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Langenscheidt Nachbar-Deutsch u Deutsch-Nachbar

Langenscheidt Nachbar-Deutsch u Deutsch-Nachbar

Titel: Langenscheidt Nachbar-Deutsch u Deutsch-Nachbar
Autoren: Franz Obst , Rolf Deilbach
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weniger.

    Die nachbarschaftliche Kontaktpflege nutzt die Nachhaltigkeitsfamilie 2.0 vor allem am Wochenende. Da kommen alle Nachbarn zusammen und treffen sich zum Austausch ihrer spannenden Wochenerlebnisse. Jeder fühlt sich wohl. Und steuert je nach Jahreszeit neben Grillfleisch, Erdbeertorte oder Glühwein was Passendes bei. Die Nachhaltigkeitsfamilie 2.0 ist für die Tofu-Steaks sowie belehrende Vorträge über Energieeffizienz zuständig: „Fast kein CO2 bei der Herstellung! Das Fleisch von Rindern ist ja wegen deren Methanausstoß für das Ozonloch mitverantwortlich. Bohnenquark macht so was nicht!“
 
Tipp: Wer die Schnauze von dermaßen tollen Nachbarn endgültig voll hat, der sollte sich selbst helfen. Drucken Sie einfach ein paar großformatige Plakate und hängen Sie die in der Nachbarschaft auf. Textvorschläge:
„Hybridautos töten leise Leben!“
„Aufsitzrasenmäher-Rennen für alle Modelle ohne Kat!“
„Kinder brauchen täglich fünf Kilo rohes Fleisch!“
„Tofu – raus aus den Kochtöpfen, rein in die Mörteleimer!“
    Hin und wieder diskutiert man aber auch Verbesserungsvorschläge im nachbarschaftlichen Miteinander. Die kommen dann von den Nachbarn selbst: „Wollen Sie Nils nicht ein eigenes Haustier kaufen? Er hat jetzt schon unser drittes Zwergkaninchen mit seiner Armbrust erwischt. Und dann waidgerecht zerlegt und roh gegessen …“ ist nur ein nett gemeinter nachbarschaftlicher Hinweis.
    Kein freundlicher Nachbar hat was gegen heimliche kindliche Fleischbeschaffung in mangelernährten Vegetarier-Haushalten. Aber diese Methode kollidiert mit dem Tierschutz – und geht selbst den entspanntesten Nachbarn irgendwann zu weit. Der Nachhaltigkeitspapi 2.0 versteht weder die Aufregung noch solche Diskussionen, es geht doch um ein Kind. Von wegen Toleranz und eigene Lebenserfahrungen sammeln. Mami ist dafür – wie immer – hilflos bemüht, sichtbar überfordert und betroffen. Sie denkt über Therapiestunden für die ganze Familie nach. Sogar dann und wann eine Currywurst für den Achtjährigen sind plötzlich im Gespräch.
    Die beste Lösung für die Nachhaltigkeitsfamilie 2.0 wäre jedenfalls – darin sind sich die Nachbarschaftsexperten schnell einig –, wenn sie sich so stinknormal verhielte wie andere Durchschnittsfamilien eben auch. Davon gibt es schließlich ein paar (Millionen?!) in Deutschland!
Nachbar zur Familie 2.0

Deutsch
„Was dürfen Ihre Kinder denn essen?“

Grasen die den ganzen Tag?

„Sie leben ja sehr bewusst und entsagungsreich.“

Klassische Ashram-Küche – Kochen ohne Essen!

„Kommen Sie doch mal zu uns zum Grillen!“

Das wird ein billiger Abend!

„Hätten Sie nicht auch sehr viel Freude an einem Haus im Grünen?“

Wir haben was Passendes im Osten für euch gefunden: Innere Mongolei!

„Wie gefällt Ihnen unser neues Biotop?“

Wir düngen es immer mit eurem Tofu-Salat!

„Klasse, dass Sie nun auch Hühner halten und so auf die Eier aus den Legebatterien verzichten.“

Und wir werden einem elternlosen Fuchswelpen aus Lärmschutzgründen eine neue Heimat geben.

Zeige mir, wie du wohnst ...
    Flächennutzungsplan mit Bett und WC: die Studentenbude
    Die Wohngarage mit Ess- und Schlafecke. Platz ist in der kleinsten Hütte, Freiraum nicht zwingend! Muss ja auch nicht, denn hier wohnt niemand für die Ewigkeit. Studentenbuden sind nur Temporärbehausungen im Bonsaiformat – mit ausgiebigem Freigang.
    Das Wertvollste ist neben dem Buchlager sowie den Getränkevorräten die technische Ausstattung vom Laptop bis zum Smartphone. Alles wird funktionell und nach dem Mehrfachnutzungsprinzip auf der unteilbar kleinen Fläche angeordnet: Die Bücher stehen doppelreihig im Billy-Regal, das Bett ist Ruhestätte sowie Wäschesammelplatz in einem und das Fahrrad in der Ecke hat die Trockenwäsche am Lenkergeweih und auf dem Gepäckträger. Zwei halbleere Bionade-Kisten dienen mit einem Bananenkarton drauf als Hochregal für den guten Röhrenfernseher, immerhin Farbe.
    Aus der Küche grüßen fünf verschiedene Einrichtungsstile und zwei Quadratmeter voll mit bunt zusammengewürfelten Kochutensilien vom Flohmarkt. Außerdem eine funktionsfähige, moderne Espressomaschine und eine kaputte, uralte Mikrowelle. Ein platzverwöhntes Luxusleben führt hier nur die Pflanzenwelt: Die ganze Fensterfront ist voll von erlaubten, wohl genährten Gewächsen in sattem Grün.
 
Tipp: Wer als Student vor dem Einzug in die erste eigene Wohnung etwas über effizientes
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