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Lewis CS - Narnia 3

Lewis CS - Narnia 3

Titel: Lewis CS - Narnia 3
Autoren: Der Ritt nach Narnia
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Ölen gesalbte Bart des Mannes. Arashin sah an dem goldenen Ring, den der Fremde an seinem bloßen Arm trug, daß er ein Tarkaan
- also ein mächtiger Herr - sein mußte. Arashin warf sich auf die Knie und verbeugte sich, daß sein Bart die Erde berührte. Dabei bedeutete er Shasta, es ihm gleichzutun.
    Der Fremde verlangte Unterkunft für die Nacht, was ihm der Fischer nicht abzuschlagen wagte. Obwohl sie dem Fremden das Beste dessen, was sie hatten, zum Abendessen vorsetzten, hielt dieser nicht viel davon. Wie immer, wenn der Fischer Besuch hatte, bekam Shasta ein Stück Brot und wurde aus der Hütte gejagt. Er schlief dann gewöhnlich bei dem Esel in dem kleinen strohgedeckten Stall. Aber zum Schlafen war es noch viel zu früh, und so setzte sich Shasta vor der hölzernen Hüttenwand nieder und legte sein Ohr an eine Ritze. Er wollte hören, worüber die Erwachsenen sprachen.
    „Nun denn, mein Gastgeber“, sagte der Tarkaan, „mir steht der Sinn danach, deinen Jungen zu kaufen.“
„Mein Herr“, antwortete der Fischer (und Shasta vermeinte, an der schmeichlerischen Stimme ablesen zu können, welche Gier jetzt in Arashins Augen lag), „auch der höchste Preis könnte Euren Diener - so arm er auch sein mag - nicht dazu bringen, sein einziges Kind, sein eigen Fleisch und Blut, als Sklaven zu verkaufen. Hat nicht einer der Poeten gesagt: ‚Natürliche Zuneigung ist stärker als Suppe, und Nachkommen sind wertvoller als Edelsteine‘?“
„So ist es“, entgegnete der Gast ungerührt. „Aber ein anderer Poet hat gesagt: ‚Jener, der versucht, den Ehrwürdigen zu täuschen, ist im Begriff, seinen Rücken für die Peitsche zu entblößen.‘ Belade deine alten Lippen nicht mit Lügen. Dieser Junge ist nicht dein Sohn, denn deine Wangen sind so dunkel wie die meinen. Der Junge hingegen ist blond und hellhäutig, wie die verwünschten, aber schöngesichtigen Barbaren, die weit im Norden leben.“
„Wie zutreffend ist doch das Poetenwort“, antwortete der Fischer, „daß das Auge der Weisheit jeden Widerstand überwindet. Wisset denn, o mein hoher Gast, daß ich aufgrund meiner großen Armut nie geheiratet habe und kein Kind mein eigen nennen darf. Aber im selben Jahr, in dem der Tisroc - möge er ewig leben - seine erhabene und gütige Herrschaft antrat, in einer Nacht des vollen Mondes, gefiel es den Göttern, mir den Schlaf zu rauben. So erhob ich mich von meinem Lager in dieser elenden Hütte und begab mich zum Strand, um das Wasser und den Mond zu betrachten und die frische Luft zu atmen. Da hörte ich plötzlich ein Geräusch, als näherte sich ein Boot über das Wasser her. Ein gedämpfter Schrei erklang. Kurz darauf brachte die Flut ein kleines Boot an Land, in dem sich ein von Hunger und Durst ausgemergelter Mann befand, der gerade erst verschieden sein mußte, denn er war noch warm. Des weiteren enthielt es eine leere Wasserhaut und ein Kind, das noch atmete. Ohne Zweifel, sagte ich mir, sind diese Unglücklichen dem Untergang eines großen Schiffes entronnen, doch durch die wunderbare Fügung der Götter hat der Mann gehungert, um das Kind am Leben zu erhalten. In Sichtweite des Landes hat er dann den Tod gefunden. Da ich wußte, daß die Götter es nie versäumen, jene zu belohnen, die sich um die Elenden mühen, und von Mitleid ergriffen, denn Euer Diener ist ein weichherziger Mann …“
„All diese unnützen Worte zu deinem Lob kannst du dir sparen“, unterbrach ihn der Tarkaan. „Es genügt mir zu wissen, daß du den Jungen zu dir genommen hast - und daß er dir, wie jeder sehen kann, sein täglich Brot durch seine Arbeit zehnmal vergilt. Nun sag mir, welchen Preis du für ihn haben willst, denn ich bin deiner Geschwätzigkeit müde.“
„Wie Ihr selbst in Eurer Weisheit gesagt habt“, entgegnete Arashin, „ist die Arbeit des Jungen von unschätzbarem Wert für mich. Das muß bei der Festlegung des Preises berücksichtigt werden. Denn wenn ich den Jungen verkaufe, muß ich zweifellos einen anderen kaufen oder in meine Dienste nehmen, damit er die Arbeit des Jungen verrichtet.“
„Ich gebe dir fünfzehn Kreszent“, sagte der Tarkaan.
„Fünfzehn!“ winselte Arashin. „Fünfzehn! Für den Segen meines Alters? Für meine Augenweide? Habt Respekt vor meinem grauen Bart, auch wenn Ihr ein Tarkaan seid! Mein Preis ist siebzig.“
An diesem Punkt stand Shasta auf und schlich sich auf Zehenspitzen fort. Er hatte genug gehört, denn er hatte oft gelauscht, wenn die Männer im Dorf feilschten.
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