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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub
Autoren: J. Habersatter
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stellte verwundert fest, dass sie nicht fror, obwohl es doch eigentlich kühler war und ihr so ganz ohne Schuhe und Socken kalt sein müsste.
    "Jetzt denken alle, ich bin komplett verwirrt", fuhr sie fort und blickte wieder Justus an. "Warum bist du mitgekommen? Mit nach ... drüben." Sie deutete unsicher mit der Hand zu ihrem Haus.
    "Ich will bei dir sein, wenn du mich brauchst. Ganz nah bei dir." Er drückte sich an sie, wie ein kleines Kind an die geliebte Mutter.
    Sie hob ihre Hand und streichelte durch sein blondes Haar.
    "Aber du hast mich ganz durcheinander gebracht. Ich wusste gar nicht, dass du meinem Urenkel so ähnlich siehst. Ich hatte keine Ahnung." Noch immer lag das große Erstaunen in ihren Augen.
    "Du meinst Sebastian."
    "Ja, genau. Sebastian."
    "Weißt du, Schwesterchen, den habe ich dir geschickt." Unschuldig sah er sie an.
    "Wie meinst du das?"
    "Ich wollte, dass du dich an mich erinnerst. Aber du hast es nicht. Nie. In all den Jahren nicht. Du hattest mich so verdrängt, vor lauter schlechtem Gewissen, dass du ihn gar nie richtig angesehen hast."
    Sie war verwirrt. Wieder einmal. Wovon sprach der Junge, der so jung und doch so weise war?
    "Ich wollte, dass du siehst , doch du hast nicht gesehen. Du hast dich gekrämt und weggeschaut."
    Sie konzentrierte sich. Dachte zurück an die Geburt des kleinen Sebastians. Er war so winzig gewesen und sie war vorsichtig mit ihm umgegangen, als Aurelia ihn in ihre Arme gelegt hatte. Dann schob sich das Bild des kleinen wilden Jungen vor ihr geistiges Auge, der mit blonden Haaren die ersten Schritte versucht hatte. Dann der Blondschopf mit knapp drei Jahren, als er jauchzend in der Schaukel saß, die Johann vor so langer Zeit gebaut hatte. Und dann der blonde Junge Sebastian, wie er jetzt war.
    Sie schluckte und sah auf Justus.
    "Sebastian ... du ... ihr seid euch so ähnlich und ich habe es nicht gemerkt. Hatte es nie wahrgenommen. Du warst fast neben mir und doch so weit weg."
    "Ich war immer bei dir, Schwesterchen. Du musstest es nur zulassen."
     
     
    Gabriela
     
    "Und wie geht es jetzt den Kindern? Das muss sie doch mitgenommen haben?"
    "Nein, es geht schon. Marina hatte nur kurz geweint und Sebastian hat sich eigentlich auch recht rasch beruhigt. Er war nur so erschrocken, weil ihn Oma so am Arm festgehalten hatte. Du hättest sie sehen sollen. Sie war völlig aufgelöst!"
    "Aber warum?" Gabriela stand mit dem Handy in der Hand im Flur und schlüpfte in ihre Schuhe. "Etwa weil sie Sebastian gesehen hat? Ich verstehe das immer noch nicht." Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
    "Ja, anscheinend. Christopher konnte sie zum Glück soweit beruhigen, dass sie einschlafen konnte, und dann haben wir sofort Erni angerufen. Sie hat gemeint, dass bei Sterbenden oft Erinnerungen an früher auftauchen und da muss Oma wohl die Ähnlichkeit von Justus und Sebastian bewusst geworden sein. Das dürfte sie völlig durcheinander gebracht haben."
    Gabriela nahm ihren Schlüssel von der Ablage und ging zur Tür, das Handy zwischen Kopf und Schulter geklemmt. "Und jetzt seid ihr zu Hause?"
    "Ja, soweit hat sich jetzt alles beruhigt. Wir sind noch eine Weile bei Oma am Bett gesessen, auch die Kinder. Das hat recht gut getan, einfach so in Ruhe bei ihr zu sein." Aurelia brach ab.
    Gabriela konnte hören, dass sie mit den Tränen kämpfte.
    "Denkst du, dass es ein Abschied war?", fragte sie ihre Tochter einfühlsam.
    Aurelia schnäuzte sich und atmete tief ein.. "Ich hoffe nicht, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass es so war. Ich hoffe, ich kann morgen Vormittag noch zu ihr fahren. Christopher hat frei und kann auf die Kinder aufpassen."
    Gabriela nickte und konzentrierte sich auf die Straße. "Und du bist dir sicher, dass sie unsere Namen gesagt hat?", fragte sie schließlich zum wiederholten Male."
    "Jaaa, Mama. Ganz sicher. Christopher hat es auch gehört. Sie sagte ganz sicher eure Namen!"
    "Na dann, ich bin gespannt." Gabriela atmete tief durch. "Ich hoffe, Erwin ist schon dort. Ich melde mich dann später."
    Sie legte auf, warf das Handy auf den Beifahrersitz und stellte das Auto vor Annas Haus ab. Von Erwin war nichts zu sehen. Sie seufzte, stieg aus und ging auf das Haus zu.
    Stella öffnete sofort. Sie hatte wohl schon das Fahrzeug gehört. "Hallo", sagte sie knapp und sah hinter Gabriela. "Bist du alleine?", fragte sie erstaunt.
    "Erwin wird gleich kommen."
    "Okay. Komm rein. Du kannst inzwischen nach oben gehen. Erni ist auch da."
    Unbehaglich ging Gabriela
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