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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth
Autoren: Susanne Gerdom
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rundes, kindliches Gesicht mit porzellanblauen
Augen. Ihr Augenaufschlag war voller Unschuld, hinter dem sich allerdings eine
gute Portion Frechheit verbarg. Raoul faltete die Hände vor dem Mund, um sein Lächeln
zu verbergen. Das kleine Aas flirtete mit ihm! Wenn es wüsste, wie wenig es
sein Typ war!
    Â»Schickes Auto«, sagte sie. »Oldtimer?«
    Er nickte und neigte abwartend den Kopf. Sein Blick fiel auf die
Stapel Notizen, die sich auf Karlas Schreibtisch türmten.
    Â»Karla hat mir nichts von Ihnen erzählt.« Mick klimperte mit den
Wimpern. »Ich verstehe jetzt, warum.« Sie lächelte und fuhr mit der Zunge über
ihre Lippe.
    Raoul lehnte sich zurück. »Warum denn?«
    Sie schlug die Augen nieder und strich einen imaginären Rock glatt.
Die Wirkung der Geste war bei der ausgeblichenen Jeans, die sie trug,
allerdings nicht ganz so sexy, wie sie es sich zu erhoffen schien. »Karla
behält ihre interessanten Männerbekanntschaften immer für sich. Ihren Freund
habe ich auch noch nie zu Gesicht bekommen.«
    Die kühle Karla van Zomeren hatte also einen Freund. Es war ihm
gleichgültig, auch wenn die kleine Magistra mit dem Puppengesicht das nicht zu
glauben schien. Karla war ebenso wenig sein Typ wie das Puppenmädchen. Weiße
Hexen waren einfach zu keimfrei für seinen Geschmack.
    Er lächelte über den Begriff. War das hexenfeindlich?
Wahrscheinlich.
    Das Telefon auf Micks Tisch klingelte.
    Raoul beugte sich über den Tisch und nahm einen knallroten Ordner
auf, dessen Aufschrift »Weltuntergang« seine Neugier erregt hatte. Er blätterte
in den sorgfältig archivierten Ausschnitten herum, die beinahe alle aus der
Regenbogenpresse stammten. Las Karla dieses Zeug? Gehörte sie etwa zu den
Irren, die an den bevorstehenden Weltuntergang glaubten? Er schüttelte den
Kopf, während er einige der Ausschnitte überflog. Supervulkane. Ein Komet,
dessen Aufschlag alles Leben auf der Welt vernichten würde. Das Ende der Langen
Zählung des Maya-Kalenders, mit dem alle Zeit enden würde. Die Supernova-Explosion
von Beteigeuze, die exakt am 21. Dezember (ebendiesem magischen Datum der Maya)
über die Bühne gehen und die Erde mit Neutrinostrahlung verseuchen würde.
Entenküken mit drei Beinen, ein notgelandetes Raumschiff, UFO -Sichtungen
und geplante Invasionen von Aliens. Das waren natürlich alles Informationen,
die von der Regierung unter Verschluss gehalten wurden.
    Er lachte und sah auf – in Micks erwartungsvolles Gesicht.
    Â»Sie lesen Karlas Weltuntergangsalbum?« Sie kicherte. »Davon gibt es
noch ein paar Exemplare mehr. Karla sammelt das Zeug seit ein paar Jahren.«
    Â»Glaubt sie wirklich, dass die Welt in diesem Jahr untergehen wird?«
    Â»Das geht Sie einen feuchten Dreck an«, erklang die Stimme der
Magistra, die gerade durch die Tür kam. Mit drei großen Schritten war sie bei
ihm und riss ihm das Album aus der Hand. »Wie kommen Sie dazu, in meinen Sachen
herumzuschnüffeln?« Ein mörderischer Blick traf ihre Kollegin, die sich hastig
hinter einem Aktenordner versteckte.
    Â»Sie ist unschuldig«, sagte Raoul amüsiert. »Ich war so frech, mir
diesen Ordner anzusehen – es interessiert mich einfach, womit meine künftige
Partnerin sich so beschäftigt.«
    Ihre Lider zuckten. Sie presste die Lippen zusammen, und er konnte
sehen, dass ihre Kiefer zu mahlen begannen. »Können wir an die Arbeit gehen?«,
fragte Karla.
    Er spürte die Hitze ihres Zorns unter der beherrschten Oberfläche,
wie schon gestern in seiner Wohnung, und fragte sich, ob die Magistra wirklich
so kühl und beherrscht war, wie sie zu sein vorgab. Es würde ein Vergnügen
sein, das herauszufinden.
    Gelassen stand er auf und nickte, wobei er seine Lider halb gesenkt
hielt. »Ich folge Ihnen wie ein Hündchen«, sagte er und nahm seinen Hut von dem
Aktenstapel, auf dem er ihn abgelegt hatte. Er hörte das Glucksen der kleinen
Puppenhexe, zog es aber vor, ihr keine Beachtung mehr zu schenken. Sein
auserkorenes Opfer war die große Blonde, und er wollte jeden Moment davon
genießen.
    Raoul machte einen großen Schritt und hielt ihr höflich die Tür auf.
Ohne Dank und ohne ihn eines Blickes zu würdigen, rauschte sie hinaus. Er
grinste und folgte ihr.
    Â»Ein hässlicheres Büro haben Sie nicht finden können?« Sein
abschätziger Blick sprach Bände. Karla
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