Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Langenscheidt Arzt-Deutsch/Deutsch-Arzt

Langenscheidt Arzt-Deutsch/Deutsch-Arzt

Titel: Langenscheidt Arzt-Deutsch/Deutsch-Arzt
Autoren: Langenscheidt
Vom Netzwerk:
weglaufen; und so finden hier noch richtige Gespräche statt. Diese psychosomatische Grundversorgung der Bevölkerung wird den armen Pillendrehern nicht extra bezahlt und steckt deshalb in den Preisen mit drin.
Ohne Rezept – Selbstmedikation
    Alles, was ohne Rezept über den Ladentisch geht, nennt sich OTC – over-the-counter. Ein nicht versiegender Einnahmequell der Apotheken, denn diese Mittel sind häufig »apothekenpflichtig«. Bestes Beispiel: tausendundein Erkältungsmittel. Komisch, dass es Hühnersuppe noch nicht als Zäpfchen gibt. Denn gegen banale Vireninfekte hilft nichts besser als abwarten, Suppe und Tee. Aber wir vertrauen lieber exotischen Tinkturen, die behaupten, das Immunsystem anzuregen. Liebe Leser, Sie können auch Dreck fressen, auch das stimuliert Ihr Immunsystem! Genau dafür ist es da, um bei Kontakt mit seltsamen Substanzen die Abwehr hochzufahren. Ob das aber auch gegen Erkältungen hilft, ist noch lange nicht bewiesen.
    Auch bei wirksamen Nasenspülungen mit Salzwasser lohnt sich ein Preisvergleich. Meerwasser in der Apotheke kostet bis zu 5 Euro für 20 Milliliter. Da können Sie sich ausrechnen, was eine Literflasche wert ist, die Sie beim nächsten Strandurlaub für umsonst mit Meerwasser abfüllen. Da haben Sie den Flug schon wieder reingeholt!
    MERKE Wenn es für eine Erkrankung viele Mittel gibt, ist wohl keins davon wirksam. Sonst hätte es sich ja irgendwann rumgesprochen.
Vom Arzt verordnet
    Welche Mittel der Arzt verordnen kann, steht in der »Roten Liste«. Sie enthält zigtausend Mittelchen, von denen leider die wenigsten vom Aussterben bedroht sind. Fakt ist: Von all den Medikamenten, die verordnet und von der Gemeinschaft bezahlt sind, wird weniger als die Hälfte tatsächlich eingenommen.
    Diese »Non-Compliance« (das Nichteinhalten von ärztlichen Ratschlägen) betrachet der Arzt als Trotz, der Patient als Selbsterhaltungstrieb. Tabletten im Werte von 12 Milliarden Euro landen so im Müll oder im Hund. Ein tierischer Unsinn und zum Teil eine Nebenwirkung der Beipackzettel.
    TIPP Wenn Sie sowieso kein Medikament wollen, dann sagen Sie das doch bitte gleich zu Beginn des Arztbesuches.
Aber wenn etwas mit gutem Grund verordnet wurde, sollten Sie sich von keinem Beipackzettel abschrecken lassen – auch wenn der sich liest wie das Tagesprotokoll einer ganzen Intensivstation. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass alle Nebenwirkungen an einem einzigen Menschen auftreten. Und noch unwahrscheinlicher ist, dass dies ausgerechnet Sie sind.
Die Packung und ihre Beilage
    Die Charge
steht außen auf der Packung. Die Chargennummer ist nicht das Verfallsdatum!
    Die »Gebrauchsinformation«
ist meist nicht zu gebrauchen. Sie wird auch Waschzettel genannt, weil die Hersteller durch das Auflisten von furchtbaren Dingen ihre Hände in Unschuld waschen.
    Indikation
Die »Anzeige«, das Einsatzgebiet, wogegen das Mittel wirken soll. Bei Kopfschmerz ist Acetylsalicylsäure angezeigt.
    MERKE Man nehme ein Medikament nur dann, wenn es angezeigt ist. Nicht weil es angesagt ist.
    Kontraindikation
Die »Gegenanzeige«, wann man das Mittel auf keinen Fall anwenden darf. Beispiel: Eine bestehende Herzerkrankung ist eine Kontraindikation für Viagra, weil es die Herzgefäße verändert. Was im Zweifelsfall den alten Männern aber egal ist und ihnen einen vorzeitigen, aber kaum zu übertreffenden Tod beschert.
    Nebenwirkungen
Viele Nebenwirkungen sind gar keine, sondern eine Folge der Hauptwirkung eines Medikamentes, und man muss sie wohl oder übel in Kauf nehmen. So machen viele Antibiotika auch Durchfall. Denn unser Darm ist mit Milliarden von Bakterien besiedelt, und im Kampf gegen die bösen wird auch immer ein Teil der nützlichen Bakterien als »Kollateralschaden« mit abgetötet.
Ernste Nebenwirkungen gibt es auch. Die sind aber meist sehr selten, z. B. nur einer von 10.000 Fällen. Am besten nimmt man deshalb nicht immer das neueste Medikament, sondern ein Mittel, das schon 10.000 Patienten vor einem genommen haben.
Die Kritiker der Schulmedizin verweisen gerne auf sanfte Verfahren, weil die keine Nebenwirkungen haben. Was aber oft daran liegt, dass sie schlichtweg auch keine Hauptwirkung entfalten.
    VORSICHT Auch Placebos haben Nebenwirkungen! Wer erwartet, dass ein Medikament Schwindel macht, dem wird auch ohne Wirkstoff schwindelig. Und das ist nicht geschwindelt!
    Plus C
Vitamin C kommt in der Apotheke noch häufiger vor als in Zitrusfrüchten. Echter Vitamin-C-Mangel kam zuletzt bei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher