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Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Titel: Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
Autoren: Florian Langenscheidt
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vierundzwanzig folgenden Kapitel werden diesen trockenen Satz zum Leben erwecken wie Dünger einen Rosenstock.
    Was ich über die Jahre ebenfalls gelernt habe: Jeder muss sein eigenes Glück finden. Es gibt kein objektives. Manche finden das Glück im Weniger, manche im Mehr. Manche in der Stille, manche im Lärm. Manche in der Ordnung, manche im Chaos. Manche im entlegenen Winkel, manche auf der Fifth Avenue. Und in einer Welt der Handys und des Internets spricht ein Buchtitel vom »Glück der Unerreichbarkeit«.
    Mein ältester Sohn fühlte sich in der Pubertät immer genervt, wenn ihn Erwachsene nach seinem Berufswunsch fragten. So antwortete er überraschend auf die Frage, er wolle Fäkaltaucher werden. Ein Drittel der Fragenden sagte daraufhin, er solle sie nicht veralbern, ein weiteres Drittel fragte nach den Ausbildungswegen, und das letzte Drittel murmelte etwas von: »Jeder muss eben seinen eigenen Weg finden«.
    Das müssen Eltern verinnerlichen: dass das Glück des Kindes allein entscheidet. Fast immer mischen sich eigene Glücksvorstellungen hinein.
    Daher hatte ich auch seit jeher Probleme mit Adornos berühmtem Satz: »Es gibt kein richtiges Leben im falschen.« Wer bitte soll beurteilen, welches Glück das richtige ist und welches das falsche? Sicher, ein Stück weit sind wir immer fremdgesteuert bei der Gestaltung unserer Wünsche und Träume, aber können wir deshalb nur dem Eremiten in der Wüste das »wahre« Glück zugestehen? Manche meinen, der Glaube, man sei glücklich, sei heute an die Stelle des Glücks selbst getreten. Andere reden von der »Endstation totes Glück«. Und natürlich deckt manche Einkaufsorgie nur innere Leere zu. Aber wer kann das von außen schon beurteilen? Ist es das Autowaschen oder der Extremsport, Ikebana oder Gartenarbeit, ein gutes Buch oder Sex and the City ?
    Wichtig ist nur das Sich-eins-Fühlen mit sich selbst, seinen Erwartungen, seinem Tun und seiner Umwelt. Und natürlich die moralische Dimension, denn wer andere oder sich selbst schädigt, kann langfristig nicht glücklich sein.
    Neben Einheit und Harmonie tritt ein Paradoxon des Glücks: Wir, die wir vorher gar nicht waren, entstehen aus dem Nichts durch den Akt einer Verschmelzung, treten ins Leben. Erlangen nur dadurch Bewusstsein und ein Ich, das es vorher gar nicht gab. Und kaum ist dieses ausgebildet, will es glücklich sein und nicht nur vegetieren. Da gibt es kein Zurück in die Nichtexistenz. Da ist da, und Leben ist Leben. Nur beim Menschen eben anders als bei anderen Lebewesen: Wir – zumindest, wenn das Überleben gesichert ist – erheben den Anspruch auf Glück. So lange unser Herz schlägt. Hört es damit auf, erlischt er wieder im Nichts. Als sei nichts gewesen.
    So richtig glücksbegabt scheinen wir Menschen allerdings nicht zu sein. Glück – das sind Inseln des Lichts im Meer der Routine und des Leids. Das sind Sonnengipfel über verschatteten Ebenen der Mühsal und Angst. Keiner hat ein Recht darauf, nichts ist einklagbar.
    Aber wir können es immer wieder schaffen, zum Glück zu finden. Wir müssen es nur zulassen, müssen uns öffnen, müssen es wollen und wagen. Wie die Liebe.
    Der Mensch ist, wie wir sehen werden, Weltmeister im Trotzdem. Wir sind umringt von Leid. Haben Verlustängste und lesen schockiert von Vergewaltigung und Säuglingsmord. Sorgen uns um unsere Kinder. Und trotzdem finden wir uns immer wieder in diesen Momenten des Glücks. Manchmal planbar, manchmal nicht.
    Manche von uns erscheinen begabter dafür, manche weniger. Ein Glücksgen wurde bei der Entschlüsselung des menschlichen Genoms nicht gefunden, auch wenn bestimmte genetische Dispositionen einige von uns glücksbegabter machen als andere. Aber eines ist in den letzten Jahren klar geworden: Glück ist lernbar. Es mag Menschen geben, die das gar nicht wollen. Die können dieses Buch jetzt getrost weiterschenken. Niemand soll zu seinem Glück gezwungen werden. Freiheit heißt auch, unglücklich sein zu dürfen. Regeln passen nicht zu Glück.
    Die meisten von uns jedoch sehnen sich danach. Und können lernen, dem Glück bei sich eine Chance zu geben. Die ersten Schulen haben Module dazu eingeführt. Primär stehen dabei Zielsetzung, Dankbarkeit, Optimismus, Hilfsbereitschaft, Vertrauen in andere Menschen, Leben im Hier und Jetzt und die Fähigkeit, vergeben zu können, auf dem Lehrplan. Das alles wird auch eine wichtige Rolle in dem Buch in Ihren Händen spielen – allerdings nicht auf dem Niveau eines
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