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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition)
Autoren: Robert Biegert
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Pierre Baladier, der der Front National nahesteht, und dem enge Kontakte zum FN-Vorsitzenden Jean-Marie le Pen nachgesagt werden. Greta Baladiers Großeltern mütterlicherseits sind der 1946 hingerichtete britische Faschist William Joyce und Unity Mitford. Mitford war in den 30er Jahren als Verehrerin Adolf Hitlers bekannt geworden. Nach der Kriegserklärung Londons an das nationalsozialistische Deutschland verübte Mitford in München einen Selbstmordversuch, an dessen Spätfolgen sie 1948 starb.
    Greta Baladier selbst hat sich nie öffentlich zu politischen Themen geäußert. Es ist lediglich bekannt, dass sie ihr Elternhaus schon als Jugendliche verließ und an ein Tennisinternat nach Deutschland ging.
    Die Sportlerin hält sich seit dem vergangenen Mittwoch an einem unbekannten Ort auf. Neben den Verbandssanktionen muss sie wegen des Angriffs auf den Zuschauer auch mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.
    Das mit den strafrechtlichen Konsequenzen war dann nicht so wild. Der Zuschauer hat sich sogar bei Greta entschuldigt für seinen Ausfall, sie wiederum hat ihm ein Schmerzensgeld gezahlt und wurde zu einer Bewährungsstrafe und einer Spende an eine wohltätige Einrichtung verurteilt.
    Aber ihr Leben war nicht mehr das gleiche. Ihre Sportkarriere war vorbei. Stattdessen war sie zum Gegenstand zeitgeschichtlicher und psychologischer Betrachtungen geworden. Ein halbes Jahr nach dem Turnier-Zwischenfall war in dem französischen Nachrichtenmagazin „Le Miroir“ ein langer Artikel über Gretas ungewöhnlichen Familien-Hintergrund erschienen; auch den kannte sie nur vom Hörensagen.
    An einem anderen Tag wäre Matthias wieder zurück ins Bett geschlüpft, hätte seine Hand wieder auf Gretas warmen Oberschenkel gelegt. Aber an diesem Tag trieb ihn etwas um. Er schlüpfte in seine grauen Hüttenschuhe und den dunkelroten Frotteebademantel, den ihm Greta zu Weihnachten geschenkt hatte, obwohl er wusste, dass Rainer es hasste, wenn er, ohne „ordentlich“ angezogen zu sein, durch das Hotel lief. Aber noch im Laufe dieses Tages sollte auch Rainer Jäger andere Sorgen haben als den Aufzug seines Bruders. Außerdem dürften jetzt, gegen halb zwölf Uhr, sowieso nicht mehr viele Gäste im „Jägerhof“ sein. An so einem strahlenden Frühlingstag zog es die Menschen früh raus in die Umgebung von Tiers in Südtirol, zu den Wanderwegen rund um den Rosengarten. Matthias liebte dieses Haus. Es war schon alt, als er vor 40 Jahren hier geboren wurde. Es hatte immer seiner Familie gehört, und er hatte nicht vorgehabt, jemals woanders zu wohnen.
    Matthias Jäger schloss leise die Türe seines Zimmers, so leise, wie man eine über 100 Jahre alte Holztüre eben schließen kann. Er ging die Galerie entlang, die auf Höhe der ersten Etage die ganze Haupthalle umrundete und sah nach unten. Es war, wie er schon erwartet hatte, niemand in der Halle. Die Frühlingssonne überzog die von unzähligen Schritten über die Jahre glattpolierten Holzdielen mit Licht. Der Gedanke, dass dieses Haus womöglich eine dunkle Vergangenheit hatte, würgte ihn. Als er von der Galerie abbog auf die breite Treppe ins Erdgeschoss, sah er Anna. Sie zu sehen, freute ihn immer ein kleines bisschen mehr, als es ihn hätte freuen sollen. Anna war Rainers Frau. Trotz ihrer 37 Jahre war ihr Gesicht mädchenhaft, sie hatte ein paar unauffällige, aber umso nettere Sommersprossen, hellblaue Augen und lange blonde Haare, die sie meistens zu einem Pferdeschwanz zusammenband. Anna leitete den Jägerhof gemeinsam mit Rainer; aber sie war im Gegensatz zu ihm nicht nur eine versierte Geschäftsführerin, sondern auch eine gute Seele. Und sie schätzte, was Matthias für das Hotel und seine Gäste tat.
    „Hallo Mattes“, sagte Anna, als sie sich auf der Treppe begegneten, nahm sein Gesicht kurz und burschikos in beide Hände und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Sie sah Matthias an, dass er in der vergangenen Nacht nicht viel geschlafen hatte, vermutete allerdings, dass es dafür einen netten Grund gab. Matthias sagte nichts, er lächelte nur. Dann ging er weiter nach unten und öffnete die Tür zum Büro hinter der Rezeption. Dort saß, wie an jedem Tag um diese Zeit, sein Bruder Rainer an dem Schreibtisch, der wahrscheinlich so alt war wie das ganze Haus, und kontrollierte Zimmer- und Restaurantrechnungen. Rainer Jäger hörte sehr wohl, dass jemand den Raum betreten hatte und wusste, dass es nur Matthias sein konnte, denn Anna hatte das Büro gerade
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