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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
Autoren: Peter Freund
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sodass Niflin fast schwindlig wurde bei dem Versuch, den Recken im Auge zu behalten. Die Deckung der zahlreich in der Schlucht verstreuten Felsbrocken nutzend, arbeitete der Ritter sich immer näher an das Untier heran.
    Der Drache jedoch schien zu merken, was Sigbert im Schilde führte. Oder war es seine Herrin, die mächtige Zauberin, die ihm den Gedanken eingab? Niflin jedenfalls stellte das Feuerspeien ein und ließ stattdessen schwefeligen Qualm aus seinen Nüstern steigen. Der stank entsetzlich nach Pestilenz und Tod. Kaum waberte die gelbe Wolke um Sigberts Haupt, als er auch schon, wie vom Blitz gefällt, umstürzte und reglos liegen blieb.«
     
    »Nä, ne?« Franziska Turinis ungläubige Stimme unterbrach die atemlose Stille, die sich über die 7b gelegt hatte. »Das glaub ich jetzt einfach nicht!«
    »Genau!«, pflichtete Magda Schneider ihr bei. Laura vermeinte Empörung im Gesicht der hoch gewachsenen Blonden zu erkennen. »Warum zum Geier heißt der Typ dann Drachentöter?«
    Lächelnd blickte Laura in die ungläubigen Mienen ihrer Mitschüler. »Wartet es einfach ab. Die Geschichte ist doch längst noch nicht zu Ende!«, erklärte sie und nahm das Buch wieder auf.
     
    »Als Niflin den in den Staub gestreckten Helden gewahrte, löste sich ein zufriedenes Grunzen aus seinem Schlund. Er verzog das Maul, sodass es den Anschein hatte, als lächele er. Dieser elende Wicht!, zuckte es durch sein winziges Drachenhirn. Wie töricht von ihm, mich herauszufordern! Glaubte er wirklich, mich besiegen zu können? Dann schüttelte der Lindwurm das Furcht erregende Haupt. Niemand konnte ihn besiegen, nicht einmal mit einem noch so mächtigen Schwert. Und niemand konnte seiner Herrin etwas anhaben, unter deren Schutz er stand.
    Schwerfällig tappte der Drache auf den Ritter zu, der wie tot vor ihm lag. Alles Leben schien aus ihm gewichen. Wie alle Vertreter seiner Art pflegte auch Niflin seine Opfer zu beschnüffeln, bevor er sie verschlang. Das, was es roch, schien dem Untier zu behagen. Es hob den Kopf, reckte ihn weit in die Höhe und ließ ein lautes Triumphgeschrei erschallen, das einem mächtigen Donner gleich weithin über die Lande grollte.
    Genau darauf aber hatte Sigbert nur gewartet. Schließlich wusste er nur zu gut um die Gefährlichkeit des Pest-Atems. Aus diesem Grunde hatte er auch sofort die Luft angehalten und sich geschwind zu Boden fallen lassen. Nun aber, da Niflin ihn nicht weiter beachtete, schlug der Recke die Augen auf, rollte sich geschwind wie ein Luchs unter den mächtigen Leib des Ungeheuers und trieb ihm das Schwert bis ans Heft in die Brust. Sogleich schoss ihm das heiße Drachenblut wie eine rote Springflut entgegen, und da wusste Sigbert, dass er das Untier mitten ins Herz getroffen hatte.
    Niflin brüllte auf, dass die Felsen ringsum erzitterten. In seinem Schrei schwang die Gewissheit des nahen Endes mit. Doch noch wollte das Untier sich nicht geschlagen geben. Es hatte ganz den Anschein, als wolle es seinen Gegner mit in den unausweichlichen Tod nehmen. Der Lindwurm wälzte sich herum und schnappte mit seinen messerscharfen Zähnen nach dem kühnen Ritter.
    Doch auch darauf war der Recke vorbereitet. Schneller als ein Falke den Äther durchmisst, zog er Glanz aus der Brust des Drachen und parierte dessen Angriff mit gewaltigen Hieben. Ein wilder Kampf entspann sich, wie es desgleichen noch nicht gegeben hatte. Mal neigte die Gunst des Sieges sich dem einem, mal dem anderen zu, bis Sigbert schließlich das spitze Horn abschlug, das Niflins Nase zierte – womit er ihn mitten in seinen Lebensnerv traf. Den Hörnern verdanken die Horndrachen nämlich nicht nur ihren Namen. Sie sind auch der Sitz der bösen Kräfte, die den Ungeheuern besondere Gefährlichkeit verleihen. Seines lebensnotwendigen Antriebs beraubt, stürzte Niflin vor seiner Höhle in den Staub. Ein letztes Mal noch hob er die Flügel, doch mehr als ein mattes Flattern brachte er nicht mehr zustande, bevor er mit einem Röcheln verendete. Sein mächtiger Leib erstarrte in der folgenden Nacht zu Stein, genau mit dem mitternächtlichen Glockenschlag. Noch heute sind seine Überreste zu sehen, auch wenn die Zeit und die Unbilden der Witterung dafür gesorgt haben, dass seine Konturen nur noch zu erahnen sind. Der Drachentöter Sigbert aber säuberte sich und sein Schwert an einer nahen Quelle, die fortan Blutbronn genannt wurde. Bevor er sich den Goldschatz holte, den Niflin in seiner Höhle gehortet hatte, griff er sich das
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