche Atmosphäre. Auf der Toilette hatte die Klospülung funktioniert und aus dem Wasserhahn war Trinkwasser geflossen.
    Auf dem Weg zu seinem Tisch hatte er einen Blick in einen Abfalleimer geworfen. Er war voller Essen. Burgerreste, Pommes, die verschmierten Ketchupbatzen in den Schachteln. Er wäre beinahe in Tränen ausgebrochen.
    »Schokoriegel?«, fragte Vicky und hielt ihm ein Snickers hin.
    Der Wagen wurde gerade langsamer, da sie vom Highway abbogen und auf einer frisch gebaggerten Straße in Richtung Plaza weiterfuhren. Dort befand sich der McDonald’s. Sein McDonald’s.
    Ein Schokoriegel. Die Leute hatten für weniger getötet.
    »Ich habe den hungernden Kids Ratten verkauft«, sagte Albert.
    Vicky sah ihn erschrocken an. »Das würde ich vor laufender Kamera lieber nicht erzählen.«
    Albert nickte.
    »Du hast getan, was du tun musstest. Du bist ein Held.«
    Es dauerte eine Weile, bis das Equipment abgeladen und auf der Plaza aufgebaut war. Albert blieb derweil im Wagen. Er redete sich damit raus, dass er die Klimaanlage genießen wollte. Und Radio hören.
    Doch irgendwann riefen sie ihn und sagten, sie wären jetzt so weit, das Set sei fertig.
    Das Set.
    Sie hatten aufgeräumt. Nicht alles, das wäre gar nicht möglich gewesen. Dazu hätten sie Wochen gebraucht. Aber der Schutt, der Dreck und die erbärmliche Deko waren kunstvoll umarrangiert worden. Der Tresen glänzte, was völlig unpassend war. Die Wandtafeln mit der Speisekarte waren nicht mehr verhüllt und eine hatten sie sogar ersetzt. Das obszöne Graffiti war verschwunden.
    Es war eine gesäuberte Version der FAYZ .
    Er hörte ein Gespräch zwischen dem Regisseur und dem Kameramann mit. Der Kameramann erklärte, warum er das Gebäude von außen nicht komplett aufnehmen könne: Jemand habe mitten auf der Plaza einen künstlichen Friedhof angelegt.
    »Vermutlich Kinder, die gespielt haben, aber es hat was Morbides. Wir müssen ihn entfernen, irgendwen herholen, der …«
    »Nein«, fuhr Albert dazwischen.
    »Wir wären dann fast so weit«, sagte der Regisseur.
    »Das ist kein künstlicher Friedhof. Das sind echte Gräber. Hier hat niemand gespielt.«
    »Willst du sagen … das sind wirklich …?«
    »Was glauben Sie eigentlich, was hier los war?«, fragte Albert mit leiser Stimme. Ärgerlicherweise weinte er jetzt auch noch. »Dort sind Kinder begraben. Sie wurden in Stücke gerissen. Von Kojoten. Von … von bösen Leuten. Andere wurden erschossen. Oder zermalmt. Manche der Kids ertrugen den Hunger und die Angst nicht mehr. Sie haben sich erhängt und mussten von Bäumen abgeschnitten werden. Zu Beginn, als wir noch Tiere hatten, gab es eine Crew, die nur dazu da war, die Katzen zu erlegen. Sie töteten Katzen, Hunde und Ratten. Andere Kids mussten sie dann häuten und kochen.«
    In dem McDonald’s hielten sich ungefähr fünfzehn Leute auf. Niemand sprach oder rührte sich.
    Albert wischte sich die Tränen ab und seufzte. »Diese Gräber werden nicht angerührt, verstanden? Wenn Sie wollen, können wir jetzt anfangen.«

Die Zeit Danach 2
    Sams Zimmer wurde rund um die Uhr bewacht. Ab und zu kamen die Polizisten herein, um sich zu vergewissern, dass er noch da war. Alles in allem waren sie aber ganz in Ordnung. Und mit der Zeit wurden ihre Stippvisiten auch immer seltener.
    Die Polizei und die Vertreter der Anklage durften mit Sam nur sprechen, wenn seine Mutter oder sein Anwalt dabei waren. Seine Mutter war jetzt ziemlich oft im Fernsehen und sprach über den Rechtshilfefonds, der für die FAYZ -Überlebenden eingerichtet wurde. Es gab also auch Zeiten, in denen er seine Ruhe hatte – vor den Bullen und seiner Mutter.
    Wann immer er allein war, versuchte er, möglichst nicht nachzudenken. Und tat es dann trotzdem. Die Erinnerungen ließen sich nicht ausblenden – sie warteten nur darauf, wie ein Tsunami über ihn herzufallen.
    Die Aufnahmen von den letzten Stunden der FAYZ hatten viel
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