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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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»Die ganze Zeit nur dich. Du bist es einfach, weißt du.«
    Er legte seine Hand auf mein Knie, und mir wurde heiß. Mein Herzschlag war plötzlich lauter als der Donner.
    Und dann musste er rechts ranfahren, denn Küssen während der Fahrt war noch viel gefährlicher als Telefonieren, obwohl es nicht verboten war. Als wir nach einer wundervollen Weile wieder losfuhren, waren die Scheiben innen so beschlagen, dass wir erneut anhalten mussten, um sie abzuwischen, weil wir sonst mit Sicherheit am nächsten Baum gelandet wären.
    Anschließend wollten wir gerade weiterfahren, als unsere Suche ein vorzeitiges Ende fand: Ich bekam eine SMS von Sophie.
    Bin bei Jenni, komm in 2 Std. heim. Waren shoppen, hab mir coole Schuhe gekauft. Heute Abend Party bei Lukas. Fährst Du mich um 21 h hin? Abholen musst Du nicht, ich penn da. Bussi, hdl, Sophie.
    Tobias grinste. »Neue Schuhe. War ja klar. Das Frauen-Heilmittel gegen alles.«
    Mir fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen, weil mit Sophie alles in Ordnung war. Dann las ich die SMS erneut und runzelte die Stirn. Wer um alles in der Welt war Lukas?
    *
    Als Tobias in unserer Einfahrt hielt, kam noch ein Anruf von Ines, doch ich ging nicht dran, denn ich hatte keine Lust, mich mit ihr über irgendwelche lästigen Jubiläums-Aktivitäten auszutauschen. Immerhin überwand ich mich, ihren Anruf auf der Mailbox abzuhören.
    »Hallo Annabell, hier noch mal Ines. Heute Nachmittag rief dieser Typ aus der Schule an, du weißt schon, der, über den wir neulich redeten. Hannes Schmöckler. Er sagte, er hätte dich letztens im Schwimmband getroffen, und ihr hättet euch total nett und lange über die alten Zeiten unterhalten. Er hätte leider vergessen, dich nach deiner Adresse zu fragen, ob ich die zufällig wüsste. Ich habe sie ihm gegeben, weil ich dachte, das wäre okay. Aber hinterher kam es mir dann doch ein bisschen merkwürdig vor, denn er hat wahnsinnig gestottert. Er brauchte zum Beispiel geschlagene zwei Minuten, um deinen Namen zu sagen. Und da habe ich mich wieder daran erinnert, dass er noch während der Schulzeit in Therapie war und es hinterher gut im Griff hatte. Das Stottern, meine ich. Dass er heute Nachmittag am Telefon wieder derartig rumgestottert hat, könnte also ein Anzeichen für ein ausgeprägtes Stresssyndrom sein. Vielleicht sogar für eine psychotische Störung. Das wollte ich dir nur sagen. Für den Fall, dass er dich anruft. Ciao, bis dann!«
    Tobias hielt mir die Beifahrertür auf, und ich stieg mit wackligen Knien aus. Jetzt war es wohl höchste Zeit, ihm alles über das Frettchen zu erzählen.
    Doch dafür war es zu spät, denn im nächsten Moment sprang selbiges auch schon hinter einem der Ginsterbüsche in unserem Vorgarten hervor und fuchtelte mit einer Pistole herum. Dabei war er ein bisschen gehandicapt, denn seine rechte Hand war dick verbunden. Es sah aus, als hätte er sich selbst verarztet, der Verband war kreuz und quer um die Hand gewickelt. Die Bandage war mit Blut verschmiert, ein Ende hing lose herunter. Sein Hemd schlotterte ihm triefendnass um den mageren Leib und war ebenfalls mit Blutflecken gesprenkelt.
    Sofort wurde mir klar, dass Spike ihn so zugerichtet hatte. Hätte ich Timo nur besser zugehört, als er davon gesprochen hatte, dass Spike ein toller Wachhund sei!
    Der Regen strömte dem Frettchen über das Gesicht, die Haare flossen ihm in die Stirn und ließen ihn wie ein ertränktes Nagetier aussehen.
    Obwohl ich unter Schock stand und mich nicht rühren konnte – ich konnte nicht einmal richtig atmen! – fielen mir all diese nebensächlichen Details auf.
    »Machen Sie keinen Blödsinn«, sagte Tobias. »Dadurch wird alles nur schlimmer. Wenn Sie die Waffe weglegen, können wir uns vernünftig unterhalten. Sie werden sich viel besser fühlen, wenn wir drüber reden. Es wird eine richtige Befreiung sein, glauben Sie mir.«
    Trotz meiner Benommenheit registrierte ich, wie besonnen und gelassen Tobias sich verhielt. Er sprach so ruhig und freundlich, als würde er jemandem, der sich verirrt hatte, den Weg erklären.
    »I-Ich h-h-habe das G-G-Geld w-w-wirklich d-d-dringend ge-b-b-braucht«, stotterte das Frettchen weinerlich. »M-m-mir b-b-blieb g-g-gar k-k-keine W-Wahl! D-d-die B-Bank w-w-wollte m-m-mein H-H-Haus zw-zw-zw-zw…«
    »Zwangsversteigern?«, schlug ich unbesonnen vor.
    Er nickte ruckartig und straffte sich. Seine Augen glühten plötzlich vor Hass.
    »Hannes!«, sagte ich beschwörend. »Glaub mir, ich verstehe dich
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