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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
Autoren: Peter Freund
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Höhle vor sich hin. Und so kam es, dass jedes Jahr aufs Neue eine junge Frau durch das Los dazu bestimmt werden musste, sich dem Drachen darzubieten – womit das Schicksal der Unglücklichen besiegelt war.
    So lebte also Drachenthal seit endlosen Zeiten in Angst und Schrecken. Das Leid der Bewohner war groß, und die Väter und Mütter, die eine Tochter zu betrauern hatten, konnten gar nicht all die Tränen weinen, die sie um ihre unglücklichen Kinder vergießen wollten.
    Eines Tages jedoch begab es sich, dass ein junger Ritter mit Namen Sigbert vor den Toren der Stadt auftauchte. Der Recke, dessen Rüstung strahlender war als das Licht, zog einsam durch die Lande, um seinen Heldenmut zu beweisen. Sein Weg von Abenteuer zu Abenteuer führte ihn auch vor die Burg des Grafen von Drachenthal, wo er Unterkunft für die Nacht begehrte. Theophil von Drachenthal wurde gerühmt ob seiner Herzensgüte, und so gewährte er dem kühnen Jüngling bereitwillig Gastfreundschaft unter seinem Dach. Theophil bot Sigbert nicht nur ein Nachtlager an, wie es Brauch war unter guten Christenmenschen, sondern lud ihn auch an seine üppig gedeckte Tafel ein, damit der Gast seinen Hunger stillen und seinen Durst löschen konnte.
    Beim gemeinsamen Nachtmahl aber gewahrte der junge Ritter des Grafen Tochter Hilda, und schon war es um ihn geschehen: Sigbert entflammte in unsterblicher Liebe zu der hübschen Maid – und auch ihr Herz brannte sofort für den unerschrockenen Recken. Die Liebe der beiden jungen Menschenkinder stand jedoch unter einem denkbar unglücklichen Stern, denn es war keine andere als Hilda, die das Los zum nächsten Opfer für Niflin bestimmt hatte.
    Als Sigbert davon erfuhr, legte er einen heiligen Eid ab: Er schwor, nicht eher zu ruhen und zu rasten, bis er das Untier zur Strecke gebracht hatte. Die holde Maid wollte ihn zurückhalten, fürchtete sie doch um sein Leben. ›Ich bewundere Euren Wagemut, hochedler Sigbert, aber ich bitte Euch von Eurem Vorhaben abzulassen!‹, flehte sie händeringend. ›Wenn Ihr bei dem Kampf den Tod findet, wie soll ich dann ohne Euch leben?‹
    ›Und wie soll ich leben, wenn Ihr in den Tod gehen müsstet?‹, entgegnete Sigbert mit sanftem Lächeln. ›Nichts ist mir kostbarer als Euer Leben – und so will ich es retten, selbst wenn ich mein eigenes verwirken sollte.‹
    Hilda wusste nichts mehr zu erwidern, so sehr rührten die Worte des kühnen Recken ihr Herz.
    Der junge Ritter aber trat zu ihr, schaute ihr in die Augen und verlor sich in dem tiefen Blau, das klarer war als der klarste Bergsee. ›Seid getrost, holde Hilda‹, sagte er mit Zuversicht in der Stimme, ›mir wird schon nichts geschehen. Vertraut auf die Kraft, die mich leitet‹ – damit deutete er auf das Schwert an seiner Seite, das heller glänzte als die Sonne –, ›so wie ich auf die Kraft meines Schwertes Glanz vertraue, das mich noch nie im Stich gelassen hat. Glaubt, so wie ich glaube – und ich werde den Drachen in den Staub zwingen!‹
    Am nächsten Morgen, kaum dass die Sonne sich über den Horizont erhoben hatte, sattelte Sigbert seinen treuen Schimmel Granir, verabschiedete sich von dem Grafen und seiner Tochter und machte sich auf den Weg zum Drachenfelsen.
    Das Untier erwartete ihn bereits vor dem Eingang seiner Höhle. Niflin scharrte in den Knochen, die vor seiner Behausung aufgetürmt waren. Als er erkannte, dass der Ritter in der strahlend weißen Rüstung andere Absichten hegte, als einen Beutel mit Goldmünzen und eine Jungfrau zu überbringen, geriet er in Raserei. Sein Gebrüll war bis in die Gassen von Drachenthal zu vernehmen, und die Lohe, die dabei aus seinem riesigen Maul schoss, war so heiß, dass die umstehenden Felsen beinahe wie Butter in der Sonne zerschmolzen.
    Obwohl Sigbert in seinem ganzen Leben noch nie ein derart schreckliches Ungeheuer zu Gesicht bekommen hatte, ließ er sich von Niflin nicht einschüchtern. Unerschrocken stellte er sich dem Lindwurm zum Kampf. Er griff zu seinem Speer, um ihn dem Untier in den Schlund zu schleudern, als er die vielen Lanzen seiner unglücklichen Vorgänger gewahrte, die zerbrochen auf dem Boden verstreut lagen. Augenblicklich griff der in allerlei Kämpfen erprobte Sigbert zu einer anderen Kriegslist: Geschützt von seinem Schild, das Zwergriesen in grauer Vorzeit geschmiedet hatten, wich er den fauchenden Feuerstößen aus, mit denen der Drache ihm nach dem Leben trachtete. Behende sprang er bald zur einen, bald zur anderen Seite,
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