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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Autoren: Sigrun Misselhorn
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hast.“
    Jetzt fing er an zu weinen. Sie hatte Mitleid mit dieser jämmerlichen Gestalt, die mit gesenktem Kopf ihr gegenüber saß.
    „Zum Glück haben wir ja nicht so viel gemeinsam angeschafft. Das wer den wir schon gerecht verteilen“, sagte sie da ihr nichts tröstendes einfiel.
    Sein weinen steigerte sich und er fing an zu schluchzen. Das erinnerte sie an den ersten gemeinsamen Abend, als er sie in diesen schrecklichen Film geschlep pt hatte. Sie hätte damals Reißaus nehmen sollen, schnell, ganz weit weg laufen. Stattdessen hatte sie sich von Büchern blenden und von ihm einlullen lassen.
    „Vielleicht sollten wir doch ein anderes mal darüber reden“, schlug sie ihm vor.
    Unter Schluchzten nickte er mit dem Kopf.
    „Geh nach Hause und schlaf dich mal aus“, sagte sie, half ihm vom Stuhl hoch und führte ihn am Arm aus der Wohnung.
    Als sie ihn endlich vor die Tür gesetzt hatte , holte sie tief und erleichtert Luft. Endlich war Ruhe. Sie lehnte an der Wohnungstür, als Gitte aus dem Bad kam. Sie war tropfnass, hatte sich nur ein Badelaken um ihren Körper gewickelt.
    „Und?“, wollte Gitte wissen. „Ist er weg?“
    „Ja, endlich. Zu allem Überfluss fing er auch noch an zu weinen.“
    „Der Ärmste, das hat ihn schwer getroffen.“
    „Kann ich was dafür?“
    „So ist das Leben eben, mach dir deshalb doch keinen Kopf. Du weist doch, einer ist immer der Arsch.“
    „Ja, ist er es, weil er verlassen wurde, oder ich, weil ich ihn nicht heiraten wollte?“
    „Das kann man so oder so sehen.“
    „Und das bringt mich jetzt echt weit nach vorn.“
    „Wenn er dir so leid tut, dann empfindest du ja doch was für ihn.“
    „So’n Quatsch. Die Situation tut mir leid. Aber eigentlich bin ich froh , dass ich endlich den Mut hatte mich von ihm zu trennen. Das hätte ich schon längst tun sollen.“
    „Siehst du, in allem Elend gibt es auch immer etwas Positives.“
    „Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte Julia.
    „Was meinst du?“
    „Wo soll ich denn jetzt hin?“
    „Du bleibst erst mal bei mir. Und morgen überlegen wir, wie es weiter gehen wird.“
    Julia war erleichtert, darauf hatte sie spekuliert, hatte sich aber nicht getraut Gitte direkt darauf anzusprechen.
    „Das ist echt klasse und ich bin dir auf ewig dankbar. Ich würde dich ja in den Arm nehmen, wenn ich nicht noch immer das Kleid von gestern anhaben würde.“
    Darüber mussten beiden anfangen zu lachen.
    „Würdest du rüber gehen und ein paar Sachen für mich holen?“
    „Na klar, ich zieh mir nur schnell was an.“
    Gitte verschwand in ihrem Schlafzimmer, während Julia wieder in die Küche ging und den Kühlschrank nach etwas Essbaren durchforstete.

4. Kapitel: Auszug
    Das Einzige, was Julia ihrem übermäßigen Übergewicht abgewinnen konnte, war die Tatsache, dass sie im Winter weniger fror. Trotzdem zog sie ihren dicken Schal enger um den Hals. Die Stadt war bereits ausgestorben und die Sonne schon lange untergegangen, als Julia die Kanzlei verließ.
    Die schlimmsten Monate der Dunkelheit hatte sie endlich hinter sich gebracht. Obwohl es erst Februar war , konnte sie es nicht abwarten, bis es endlich Frühling werden würde. Sie hasste den Winter und alles, was damit zusammenhing. ‚Wenn doch nur bald das Wetter besser würde‘, dachte sie, ‚dann würde das sicher auch meine Laune heben.‘
    Langsam schlich Julia den Weg nach Hause. Ein zu Hause, was nicht ihres war. Noch immer wohnte sie bei Gitte. Das war auf der einen Seite schön, anderseits war es nicht ihr e Wohnung. Wie lange hatte sie nicht mehr allein gelebt?
    Sie konnte sich kaum mehr daran erinnern. Wäre es nicht an der Zeit sich endlich ganz auf eigene Beine zu stellen? Aber sie liebte die Gegend und konnte zu Fuß zur Arbeit gehen. Und es war schön nicht allein zu sein. Wenn sie abends in Gittes Wohnung kam, war diese bereits mit Leben gefüllt.
    Gitte wartete mit einem Glas Wein auf sie, während Julia sich sofort da ran machte zu kochen. Ein Hobby was Julia, trotz der vielen Arbeit, nicht vernachlässigte. Nach wie vor aß sie gern und vor allem viel. Wofür sie sich hasste.
    Meist dann, wenn sie sich in einer Umkleidekabine eines Kaufhauses befand und versuchte sich in eine weitere Kleidergröße hineinzuzwängen. Sie vermied es sich im Spiegel zu betrachten. Hier jedoch schien es ihr unmöglich, denn diese waren so hinterhältig angebracht worden, dass sie sich in ihrem gesamten Umfang betrachten konnte.
    Ein Anblick, den sie sich lieber
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