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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici
Autoren: Alfred Bekker
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heißt, mit Hexerei hat der Portugiese nun auf jeden Fall
    nichts zu tun?“, vergewisserte sich Gianna.
    „Nein“, erklärte Leonardo bestimmt. „Ich bin vielmehr überzeugt davon, dass das alles ein Fall von Spionage ist. Es geht darum, Einzelheiten über die Befestigungsanlagen von Florenz
    herauszufinden, so dass man sie leichter überwinden kann.“
    „Zum Beispiel, indem man genau weiß, wo Geschütze stehen
    oder wo die Mauern am leichtesten zu durchbrechen sind“, ergänzte Carlo.
    „Aber leider will man davon im Palast nichts wissen“, seufzte
    Leonardo. „Die haben mich für einen Bettler gehalten, mit Brot und Käse versorgt und wieder vor die Tür gesetzt. Und ich glaube nicht, dass es viel Sinn hätte, dort noch einmal aufzutauchen, um einen zweiten Versuch zu starten.“
    „In diesem Fall würdest du wahrscheinlich auch nicht in wieder in der Küche, sondern im Kerker landen!“, glaubte Carlo.
    164

    Und Leonardo hatte das Gefühl, dass sein Freund in diesem Punkt gar nicht so weit daneben lag.
    Man hatte ihn einfach nicht ernst genommen. Leonardo fragte
    sich manchmal, ob es vielleicht etwas genützt hätte, wenn es ihm gelungen wäre, Cosimo de’ Medici persönlich gegenüber zu treten.
    Er hatte schon überlegt, seinen Vater deswegen anzusprechen.
    Schließlich war er ja neuerdings als Notar für den Stadtherrn von Florenz tätig und da ließ sich ja vielleicht ein Zusammentreffen arrangieren.
    Aber als Leonardo dies dann einmal Ser Piero gegenüber
    vorsichtig angesprochen hatte, war sein Vater alles andere als begeistert gewesen und hatte gleich abgewehrt. „Ich lasse mir durch diese Tagträume nicht die Geschäfte meines Lebens verderben!“, hatte er gesagt.
    „Wir können also gar nichts tun!“, meinte Gianna. „Wollen wir
    wirklich nur dasitzen und abwarten, bis irgendwann ein fremder König mit seinen Soldaten durch dieses Land zieht und alles
    verwüstet?“
    165

    Eine Weile herrschte Schweigen unter ihnen. Sie saßen in
    Leonardos stickigem Zimmer und überlegten.
    Leonardo war heiß.
    Er nahm eine seiner Zeichnungen, auf denen die Entwürfe von
    fantastischen Kampfmaschinen zu sehen waren und fächelte sich
    damit etwas Luft zu.
    Eine ganze Weile sagte niemand ein Wort.
    „Wir sind Kinder“, sagte Carlo. „Es ist nun mal so, dass wir
    nichts ausrichten können. Alles, was wir angefangen haben, hat uns doch bisher nur Ärger eingebracht. Ich kann froh sein, dass ich überhaupt wieder hier bei euch sein kann! Und das liegt auch nur daran, weil mein Vater zurzeit auf seiner Florenz-Fahrt ist.“
    Leonardo kratzte sich am Kopf. „Vielleicht können wir doch
    etwas tun“, meinte er plötzlich. Sein Gesicht veränderte sich. Die Augen leuchteten plötzlich wieder. Seine Züge wirkten entschlossen, die Hände ballten sich zu Fäusten.
    Noch schien es nur ein vager Gedanke zu sein, der sich in seinem Kopf bildete…
    166

    „Und was bitteschön könnte das sein?“, fragte Carlo in einem
    Tonfall, der ziemlich hoffnungslos klang.
    Leonardo schnippte mit den Fingern. „Was haltet ihr davon, wenn wir zu dem Portugiesen hingehen, und ihn einfach zur Rede stellen.“
    „Was?“, stieß Gianna hervor.
    „Wir sagen ihm einfach, dass wir über ihn und seine
    Machenschaften Bescheid wissen!“
    „Bist du noch bei Trost?“
    „Und ob ich das bin, Gianna! Und jetzt hört euch mal meinen
    Plan an!“
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    11.Kapitel
    Der Plan
    Am Abend kamen Carlo und Leonardo zum Gasthaus. Sie traten
    in den Schankraum und trafen dort auf Giannas Vater, der sie
    erstaunt ansah. „Nanu, was macht ihr denn hier? Wundert mich ja, dass ihr schon wieder durch die Gegend ziehen dürft – nach dem, was ihr euch vor ein paar Tagen geleistet habt. Also wenn ihr meine Kinder wärt…“ Die Geschichte von dem Ausflug nach Florenz, den Leonardo und Carlo unternommen hatten, hatte inzwischen schon in ganz Vinci die Runde gemacht und war überall Tagesgespräch
    gewesen.
    „Wir haben eine Botschaft für den portugiesischen Gast, der bei Euch wohnt“, sagte Leonardo unbeirrt.
    Giannas Vater runzelte die Stirn.
    „Worum geht es denn?“
    „Es ist uns aufgetragen worden, es ihm nur persönlich
    auszurichten.“
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    „War es einer dieser Reiter, die euch das aufgetragen haben?“, fragte der Wirt. „Oder erzählt ihr nur wieder irgendwelche seltsamen Geschichten?“
    Leonardo ging darauf nicht weiter ein, sondern sagte stattdessen:
    „Sagt dem Portugiesen, dass es um Pläne gehe, die er
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