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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land
Autoren: Patricia Shaw
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Ich habe gelernt, die Dinge ruhiger anzugehen. Ich meine, im Moment ist alles in Ordnung.«
    »Von Lydia einmal abgesehen.«
    »Bitte denken Sie nicht schlecht von mir, Mrs. Price. Sie müssen den Grund meines Kommens verstehen. Es sind Zwillinge. Sie sollten zusammen aufwachsen. Damals wäre ich überfordert gewesen, wenn ich zwei Kinder hätte versorgen müssen, aber inzwischen bin ich dazu in der Lage.«
    »Ja, das hat Clem mir erklärt.« Thora wirkte ruhig, doch ihre Wangen hatten sich leicht gerötet. »Ich denke überhaupt nicht schlecht von Ihnen. Ich kann mich inzwischen daran erinnern, was im Rathaussaal geschehen ist, an die eine oder andere Einzelheit jedenfalls, doch Sie sehe ich dabei nicht vor mir. Das ist die Wahrheit. Es tut mir so leid.«
    Lil war peinlich berührt. Sie hatte gedacht, dieses Thema sei tabu.
    »Das ist schon in Ordnung«, murmelte sie.
    Thora schaute sich nervös im Zimmer um. »Ich weiß nicht, ob es jemals in Ordnung sein wird, aber trotzdem vielen Dank. Ich habe Ihnen etwas Schreckliches angetan.«
    »Ich möchte die ganze Sache am liebsten vergessen«, sagte Lil. »Auch für mich war es eine furchtbare Zeit. Mir ist alles schiefgegangen.«
    »Was ist aus Ted geworden?«
    »Er hat mich wenige Wochen nach unserer Ankunft in Perth verlassen, doch inzwischen bin ich darüber hinweg. Es ist kein Verlust. Ich werde so bald wie möglich die Scheidung einreichen. Ich bin sehr glücklich in Minchfield House, und meine Arbeitgeberin ist der Ansicht, dass auch Lydia bei uns leben sollte. Sie haben doch nichts dagegen, oder? Minchfield House ist wunderschön. Ich wünschte, Sie könnten es sich einmal ansehen.«
    Thoras Antwort überraschte sie. »Das werden wir auch. Was Lydia betrifft, können wir keine Einwände erheben. Ich habe mich damit abgefunden und fühle mich nun, nachdem wir uns getroffen haben, besser. Clem wird mit Ihnen die Einzelheiten besprechen, doch bevor er kommt …« Sie beugte sich vor. »Ich liebe Lydia, ehrlich. Dennoch bin ich froh, dass Sie gekommen sind. Wenn Sie es möglich machen können …«
    »Ich werde es möglich machen«, brach es aus Lil heraus. »Das schwöre ich.«
    »Ja, Clem sagte, er wolle sich darum kümmern. Er möchte Ihnen finanzielle Unterstützung zukommen lassen.« Thora lächelte schwach. »Er sagt, Lydia habe ein Recht darauf. Ich hingegen glaube, dass Lydia ein Recht auf ihren eigenen Namen hat.«
    »Ach, ja?«, fragte Lil verständnislos.
    »Ich möchte nicht, dass sie als Lydia Price aufwächst. Ihr Bild war sogar in der Zeitung – die Tochter der skandalumwitterten Verrückten. Es wird lange dauern, bis ich die Sache überwunden haben werde. Und das Kind wäre von vornherein mit einer grausamen Hypothek belastet.«
    Lils Hände zitterten. Es wäre ihr allzu grausam erschienen, Thora zuzustimmen. Doch hatte sie nicht selbst schon daran gedacht?
    »Ihr Name wird Lydia Cornish lauten«, sagte Thora eindringlich. »In Clems Gegenwart kann ich nicht darüber sprechen, es würde ihn zu sehr verletzen. Schließlich geht es auch um seinen Namen.«
    »Sie müssen ihn sehr lieben.«
    »Ich wusste nicht, wie sehr«, gestand Thora traurig ein, »bis ich ihn beinahe verloren habe.«
    Beide sahen zu, wie er über die Dünen kam und die Treppe hinaufstieg. Thora ging ihm entgegen, und Lil sah den fragenden Ausdruck in seinem Gesicht.
    Seine Frau nickte lächelnd, und er küsste sie. »Braves Mädchen.«
    Beim Essen besprachen sie die Einzelheiten, wie Thora angekündigt hatte. Clem war freundlich, blieb aber unnachgiebig. Lydia halte sich zur Zeit bei Alice und George auf Lancoorie auf, die sie, so hoffe er, immer als Tante und Onkel betrachten würde. Sie würden die Kleine so bald wie möglich nach Perth bringen. Damit Lydia nicht von einem Tag auf den anderen aus ihrer alten Familie gerissen werde, solle eine Übergangsregelung getroffen werden.
    Zunächst war Lil enttäuscht, denn sie hatte sich ihre triumphale Rückkehr mit Lydia bereits ausgemalt. Sie war einfach davon ausgegangen, dass das Kind überglücklich sein würde, sah jetzt jedoch ein, dass Clem recht hatte. Mit einem überforderten Kind wäre nur schwer zurechtzukommen.
    »Lil sagt, dieses Minchfield House sei wunderschön, Thora. Wir sollten einmal dorthin fahren. Die Bootsfahrt würde dir gefallen. Und wir können Lydia mitnehmen. Das wäre ein Anfang.«
    Clem wandte sich an Lil. »Und Sie müssen Caroline oft herbringen. Ich verspreche Ihnen, dass ich mit Lydia im Gegenzug
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