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Lesereise Sizilien

Lesereise Sizilien

Titel: Lesereise Sizilien
Autoren: Natalie John
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drei verschiedene Dialekte sprachen und bis 1916 drei unterschiedliche Kathedralen in drei unterschiedlichen Stadtteilen hatten. Überlebenskünstler Randazzo wurde immer wieder vom Vulkan bedroht, doch nie erreichten das Städtchen seine Ausbrüche tatsächlich. Es versank in der Bedeutungslosigkeit, als man auf der Südseite die neue Verbindung Palermo–Catania baute.
    Ein paar Hundert Meter weiter oben beginnt eine Hochebene, auf der Nüsse und Pistazien gedeihen, aus denen die sündhaft leckeren Pistazien-Törtchen gemacht werden. In der nächsthöheren Region wächst Wein. Unterbrochen werden die ausgedehnten Plantagen immer wieder von erkalteter Lava, die auf ihrem Weg alles verschlungen hat, was ihr im Weg stand. Die letzten grünen Büschel in der nächsten Klimazone genehmigen sich Schafe und Ziegen, deren ätnagrasgewürzte Milch, aus der Käse gemacht wird, als kulinarische Delikatesse gilt. Ab zweitausendachthundert Meter beginnt die Hochwüstenstufe, in der fast nichts mehr wächst bis auf das Ätna-Veilchen. Ausgangspunkt für die Fahrt mit der Circumetnea ist Catania, die Fahrt bis Giarre-Riposto dauert ungefähr drei Stunden, sechs Züge fahren die komplette Strecke, davon geht der erste im Morgengrauen um halb sechs, der letzte am Nachmittag um vier ab Catania. Allerdings umrundet sie den Ätna nicht vollständig, zwischen Giarre-Riposto und Catania muss man entlang der Küste auf die italienische Staatsbahn umsteigen.
    Lieber per pedes? Normalerweise kann man bis in die Nähe des Zentralkraters marschieren, den sieht man aber in der Regel kaum, denn er verschwindet in einer Suppe aus Dampf, Schwefel, Nebel und Wolken. Das Vorwärtsbewegen ist schwierig, im Lavasand versinkt man wie in Neuschnee. Schwarzer Weg, tuffiges Gestein, erstarrtes Magma, ausgebrannte Hausruinen, wie eine Mondlandschaft sieht vor allem die Südseite des Ätna aus. Über Nicolosi geht es bis an das Refugium Sapienza. Touristenbusse, Restaurants, Souvenirstände, hier gibt’s alles für den Sensationstouristen. Das Refugium steht auf tausendneunhundert Meter Höhe, sollte es zumindest, sonst wird es sofort wieder aufgebaut. Von dort fährt eine Seilbahn, die allerdings nicht immer funktioniert, zum Beispiel, wenn sie von Lava begraben wurde, noch mal siebenhundert Meter nach oben. Es geht weiter mit Kleinbussen oder zu Fuß. Die Busfahrt endet zu Füßen des Südostkraters am Torre del Filosofo, benannt nach dem griechischen Philosophen Empedokles. Dieser ließ sich als Greis in den Krater des Ätna fallen, um sich mit den Naturkräften zu vereinen. Seine wissenschaftliche Neugier habe ihn dazu getrieben zu sehen, wie dieser innen gemacht ist, erzählt die Legende.
    Der Fußmarsch dauert etwa vier Stunden. Allerdings sollte man sich zuvor unbedingt nach dem Wetter am Gipfel erkundigen und sich auf keinen Fall alleine auf den Weg machen! In den Lavawüsten verirrt man sich schnell, mehrere Menschen sind in den letzten Jahren verschwunden. Bei einer besonders aktiven Phase bleibt man besser weit weg von den Öffnungen, auch gesperrte Gebiete meidet man natürlich. Der Ätna ist seit 1987 geschützt als einer der größten Naturparks Europas, eingeteilt in verschiedene Zonen. Zone A sind Kraterbereich, Lavahalden, Forste, eine Ausnahme wird für die Skifahrer gemacht, die im Frühjahr von den Hängen wedeln können. Zone B umfasst den größten Teil des Naturparks, der Bau neuer Häuser ist hier beispielsweise streng verboten. Zonen C und D will man für umweltfreundliche Ökonomie reservieren. Für sanften Tourismus – wenn der launische Feuerspucker den Planern nicht einen Strich durch die Rechnung macht.

Vucciria
Knöcheltief durch Saubohnenmatsch
    In dem kleinen Viertel zwischen dem Cassaro, der Via Maqueda, der Via Cavour und dem Meer drängen sich Montag bis Samstag Stände und Verkaufskarren – der Markt Vucciria ist die lebendigste und anregendste Sehenswürdigkeit Siziliens. Hier schlägt das Herz Palermos, stark und schnell. Von der Piazza San Domenico taucht man über eine Treppe direkt ins Marktgetümmel. Der zentrale Platz ist in den Händen der Fischhändler. Krabben, Austern, Miesmuscheln, Meerestiere, deren Namen man nicht einmal kennt, gefleckte Muränen, zuckende Krebse, alles, was den Fischgourmet begeistert und Touristen verschreckt. Kunstvoll aufgeschichtete Pyramiden zuckender, schwarzblau glänzender Seeigel, deren Stachelhaus ein Messer öffnen wird, um das glitschige weiß-orangefarbene Innere
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