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Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Titel: Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
Autoren: Florian Langenscheidt
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Schulfaches. Und eingedenk der Tatsache, dass Glück bei aller Lernbarkeit auch mit Unwissen zu tun hat. Elsa zerstört das ganze Glück der Liebe zwischen ihr und Lohengrin, weil sie zu viel wissen will. »Lieber ein glückliches Schwein oder ein trauriger Philosoph?« lautet die Frage dazu. Das ist schwer zu akzeptieren in einer Wissensgesellschaft, aber nichtsdestotrotz wahr. Glück ist immer ein wenig geheimnisvoll, unergründlich, unerklärlich.
    Nietzsche war es, der klar und deutlich sagte, er wolle nicht alles wissen. Die Weisheit zöge auch der Erkenntnis Grenzen.
    Des Volkes Mund sagt, dass Glück vier Gs braucht: Geselligkeit – also Freundschaft, Familie und Liebe –, Geld, Gesundheit und die entsprechende Grundeinstellung. Jeder Welterfahrene weiß, dass Glück trotz häufiger anderslautender Vermutungen relativ wenig zusammenhängt mit Intelligenz, Bildung, Reichtum, Macht, Popularität, Glauben und Attraktivität. Wie viel Glück wohnt bei einfachen Menschen und wie viel Langeweile und Überdruss in goldenen Käfigen! Wie viele Schauspieler und Models geben sich Drogen hin, und wie viele Politiker fallen nach ihrer Karriere in tiefe Löcher! Wie viele unglückliche Akademiker gibt es und wie viele dem Alkohol verfallene Popstars oder Exsportler!
    Es ist eine Schlüsselfähigkeit auf dem Weg zum Glück, immer wieder zu hinterfragen, was wir wirklich dazu brauchen. Vieles vermeintlich Wichtige erweist sich als absolut entbehrlich, und vieles, das wir vielleicht kaum wahrnehmen, als extrem bedeutsam. Horchen wir genau in uns hinein und lassen uns von niemandem etwas aufschwatzen! Jeder von uns weiß selbst am besten, was wirklich wichtig ist. Nur eines stimmt dabei fast immer: Weniger ist mehr. Wir brauchen nicht so viel fürs Glück, wie uns eingeredet wird. »Glücklich ist, wer das sein will, was er ist« lautet ein Kernsatz dieses Buches – wir verdanken ihn Erasmus von Rotterdam.
    Glück und Wetter haben viel gemeinsam. Es wirkt so, als seien sie vorgegeben, tatsächlich sind sie es jedoch nicht. Denn Nebel und Regen können uns deprimieren, aber wir können sie auch als Chance für gemütliche Nachmittage bei Kerzenlicht und Tee sehen. Die äußere Wirklichkeit macht uns immer nur Vorgaben – was wir daraus machen, liegt einzig und allein bei uns. Oder anders gesagt: Wir haben das Wetter selbst nicht in der Hand, aber unsere Haltung dazu schon. Und was ist das Äußere, das wir aus dem Wetterbericht kennen, dann noch? »Singing in the Rain« ist das Lied zu dieser Erkenntnis.
    Und noch eine Parallele zwischen Glück und Wetter: Die Landschaft ist dieselbe, ob ich bei Nieselregen oder bei Sonnenschein durch sie gehe. Aber trotzdem ist alles anders. So ist das auch mit dem Leben. Das des Glücksfähigen ist ein Sonnenspaziergang, das des Glücksunfähigen ein Hasten durch Nebel und Regen. Die äußeren Umstände mögen sich durchaus ähneln, das Gefühl dabei könnte nicht unterschiedlicher sein.
    Wittgenstein stellte zutreffend fest, die Welt des Glücklichen sei eine andere als die des Unglücklichen. Dabei leben doch beide in derselben.
    Nehmen wir Extremsituationen wie Hunger, Obdachlosigkeit, das Erleiden von Gewalt oder starke Schmerzen aus, sind wir selbst verantwortlich für unser Glück. Das müssen wir tief verinnerlichen und uns dann auch trauen, es zu leben. Der Dalai Lama sagt, das Glück sei in unserem Bauch. Eine deutsche Redewendung meint, jeder sei seines Glückes Schmied. Und Plutarch formulierte: »Kein Unglück trifft dein Herz, machst du es nicht dazu.«
    Wir sind Täter, nicht Opfer. Wir haben unser Leben – zum größten Teil – in der Hand. Wir sollten für unser Glück oder Unglück nicht andere verantwortlich machen, sondern uns selbst. Weder der Ehepartner noch das Geld noch der Chef noch das Wetter sind schuld, sondern wir. Und selbst wenn das Schicksal so schmerzhaft zuschlägt, dass wir uns fragen, warum gerade bei uns, haben wir die Fähigkeit, das Beste daraus zu machen. Wie gesagt: Der Mensch ist Weltmeister im Trotzdem. Wenn er will.
    Dabei ist der Wechsel zwischen Schönem und Schlimmem wohl menschengegeben. »Nur Glück geht nicht«, schrieb ich eingangs. In den antiken Mythen würde ewiges Glück den Neid der Götter heraufbeschwören. Und wer würde schon sein persönliches, wechselhaftes und volles Leben gegen das eines Genmutanten tauschen wollen, der stets nur lächelt? Die Szenarien immerwährenden Glücks, die wir aus der Science Fiction kennen, sind
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