Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
Autoren: Silke Heichel
Vom Netzwerk:
sein Blick meinem begegnete. Ich trank einen Schluck Cola, weil mein Hals furchtbar trocken und mir irre heiß war, obwohl ich ein Top mit Spaghettiträgern trug. Es war Sommer, aber ich wurde das Gefühl nicht los, jemand hatte vergessen, die Heizung im Haus abzustellen.
    Leif selbst trug eine lange Blue Jeans und ein weißes Ripp-Top, das sowohl sein Sixpack, seine Armmuskeln als auch seine Sonnenbräune betonte. Er war kein Muskelprotz, er war sehr schlank, aber man sah ihm seine sportliche Aktivität an. Er war nicht groß, aber das war ich auch nicht. Genau genommen hatte er meine Größe, einen Meter siebzig. Wir glichen uns buchstäblich bis aufs Haar, denn wir hatten sowohl die gleiche Farbe als auch die gleiche Länge. Wir passten perfekt zusammen.
    An jenem Abend hatte er sein Haar zu einem Zopf gebunden, was ich glatt ein bisschen bedauerte. Aber ich konnte es verstehen. Zu oft war es ihm passiert, dass irgendein Mädel ihre Hand darin verlor, weil sie ihn darum beneidete. Manchmal versuchten sogar ganz Verrückte, eines dieser Prachtexemplare zu ergattern. Wie bekloppt manche Menschen doch waren! Das hatte er laut ausgesprochen, als ein Mädchen ihm mitten auf dem Schulhof ein Haar ausriss. Seitdem trug er häufiger Zopf. Abschneiden lassen würde er sein Haar nie im Leben. Das hatte er mir im Simrock’s erzählt.
    Irgendjemand drehte die Musik lauter, aber niemand schien sich daran zu stören. Ich mich schon, mir schmerzten die Ohren, und eine Unterhaltung mit Tatjana war praktisch unmöglich geworden. Allerdings gab mir Nena Hoffnung. Ich sang leise den Text zu Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann und sah Leif das Wohnzimmer verlassen. Allein. Er ging die Kellertreppe nach unten. Allein. Keine Mücke lief ihm hinterher. Warum auch immer. Irgendwann? Denk’ nicht lange nach!, schien Nena mir allein zu sagen. Jetzt oder nie .
    Ich grinste Tatjana an, stellte mein Glas auf der Anrichte ab, an die ich mich die letzten zwanzig Minuten gelehnt hatte, und folgte ihm langsam. So unauffällig wie möglich. Die Musik wurde leiser mit jeder weiteren Stufe nach unten. Meine Ohren bedankten sich für diese Pause. Tat das gut! Dann hielt ich inne.
    Was mache ich hier eigentlich? Ich muss doch verrückt sein!
    Und es war natürlich überhaupt nicht auffällig, dass ich ebenfalls in den Keller lief, kurz nach Leif. Wenn jemand fragte, würde ich sagen, ich suchte die Toiletten und dachte, die wären im Keller. Eine blöde Ausrede, ich wusste das. Aber besser hätte ich es nicht begründen können, außer: Ja, okay, ich bin ihm nachgelaufen, weil ich ihn unbedingt allein antreffen wollte, um mich zum Affen zu machen. Denn genau das würde ich tun, sobald ich ihm begegnete und er mich fragte, was ich hier unten zu suchen hatte.
    Ich ging durch den unteren Korridor. Meine Güte, wie viele Türen! Fünf zählte ich auf Anhieb, aber der Korridor ging um die Ecke noch weiter. Wer wusste schon, wie viele Türen noch kommen mochten! Ich drückte die eine oder andere Klinke herunter. Verschlossen. Also würde er wohl in keinem dieser Räume sein, oder?
    Meine Absätze hallten auf den weißen Fliesen, verrieten und entlarvten mich beim Betreten des unerlaubten Terrains. Ich bereute, diese neuen Schuhe angezogen, ja sie überhaupt gekauft zu haben. Schweineteuer, kleine Absätze, die mich nicht einmal größer machten, – mit hochhackigen Schuhen konnte ich noch nie laufen – dafür lärmten sie wie eine Elefantenherde.
    Ich hörte, wie eine Tür geschlossen wurde. Schritte näherten sich. Dann bog Leif mit einer Flasche Schnaps um die Ecke. Oh, Mist!
    Sein Gesicht erhellte sich; er grinste breit und kam auf mich zu. „Was machst du denn hier?“, fragte seine sanfte Stimme.
    „Ich … äh … die Toilette …?“, krächzte ich. Auf einmal versagte meine Stimme.
    Er musterte mich von oben bis unten. An seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, er glaubte mir kein einziges Wort.
    „Tut … mir leid … ich …“
    Er schüttelte den Kopf, grinste nur noch breiter. „Stört mich nicht, im Gegenteil.“ Er stellte die Flasche auf einem Tisch in der Nähe ab und drückte den Lichtschalter darüber. Wir standen im Dunkeln. „Endlich allein“, flüsterte er und griff nach meiner Hand, um mich näher an sich zu ziehen.
    Er hatte sehr kräftige Hände, sollte man nicht meinen, schlank, wie sie waren, und ich liebte es, wenn sie auf meiner Haut lagen. Im nächsten Moment berührten sich unsere Oberkörper und seine Lippen streiften
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher