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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum
Autoren: Mary Nichols
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“Mylord”, flüsterte sie, “ich werde Sie nicht heiraten. Warum können Sie dies nicht akzeptieren? Es gibt genug andere junge Damen, die …”
    “Aber es gibt nur
eine
Lady Lavinia”, unterbrach er sie bewundernden Blickes.
    “Lord Wincote, ich bitte Sie. Bringen Sie mich nicht länger in Verlegenheit. Mein Entschluss steht fest.”
    Zu Lavinias größter Überraschung und unaussprechlicher Erleichterung kam just in diesem Augenblick James in ihre Loge.
    Er verbeugte sich. “Bitte verzeih mir meine Verspätung, Lavinia. Ich wurde aufgehalten.”
    “Ist sie hübsch?”, platzte es unbedacht aus ihr heraus.
    “Oh ja. Wunderschön”, erwiderte er in feierlichem Ton.
    “Darf man gratulieren?”
    “Noch nicht.”
    Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf. “Ich erzählte Lord Wincote gerade, dass ich zu einer Entscheidung gekommen bin …” Sie hielt inne, um James’ Reaktion abzuwarten, um zu sehen, ob seine grauen Augen irgendeine Gefühlsregung preisgaben. Tatsächlich wurde seine Miene finster, doch binnen Sekunden lächelte er wieder. Lavinia musste befürchten, es sei ihm einerlei.
    “Und wie lautet deine Entscheidung?”
    “Was meinen Sie, Lord Corringham?”, fuhr Wincote leichthin dazwischen, in der Hoffnung, den Rivalen mit seinem selbstbewussten Gebaren zu einer falschen Schlussfolgerung zu veranlassen.
    Seine Rechnung ging auf. “Dann muss ich Ihnen wohl gratulieren”, erwiderte James mit zusammengebissenen Zähnen und machte auf dem Absatz kehrt, ohne Lavinias flehenden Blick zur Kenntnis genommen zu haben, der ihm bedeutet hätte, dass er völlig falschlag mit seiner Annahme. Erst nach der Pause kehrte er in die Loge zurück, wobei er Lavinia jedoch geflissentlich ignorierte.
    Nach der Vorstellung fand James sich in Gedanken verloren auf der Straße wieder. Erst als er Sir Percy und Lady Rattenshaw unter den aus dem Theater strömenden Leuten entdeckte, ließen ihn die trüben Gedanken wieder los.
    “Kann ich Sie in meiner Kutsche zu ‘Reid’s’ mitnehmen?”
    “Liebend gern”, erklärte Sir Percy und rieb sich die Stirn. “Leider plagen mich Kopfschmerzen, und daher würde ich gern nach Hause fahren und mir etwas Ruhe gönnen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich Miss Doubledays annehmen und sie zum Restaurant eskortieren würden. Bitte entschuldigen Sie mich bei Lady Lavinia.”
    Kaum hatten James und Lady Rattenshaw sich von ihrem Freund verabschiedet, kam Lavinia aus dem Theater und sah die beiden zu James’ Kutsche gehen. Nie zuvor hatte sie ihn in Begleitung dieser Dame gesehen, zudem so vertraut die Köpfe zusammensteckend und lebhaft plaudernd. Könnte womöglich Lady Rattenshaw die geheimnisvolle Frau sein, in die James sich verliebt hatte? Immerhin erinnerte sie sich daran, dass er sie damals auf Miss Constance’ Ball unvergleichlich schön gefunden hatte. Verwundert und betrübt zugleich folgte sie Lord Haverley und seiner Begleiterin zu deren Kutsche. Sie konnte nur hoffen, dass der weitere Abend sich halbwegs entspannt gestalten und sie Gelegenheit finden würde, James endlich aufzuklären über ihre Entscheidung.
    Auf dem Weg zu “Reid’s” erfuhr James von Marianne, dass Lord Wincote ihr gemeinsames Vorhaben, für einige Zeit aufs Land zu fahren, aufgegeben habe mit der Begründung, er könne Lady Lavinia nicht ins Unglück stürzen durch den Skandal, den sie verursachen würden. Natürlich wussten Marianne und James nur zu gut, dass der Duke of Loscoe den Gentleman neulich im Parlament ermutigt und wider Erwarten eine großzügige Mitgift in Aussicht gestellt hatte.
    Dass Miss Doubleday sich überhaupt ins Theater gewagt hatte, war dem Umstand zu verdanken, dass sie und Sir Percy sich eine plausible Geschichte ausgedacht hatten, sollte Mr. Greatorex ihren Weg kreuzen. In diesem Fall würde sie ihn zur Seite ziehen und ihm erzählen, sie sei einer Wette wegen in die Rolle der reichen Lady Rattenshaw geschlüpft und dürfe sich nicht zu erkennen geben. Auf diese Weise musste sie Lady Lavinia nicht enttäuschen und aus dem Stück ausscheiden.
    Kaum hatte Lavinias Gesellschaft sich an der eigens für sie reservierten Tafel in dem geschmackvoll mit Palmenkübeln und festlichen Kandelabern ausgestatteten Restaurant niedergelassen, als für alle gleichermaßen unerwartet Mr. Greatorex in den Saal kam.
    Hocherfreut erhob Lavinia sich und eilte ihm entgegen. “Mr. Greatorex, hätte ich gewusst, dass Sie nach Ihrer Vorstellung im ‘Reid’s’ zu speisen pflegen,
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