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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
Autoren: Herbert Dutzler
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geweint? Gasperlmaier wurde ganz wohlig ums Herz. Er versuchte, Zehen und Finger zu bewegen. Es ging. Luft bekam er auch, obwohl tiefe Atemzüge schmerzten. „Alles in Ordnung!“, wollte er sagen, doch seinem Mund entrang sich nur ein ersterbendes Röcheln. „Was ist denn, Gasperlmaier? Wo tut es denn weh? Soll ich den Hubschrauber holen?“ Gasperlmaier versuchte abzuwinken, doch da durchzuckte ein heftiger Schmerz seinen rechten Ellbogen. Vorsichtig legte er den Arm auf seinem Oberkörper ab und versuchte, sich nach links zu rollen, um auf die Beine zu kommen. Dabei rutschte er ein Stück ab und er dachte schon, dass es jetzt endgültig vorbei sei. Wer konnte schon wissen, welche zerschrundenen Abgründe sich unter ihm auftaten? Gasperlmaier schloss die Augen und bereitete sich auf das Schlimmste vor. Man sollte ja, so dachte er bei sich, das ganze Leben an sich vorbeiziehen sehen, wenn es zu Ende ging. Gasperlmaier sah aber bloß den verdammten Schmetterling von der Susi Schneider und kam ruckartig zum Liegen. Diesmal hatte er Glück, seine Beine zeigten hangabwärts und er fand mit den Füßen Halt im Geröll. Auch der linke Arm, auf den er sich stützte, gehorchte, und wenige Sekunden später stand Gasperlmaier zwar schnaufend, aber wenigstens aufrecht da. „Gott sei Dank, Gasperlmaier. Was ist denn mit Ihrem Arm?“ Die Frau Doktor versuchte danach zu greifen, und Gasperlmaier schrie vor Angst auf. „Nicht!“ Verwundert hielt die Frau Doktor inne. „Ist am Arm was, Gasperlmaier?“ Er nickte. „Tut weh!“ Mehr wollte er im Moment nicht dazu sagen. Gasperlmaier sah an sich hinunter. Seine Hose und seine Jacke waren zerrissen, beide Hände blutig aufgeschunden, aber immerhin konnte er stehen, ohne gleich wieder zusammenzubrechen. „Die zwei haben uns übertölpelt!“, sagte die Frau Doktor. Sie holte ein Taschentuch heraus und kam Gasperlmaiers Gesicht näher. Der zuckte zusammen. „Ruhig halten! Ich will Ihnen doch nur das Blut aus dem Gesicht wischen!“ Während die Frau Doktor vorsichtig Gasperlmaiers linke Augenbraue und seine linke Wange abtupfte, setzte sie ihn ins Bild. „Die Susi Schneider hat Sie den Abhang hinuntergestoßen, und als ich Sie schreien gehört habe und mich umdrehte, war es schon zu spät. Sie ist wie eine Furie auf mich los und hat sich auf mich gestürzt. Ich bin samt ihr hingefallen und auch ein Stück runtergerutscht. Sie sehen ja, wie ich ausschau!“ Sie wies auf den Zustand ihres Kostüms. Gasperlmaier schaute nach unten, genau genommen war der Rock so zerrissen, dass man von einem Kleidungsstück eigentlich nicht mehr sprechen konnte. Die Frau Doktor würde sich auf der Loserhütte was zum Anziehen ausborgen müssen, denn so konnte man sie nicht unter die Leute lassen. Ihn selbst übrigens auch nicht. Gasperlmaier zuckte zusammen. Seine Wange brannte. „Stellen Sie sich nicht so an! Ist ja nur ein Kratzer!“ Gasperlmaier fand, nach einem kapitalen Absturz in steilstem Gelände hatte er ein bisschen mehr Mitgefühl verdient. „Ja, und dann“, setzte die Frau Doktor fort, „hatte ich die Wahl: entweder den beiden nach, oder mich um Sie kümmern. Und Sie sehen es ja, ich habe mich für Sie entschieden.“ Gasperlmaier erinnerte sich daran, wie er im Traum während der kurzen Bewusstlosigkeit der Frau Doktor nachgerufen hatte, die in den Nebel hinabgestürzt war. Fast Erleichterung empfand er jetzt, als sie sich mühsam wieder auf den Weg hinauf zum Steig machten. Gasperlmaier blickte nach oben. Unvorstellbar, dachte er bei sich, dass er diesen Absturz halbwegs unversehrt überlebt hatte. Mehrere Minuten brauchten sie, bis sie wieder auf dem Weg standen. „Eins sage ich Ihnen, Gasperlmaier: Sie müssen heute ein paar Schmerztabletten nehmen. Sie haben solche Prellungen, da können Sie morgen nicht mehr aus dem Bett heraus, das sage ich Ihnen aus eigener Erfahrung. Ich hab mich mal mit dem Mountainbike ordentlich hingelegt, und ich hab’s nicht geglaubt. Am nächsten Tag konnte ich mich kaum mehr bewegen. Und Sie wissen, was das heißt, wenn man allein lebt.“ So, so, dachte Gasperlmaier, jetzt habe ich also doch wieder ein klein wenig über ihr Privatleben erfahren: Die Frau Doktor ist also Single. Oder war es zumindest, als sie vom Mountainbike gefallen ist.
    „Hoffentlich überrumpeln sie den Friedrich nicht!“ Gasperlmaier nickte. Darüber hatte er sich auch schon Gedanken gemacht. Der Friedrich, der passte nicht immer so auf, wie das in dieser Situation wohl
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