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Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Titel: Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)
Autoren: Michael Schuck
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zwei Heidekrautbüscheln hindurch. Etwa einen Kilometer vor ihnen bewegte es sich am Rand der Senke. Offenbar standen da oben große Findlinge herum, ferne Grüße aus der letzten Eiszeit. Eine schwarze Masse wanderte durch den weißen Nebel.
    Die breite Brust des T 72 br ach über den Rand der Senke. Der Panzer schickte sich an, den Hang hinunterzuschlingern. Blitzschnell nahm Gurth Ziel durch seine einfache Zieleinrichtung. Sofort notierte er innerlich, ein einfaches Zielfernrohr mit Restlichtverstärker würde ihm früher einen Blick durch den Nebel ermöglichen. Noch besser wäre eine elektronische Zielerfassung.
    Gurth drückte den Abzug. Wie aus dem Lehrfilm geschnitten, raste der rote Laserstrahl auf den Panzer zu. Der T 72 wurde augenblicklich zerlegt. Eine gelbe Flamme sprang hoch. Gurth hielt den Todesstrahl immer noch mitten in das Inferno hinein.
    Plötzlich sprang das Turmluk auf. Eine schwarze Gestalt schien den Flammen entkommen zu wollen, wurde aber augenblicklich von dem roten Strahl erfasst und in Stücke gerissen.
    "Bewusst disharmonierende Strahlenbündel!" , schoss es durch Gurths grell erhitztes Gehirn. Bernd schrie aus Leibeskräften: "Da sind welche drin, verdammte Scheiße, stell doch endlich dieses Scheißding ab!"
    Da erst ließ Gurth den Abzug los.
    Bernd riss ihn hoch und brüllte: "Los, vielleicht ist noch einer drin!" Er raste auf die schwelenden Panzerreste zu. Gurth folgte ihm stolpernd. Aber sein Magen fühlte sich an wie ein großes Stück Eis. Er konnte nicht rennen. Nur Schritt für Schritt kam er vorwärts. Schließlich rammte er den fassungslosen Bernd, der in die Trümmer starrte. Da war nichts mehr, worin noch jemand hätte sein können. Der Panzer war wie von einer Riesenschere zerschnitten. Wahrscheinlich hatte er vier Mann Besatzung gehabt. Denn zwischen den qualmenden Panzerplatten und Kettenresten waren schwach die Reste von Stahlhelmen zu erkennen.Plötzlich zwitscherte ein Hubschrauber über ihnen. "Verlassen Sie sofort die Einsatzstelle! Verlassen Sie sofort die Einsatzstelle!", tönte es aus den Außenlautsprechern zu ihnen hinunter. "Es war alles geplant!", brüllte Gurth. "Die Scheißkerle haben alles genau geplant."
    Er riss den immer noch wie erstarrten Bernd mit sich, und sie taumelten wie zwei Betrunkene zwischen zwei flachen Sanddünen hindurch davon. Mit zunehmender Entfernung verwandelte sich das Zwitschern des Hubschraubers in hartes Dröhnen. Gurth hörte erst auf, den immer noch benommenen Bernd vorwärts zu zerren, als sie den Waldrand erreichten. Als das schützende Dach der Fichten ihre kalkweißen Gesichter verdunkelte, sank Gurth auf den weichen Boden. Er konnte einfach nicht mehr. Ihm war unheimlich schlecht.
    Schließlich hörte er Bernd fragen: " Gurth, was meintest du mit: Alles geplant?"
    "Ja, glaubst du denn im Ernst, das war ein Unfall?" , erwiderte Gurth mit fliegendem Atem.
    "Du meinst das nicht?" , entgegnete Bernd.
    "Nein! Ich meine das nicht. Ich meine hingegen", setzte Gurth mit harter Stimme fort," dass diese ganze Geschichte bis ins Letzte geplant gewesen ist und dass wir beiden Idioten nur Schachfiguren in dem Spiel eines Verrückten waren."
    "Eines Verrückten?" , fragte Bernd.
    "Ja, sicher verrückt. Oder meinst du, so was denkt sich ein normaler Mensch aus?" , schnappte Gurth.
    "Ach weißt du, Gurth. Ist es denn normal, die Atombombe zu bauen? Oder ist das normal, BALLOKI zu bauen? Und ist erst der verrückt, der solche Waffen anzuwenden beginnt?", meinte Bernd.
    "Nun lass mal diese philosophischen Wallungen!" , verlangte Gurth. "Der Unterschied zwischen Bauen und Anwenden liegt bei ein paar Millionen Menschenleben. Du hast es doch gerade selber erlebt, wo der Unterschied liegt. Meinst du nicht, dass es ein ganz anderes Gefühl ist, so ein Ding wie BALLOKI konstruiert zu haben, als es angewendet zu haben? So einem Typen wie Morian würde es Spaß machen, es anzuwenden. Deshalb glaube ich nicht, dass es ein Unfall war."
    "Wenn es kein Unfall war, was war es dann?" , fragte Bernd hastig. Ihnen blieb sicher nicht mehr viel Zeit. Vielleicht war das Schachspiel noch nicht beendet.
    "Eine Demonstration ", sagte Gurth entschieden. Seine Stimme wurde langsam wieder fest. "Eine als Unfall getarnte Demonstration."
    "Sie hätten BALLOKI doch am Golf testen können. Mitten im Krieg", warf Bernd zynisch ein.
    "Aber da wären wir doch nicht dabei gewesen", beharrte Gurth. "Wir, die NATO, die Interessenten, die anderen potentiellen Käufer.. Ich
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