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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
Autoren: Jutta Ahrens
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uns alle geirrt. Dass du lebst, ist ein Wunder, und es will uns sagen, dass sich noch alles erfüllen kann. Suthranna war nur das Werkzeug der himmlischen Mächte.«
    »Dann sollen die Himmlischen wirken, mich geht es nichts mehr an. Ich bin ein Flüchtling, ein Heimatloser. Ich weiß nicht, wo ich stranden werde, aber es wird dort sein, wo es für mich und meine Freunde zu leben lohnt.«
    Anamarna nickte. »Dein Weg sei wie ein Bach, der sich sein Bett sucht. Er weiß nicht, wohin die Reise geht, aber seine Wasser fließen unaufhaltsam bergab, niemals bergauf, das ist ausgeschlossen.«
    Jaryn bekam Kopfschmerzen von diesen Weisheiten, aber er riss sich zusammen, denn er wollte Anamarna nicht betrüben. Zum Glück kamen jetzt Aven und Caelian mit einem großen Topf Gemüsesuppe und frischem Brot. Teller gab es nicht. Jeder schöpfte mit Holzlöffeln aus der gemeinsamen Schüssel und tunkte sein Brot hinein. Die Stimmung war gelöst. Gerade schob Anamarna das letzte Stück Brot in den Mund und wandte sich dann an Aven: »Sag mal, möchtest du nicht ein paar Wochen in den Mondtempel wechseln?«
    Aven sah seinen Meister erschrocken an. »Ich? Nein. Wieso?«
    Anamarna zuckte die Achseln. »Ich dachte nur – oder habe ich es mir eingebildet? Heute hat die Suppe viel besser geschmeckt als sonst. Ich denke, ich behalte Caelian hier, und du begleitest Jaryn.«
    Aven schluckte kurz, dann sah er, wie alle grinsten, und er musste ebenfalls lachen. Das war wieder einmal einer von Anamarnas Scherzen gewesen. »Mit Jaryn gehe ich gern«, sagte er und blinzelte ihm zu.
    Da rief Caelian: »Auf keinen Fall! Das wäre viel zu gefährlich …« Er machte eine Pause. »Für Jaryn.«
    »Was? Für mich? Weshalb denn?«, fragte Jaryn arglos. Dann sah er Caelians unverschämtes Grinsen und wurde tatsächlich noch rot. »Du solltest dich schämen – in Anamarnas Gegenwart …«
    Dieser hielt eine Hand hinter sein Ohr. »Was? Ich armer, alter, tauber Mann habe gar nichts gehört.«

6
    Fünf Tage waren Jaryn und Caelian nun schon Gast bei Anamarna. Und sie wären wohl noch länger geblieben, denn es gefiel ihnen ausgesprochen gut. Aven schlug Jaryn und Caelian vor, die nähere Umgebung zu durchstreifen. Dabei zeigte er ihnen die schönsten und lauschigsten Plätze, und am Abend saßen sie an der Quelle und beobachteten das Wild, wie es zur Tränke ging. Jaryn erinnerte sich gut an seinen ersten Besuch; seine heimliche Begierde, als er Aven nackt gesehen hatte, und seine schamhafte Befangenheit. Inzwischen dachte er anders darüber, aber in Caelians Gegenwart hielt er sich zurück.
    Doch dann erschien ein Bote aus Margan und brachte aufregende, sich überschlagende Nachrichten. König Doron war tot, von seiner eigenen Frau in der Hochzeitsnacht entmannt. Und Prinz Rastafan war der Mithilfe und des Landesverrats angeklagt. Ausgegangen war die Beschuldigung von Gaidaron, der einen verräterischen Brief an Lacunar von Achlad abgefangen hatte. Es sollte ein Prozess stattfinden, und Anamarna wurde von Sagischvar und Suthranna gebeten, nach Margan zu kommen, um ihm beizuwohnen.
    Jaryn erfüllte es mit Entsetzen, was sich in Margan nach seiner Flucht abgespielt hatte.
Razoreth!
, schoss es ihm durch den Kopf. Zahira, von Hass getrieben, hatte Doron grausam getötet. Und Rastafan? Auch er hatte Doron gehasst. Hatte er sich wirklich im Sinne dieser Vorwürfe schuldig gemacht? Früher hätte Jaryn daran gezweifelt, heute hielt er es für möglich, ja für sicher.
    »Ich glaube nicht, dass Rastafan getan hat, was man ihm vorwirft«, durchkreuzte Anamarna seine Gedanken. »Gaidaron hat seine Hand im Spiel. Ich fürchte, das war eine seiner Intrigen. Natürlich muss ich mich sofort auf den Weg machen.«
    Jaryn zog die Stirn kraus. »Um diesem – Mann zu helfen? Warum?«
    »Nicht diesem Mann will ich helfen, nur der Gerechtigkeit. Wenn sich erweist, dass er schuldig ist, werde ich keinen Finger für ihn rühren. Ist er aber das Opfer einer von Gaidarons Machenschaften, dann ist dieser es, der bestraft werden muss.«
    »Wenn Rastafan unschuldig ist«, warf Caelian ein, »dann wird er schneller König, als er gedacht hat.«
    Jaryn stieß einen knurrenden Laut aus. »Schlimm für Jawendor.«
    »Besser Rastafan als Gaidaron«, sagte Caelian.
    »Nach der Schlange kam der Wolf«, erwiderte Jaryn giftig.
    »Das wird sich erweisen«, sagte Anamarna.
    »Aber wenn Rastafan verurteilt wird«, meinte Aven, »dann muss doch nicht dieser Gaidaron den Thron
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