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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde!
Autoren: Frederik Pohl
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knurrte Duane. »Sie haben die Schiffssirenen gehört!«
    Der Kapitän protestierte nicht länger. Er wandte sich den Instrumenten zu.
    Der Beschleunigungsdruck war schlimmer, als Peter in seiner Benommenheit erwartet hatte, aber nicht höher, als er ertragen konnte. In seiner gegenwärtigen Gemütsverfassung konnte er so ziemlich alles ertragen, dachte er. Die dünne Kallistoluft heulte an ihnen vorbei und schon war die Kamerun im All.
    Der Kapitän drückte das Pedal, um die Startraketen abzuschalten und den Antrieb auf 1 g Beschleunigung zu reduzieren. »Was jetzt?« fragte er.
    Duane war damit beschäftigt, sich von den beengenden Gurten zu befreien. Er schüttelte wortlos den Kopf. Was jetzt ist eine verdammt gute Frage, dachte er.
    Mit der Leichtigkeit langer Erfahrung hatte der Kapitän sich inzwischen aus seinen Druckgurten befreit und beobachtete Duane. Aber der hielt trotz seiner geistigen Abwesenheit den Strahler noch auf ihn gerichtet.
    Duane spitzte die Ohren. Waren das nicht Stimmen auf dem Gang? Zwar noch entfernt, aber offenbar näherkommend?
    Der Kapitän, der interessiert durch das Bullauge schaute, unterbrach seinen Gedankengang. »Was beabsichtigst du gegen die Patrouillenjäger zu unternehmen?« fragte er und deutete.
    Duane fluchte unterdrückt, als er die beiden schlanken Schiffe sah, die die Kamerun verfolgten. Der wuchtige Frachter war diesen viel wendigeren Vögeln so gut wie hilflos ausgesetzt. Wenn er nur wüßte, auf welcher Seite sie waren. Wenn er nur sein Gedächtnis völlig wieder hätte! Er konnte sich kein Risiko leisten. Er warf einen Blick auf die Armaturen, dann befahl er dem Blauuniformierten, zurückzutreten. Aufs Geratewohl drückte er ein Dutzend Tasten und riß den Hauptkontrollhebel ganz nach unten. Als das Schiff krängte, zerstörte er die empfindlichen Kontrollen mit der Energie seines Strahlers. Jetzt war das Schiff völlig manövrierunfähig, zumindest, bis es repariert werden konnte – und das würde eine Weile dauern! Solange konnten die beiden Patrouillenjäger es auch nicht betreten. Die Kamerun würde mit ihrer Ladung politischen Dynamits Stunden oder auch Tage kreiselnd durch das All treiben.
    Das war nicht viel, aber das Beste, was er tun konnte. Es würde ihm jedenfalls Zeit zum Überlegen geben.
    Nein! Er hörte vom Korridor wieder Stimmen, deren Besitzer durch die abrupte Kursänderung – im Verhältnis zu der, die Stevens das Leben gekostet hatte, allerdings nur eine unbedeutende – ziemlich durcheinandergeschüttelt worden waren. Und schon kamen sie näher. Eine war laut und barsch – Andrias’! Irgendwie war es ihm also gelungen, an Bord zu gelangen, ehe die Schleusen geschlossen worden waren.
    Duane wirbelte zur Tür herum. Der Kapitän stand daneben.
    »Schnell! Verriegle sie!« Duane verlieh seinem Befehl mit dem Strahler Nachdruck. Der Kapitän wollte tun, wie geheißen, doch schon schwang die Tür heftig auf, und Andrias stürzte mit vier Begleitern herein. Sie blieben jedoch abrupt stehen, als sie den Strahler bemerkten, den Duane grimmig auf sie richtete.
    »Keine Bewegung!« drohte Peter. »Der erste, der sich rührt, ist ein toter Mann!«
    Wilde Wut färbte Andrias’ Gesicht tiefrot, aber er schwieg und starrte Duane mit haßfunkelnden Augen an. Seine Nase war angeschwollen und schief, und ein beachtlicher Bluterguß hatte sich auf einer Backe ausgebreitet. Die drei Männer in seiner Begleitung waren Polizisten mit Waffen so tödlich wie Duanes Strahler, während Andrias selbst eine altmodische Pistole hielt, die er einem der Kamerun-Mannschaftsmitglieder entrissen hatte.
    Duane stützte sich mit einem Arm auf die Lehne des Pilotensitzes und starrte die vier an. Der verrückte Umlaufkurs, den das Schiff eingeschlagen hatte, nachdem die Kontrollen zerstört waren, hatte einen starken Seitwärtsdrall, und so schien es seinen eigenen Schwanz zu verfolgen. Plötzlich veränderten sich die Lichtverhältnisse außerhalb des Bullauges. Unwillkürlich schaute Duane flüchtig in diese Richtung. Die Kamerun hatte in ihrem geschlossenen Orbit eine Umdrehung beendet und tauchte jetzt, durch ihr eigenes Kielwasser aus Raketengasen. Er sah die beiden Patrouillenjäger vorüberschießen und dann die Flut von Raketenflammen aus ihren Seitendüsen, als sie abbremsten, um sich dem Kurs und der Geschwindigkeit der verrückten Umlaufbahn der Kamerun anzupassen.
    Er hatte wirklich nur einen Augenblick weggeschaut, doch schon hatte Andrias den Arm ein wenig
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