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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman
Autoren: Jakob Ejersbob
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Dummejungenstreich in Køge die Rede. Mutter schaut mich mit einem merkwürdigen Blick an.
    »Deine Schuhe riechen nach Benzin«, stellt sie fest.
    »Ist Mopedbenzin.«
    »Du darfst noch nicht Moped fahren.«
    »Ich sitze hinten«, behaupte ich.
    »Das darfst du auch nicht«, erklärt sie und streicht mein Taschengeld.
    Vater ist zurück. Abends streiten sich meine Eltern. Mutter weint.
    »Setzt euch«, fordert Vater uns eines Tages auf, als er von der Arbeit nach Hause kommt. Wir folgen seiner Aufforderung. Er stützt sich mit beiden Handflächen auf die Platte des Esstischs.
    »Afrika«, sagt er.
    »Wie bitte?«, fragt meine Mutter nach.
    »Mærsk betreibt in Tansania eine Zuckerplantage. Und der Leiter der Buchhaltung ist ernsthaft an Malaria erkrankt. Sie brauchen sofort einen Ersatz. Zwei Jahre.« Er schaut Mutter an. Sie sieht mich an. Ich zucke die Achseln.
    »Gibt es dort eine Schule?«, erkundigt sich Mutter.
    »Ja. Eine große internationale Schule. Jede Menge Skandinavier. Ein ausgezeichneter Platz.«
    »Und wo wohnt man?« Wiederum stellt Mutter die Frage.
    »Na ja, die Zuckerplantage hat ihre eigenen Häuser – so eine Art Reihenhaus mit Garten.«
    »Ich möchte hier niederkommen«, sagt Mutter. »Christian kann fliegen, sobald du dich dort unten eingerichtet hast.«
    »Was sagst du dazu, Christian? Dann wären wir alle zusammen«, sagte Vater zu mir in einer Küche in Køge. Was sollte ich dazu sagen? Ich hatte keine Ahnung.
    »Okay«, habe ich gesagt.
    Und jetzt liege ich in einem Peugeot auf dem Rücken, und über mir erstreckt sich der Sternenhimmel Afrikas. Die Cola tut meinem Magen gut. Ich schließe die Augen.
Marcus
    KNETEN
    »Hallo?«, ruft bwana Knudsen und klopft an meine Ghetto-Tür. »Hast du meinen Sohn gesehen, Christian?«
    »Er liegt auf dem Rücksitz Ihres Autos, er war müde.«
    »Na, das ist doch praktisch«, sagt bwana Knudsen und wünscht mir eine Gute Nacht.
    »Gutnacht«, sage ich. Bwana Knudsen fährt los. Aus dem Haus höre ich diese schwedische ABBA -Musik. Ich gehe in den Garten, um durch die Fenster zu sehen. Ich habe es schon mal gesehen. Bwana Jonas ist niemals nett, aber wenn er getrunken hat, schiebt er die Möbel zur Seite, nimmt Katriina in den Arm, und sie fliegen in einem sehr europäischen Stil über den Boden. Katriinas Augen laufen über vor Honig, wenn sie mit diesem merkwürdigen Mann tanzt.
    Kurz drauf setzt die Musik aus. Das Fest ist vorbei. Ich muss ins Bett, denn der Sklave ist der Letzte, der ins Bett geht, und der Erste, der aufzustehen hat, wenn die Herrschaften Kopfschmerzen haben. Ja, die Situation ist unsicher, aber ich muss springen, um mich um das Aufblühen der weißen Lebensfreude zu kümmern, die auch für mein Fortkommen sorgt.
    Ich wache mit dem Gedanken an Gottes weiße Füße auf, die mich in meinen schwarzen Arsch treten. Ich springe in die Küche und röste: einen Toast für Solja, koche ein Ei und presse Orangenjuice für meine weiße Tochter.
    »Mama und Papa haben Kopfschmerzen«, sagt sie. Ja, das ist wunderbar. Sie brauchen einen Helfer, und Solja mag mich. Sie isst ihr Frühstück, und bwana Jonas steht mit einer Säge im Kopf auf. Soll ich gehen oder stehen bleiben?
    »Los, verschwinde«, sagt er, ohne mich anzusehen, also sehe ich zu, dass ich außer Sichtweite bin, bis Katriina zu meinem Ghetto kommt.
    »Wir fahren Solja zu ihren Freundinnen, dann hole ich dich ab. Wir gehen zusammen mit Tita einkaufen.«
    »Okay.« Die Autos fahren los. Das Hausmädchen macht nach den nächtlichen Festlichkeiten im ersten Stock sauber. Jetzt hat der Marabustorch Marcus endlich ein bisschen Zeit, sich um seine eigene Atzung zu kümmern. Ich laufe zur Küchentür und höre ein Kichern des Hausmädchens. Was passiert in der Küche? Ich schaue durch den Lattenrost der Tür. Bwana Jonas steht neben ihr – und knetet das Hinterteil des Hausmädchens wie einen Teig. Erschrocken drehe ich mich um und will lautlos verschwinden, doch ich bin nervös, und mein Fuß stößt gegen einen Korb mit Wäscheklammern, der auf der Hintertreppe steht. Eeehhh , es rasselt.
    »Marcus!«, ruft bwana Jonas hinter mir. Ich bleibe stehen und drehe mich mit einem total ahnungslosen Gesichtsausdruck um.
    »Ja?«, sage ich. Bwana Jonas öffnet die Tür und hält den Finger in die Luft.
    »Du sagst kein Wort.«
    »Ja, ich bin ganz still«, sage ich und nicke sehr energisch.
    »Sonst fliegst du.«
    »Ich sage niemals irgendetwas zu irgendjemandem.« Ich nicke noch immer mit
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