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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
Autoren: Bernhard Aichner
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wollte Ruhe, er wollte, dass die Sonne am Morgen aufging und am Abend unter, er wollte, dass alles überschaubar blieb, keine Überraschungen, die das Vertraute bedroht hätten, seine Saunagänge, seine Sonnenbäder auf der Terrasse, die gemeinsamen Abende mit Baroni. Max genoss es. Alles. Auch, dass Wein und Bier wieder in sein Leben zurückgekehrt waren. Er wollte maßvoll sein, er wollte die Kontrolle behalten. Die Monate ohne Alkohol hatten ihm gutgetan. Max wusste, dass sie übertrieben hatten in den letzten Jahren, dass er und Baroni die Grenzen des Verträglichen unzählige Male überschritten hatten. Das sollte sich ändern.
    Mit Maß und Ziel, sagte Max.
    Blödsinn, sagte Baroni.
    Stundenlang saßen sie im Würstelstand. Manchmal begannen sie schon am Nachmittag zu trinken. Baroni wartete auf Kundschaft, Max saß seine Arbeitszeit ab, so wie es sich für einen guten Gemeindearbeiter gehörte. Der Totengräber beim Bier im Würstelstand, das wurde seit dreißig Jahren geduldet, und daran sollte sich auch nach Baronis Übernahme nichts ändern.
    Ein paar gepflegte Bierchen, sagte Baroni.
    Fast so wie früher, sagte Max.
    Marktplatz. Früher Abend. Zwei Freunde trinken miteinander. Max ausgelassen, beinahe glücklich, Baroni nachdenklich, beinahe bedrückt.
    – Was ist los?
    – Nichts ist los.
    – Du schaust aber so.
    – Wie schaue ich denn?
    – Problematisch.
    – Ich schaue nicht problematisch.
    – Doch, tust du.
    – Trink dein Bier und gib Ruhe.
    – Du musst das hier ja nicht ewig machen, Baroni.
    – Um das geht es nicht.
    – Worum denn dann?
    – Ach, nichts.
    – Baroni, du redest jetzt mit mir. Sofort.
    – Können wir nicht einfach nur Bier trinken?
    – Kannst du mir nicht einfach sagen, was dich bedrückt?
    – Mich bedrückt nichts.
    – Machst du dir Sorgen?
    – Bitte, Max, lass gut sein.
    – Ich kenne dich doch.
    – Ich weiß.
    – Und?
    – Wir sollten einen Schnaps trinken, Max.
    – Sollten wir nicht, Baroni, wir wollten uns mäßigen.
    – Du wolltest das, nicht ich.
    – Kein Schnaps, Baroni.
    – Doch.
    – Warum?
    – Weil es notwendig ist.
    – Du machst jetzt sofort den Mund auf.
    –
    –
    – Gestern ist wieder ein Kuvert mit Geld gekommen.
    – Was?
    – Vierzigtausend Euro.
    – Bitte nicht.
    – Doch.
    – Ich dachte, das haben wir hinter uns.
    – Dachte ich auch.
    – Wo ist das Geld, Baroni?
    –
    – Wo ist es, Baroni?
    – Du denkst also, ich habe wieder gespielt.
    – Gar nichts denke ich, ich will nur wissen, wo das Geld ist. Und warum es überhaupt da ist, schon wieder. Das darf doch alles nicht wahr sein.
    – Ich habe nicht gespielt, Max.
    – Dann sag mir, wo das verdammte Geld ist.
    – Zuhause.
    – Sicher?
    – Sicher.
    – Solange das Geld noch da ist, haben wir kein Problem.
    – Doch, haben wir.
    – Was denn noch, Baroni?
    – Es ist auch Post gekommen.
    – Was?
    – Zwei Pakete, Max. Zwei, verstehst du?
    – Das ist jetzt nicht wahr, oder?
    – Doch, Max, leider.
    – Gib mir einen Schnaps.
    – Ich dachte, du trinkst keinen Schnaps.
    – Halt die Klappe, halt die Klappe, halt die Klappe.
    – Ich kann nichts dafür, Max.
    – Nicht schon wieder, Baroni. Bitte.
    – Doch, Max.
    – Warum passiert mir das?
    – Weil es so gut funktioniert hat das letzte Mal.
    – Was redest du da?
    – Das stand auf dem Zettel, der in dem Kuvert mit dem Geld war.
    Max kippt das Glas. Er dachte, das Thema wäre abgehakt, sie hatten nichts mehr gehört, kein Brief war gekommen, niemand hatte etwas gemerkt, alles war so, als wäre nie etwas passiert. Je mehr Tage vergingen, desto unwirklicher war ihnen vorgekommen, was passiert war. In den ersten Wochen hatten sie noch mit weiteren Briefen gerechnet, mit Erpressung, mit dem Schlimmsten. Aber nichts war passiert. Der Karton liegt seit zwei Monaten unter dem Altbürgermeister, Baroni und Max haben nicht mehr davon gesprochen. Kein Wort bis eben. Sie hatten das Gefühl, wenn sie darüber reden würden, käme das Unfassbare wieder zurück nach oben, käme die Wahrheit ans Licht, würde man sie zur Verantwortung ziehen für das, was sie getan haben. Und deshalb schwiegen sie.
    Baroni und Max. Schnaps.
    Max weiß nicht, wie er reagieren soll, kurz hofft er, Baroni hätte sich nur einen Spaß erlaubt, kein Geld würde in Baronis Haus liegen und auch keine Kartons auf ihn warten.
    Egal, was sie sich vorgenommen hatten, egal, was Max über seinen Alkoholkonsum gedacht hatte, egal, ob es vernünftig ist oder nicht, Max trinkt. Egal,
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