Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde!
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
beeindruckt. Ich war höchst erfreut. Jack Williamson ist ein alter und treuer Freund, mit dem ich eine Zahl Bücher verfaßt habe, und ich hoffe, das auch noch weiterhin zu tun. Ich freue mich immer, ihn zu sehen, aber auf Chanute Field war meine Freude unübertroffen.
    Als ich meine Ausbildung dort abgeschlossen hatte, wurde ich tatsächlich zur Wetterbeobachtung auf einem echten Flugplatz, und zwar in Enid, Oklahoma, eingesetzt. Das war auch alles andere als ein unangenehmer Ort. Oklahoma City war mit dem Bummelzug nur ein Lichtjahr entfernt. Hin und wieder kam ich übers Wochenende dorthin. Ich sah da zum erstenmal eine Ölquelle und einen Indianer, und ab und zu hatte ich das Glück, die Aufführung eines Wanderballetts oder einer Wanderoper besuchen zu können. Ansonsten gab es die Stadt Enid, in der es von Mädchen wimmelte, aber an ihnen fehlte es auch im Fliegerhorst nicht, denn da war eine WAC-Einheit stationiert. Eine der WACs war ebenfalls Wetterbeobachter. Sie war klug und spaßig. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und erforschten gemeinsam die Möglichkeiten Enids.
    Und ich fand sogar Zeit zum Schreiben.
    Aber das Problem mit Enid war, das mich wieder das Schuldgefühl packte, weil ich sicher und warm in Oklahoma aufgehoben war, während andere, die ich kannte, in Italien, Nordafrika und im Pazifik fielen. Zumindest beim Endkampf wollte ich dabei sein. Meine Personalakte schwoll mit meinen Gesuchen für eine Versetzung nach Übersee richtig an. Mein Kompaniechef leitete sie jeweils mit seinem Okay weiter, aber die höheren Dienststellen ignorierten sie.
    Als deshalb Anfang 1944 ein Rundschreiben zum freiwilligen Dienst in der Arktik aufforderte, meldete ich mich sofort. Schon kurz darauf war ich auf dem Weg nach Buckley Field in Colorado, zur Ausbildung.
    Buckley Field befand sich unmittelbar außerhalb von Denver, wo der SF-Autor Willard E. Hawkins lebte. Und in Denver stand auch das Jahresdinner der Coloradoer Autoren-Verbindung bevor, und Willard lud mich ein, eine Ansprache zu halten. Ich nahm das Angebot mit großer Freude an.
    Dummerweise hatte die Air Force andere Pläne mit mir. Ich war inzwischen zum Unteroffizier aufgerückt, aber in Buckley Field gab es so viele dieses Ranges, daß ein paar Streifen so gut wie von keiner Bedeutung waren, und so teilte man mich ausgerechnet für den Abend, da ich Gastsprecher beim Jahresdinner sein sollte, zum Küchendienst ein.
    Es mußte doch eine Möglichkeit geben, noch zu meiner Rede zu kommen, dachte ich, und suchte den Public Relations Offizier, um ihm zu erklären, welch schlechten Eindruck es machen und welches Licht es auf die Air Force werfen würde, wenn der Sprecher und Ehrengast der Coloradoer Autoren-Verbindung statt bei einem Dinner eine Rede zu halten, Blechgeschirr zwecks Säuberung unter heißes Wasser halten mußte. Er sah das auch sofort ein und erlöste mich. Aber das war erst möglich, nachdem ich ihn gefunden hatte, und das war erst nach vielen Stunden, am Abend. Mir blieb gerade noch Zeit, in meine Ausgangsuniform zu schlüpfen und den Bus nach Denver zu erwischen. Als ich den Bankettsaal erreicht hatte, war das Dinner bereits vorüber, und Willard Hawkins erhob sich soeben, um mich vorzustellen. Er sagte ein paar schmeichelnde Worte über mich, und dann stand ich vor all diesen freundlichen, erwartungsvollen Gesichtern. Da erst wurde mir bewußt, daß ich in all der Aufregung überhaupt noch nicht dazu gekommen war, mir zu überlegen, was ich denn sagen sollte.
    Ich weiß nicht, wie lange ich hirnvernagelt und stumm wie ein Ochse vor der Versammlung stand. Endlich kapierte Willard, daß ich in Verlegenheit war, und stellte mir eine Frage. Ich beantwortete sie ohne Schwierigkeiten, und von da an ging alles wie am Schnürchen. Aber diese endlosen ersten Minuten werde ich nie vergessen. In den etwa dreißig Jahren seither habe ich zu einer Menge Versammlungen gesprochen, und natürlich kam es hin und wieder zu peinlichen Situationen, aber nach Denver schien mir nichts mehr wirklich schlimm zu sein.
    Das Schöne an Buckley Field war, daß man ohne Probleme einen Wochenendausgang nach Denver genehmigt bekam. Ich benutzte meine hauptsächlich zum Schreiben. Ich nahm mir mit meiner lavendelfarbenen Remington Nr. 5 Kofferschreibmaschine, die ich den ganzen Krieg über bei mir hatte, ein Zimmer in einem Hotel. Ich stand früh auf, ließ mir Organgensaft und Kaffee aufs Zimmer bringen und begann wie ein MG dahinzuhämmern. Aber es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher