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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr
Autoren: A Schacht
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ihren Schreibtisch. Ich ahnte, was sie vorhatte, und sprang ebenfalls auf. Mit einer hastigen Bewegung nahm ich ihr das KomLink ab.
    »Du wirst mich nicht mehr einsperren lassen, Mama. Mag sein, dass ich dir mehr hätte erklären müssen, aber die Zeit läuft. Um Himmels willen, lass niemand wissen, dass ich wieder hier bin. Und denk nach. Denk doch mal nach! Denk doch mal an Demir. Seine Feinde sind auch deine. Und meine.«
    »Du bist wahnsinnig, Kyria«, flüsterte sie heiser.
    Ich nahm mein KomLink und gab Cams Code ein.
    »Ja?«
    »Ich brauche eine Unterkunft. Irgendwo, wo mich niemand findet.«
    »Du schon wieder!« Es klang genervt.
    »Tut mir leid, aber ich kann nicht hierbleiben. Meine Mutter schenkt mir keinen Glauben.«
    »Setz dich mit Maie in Verbindung. Sie wird dir glauben. Und zank dich nicht. Deine Mutter ist auch nur ein Mensch.«
    »Das meinst auch nur du. Schick mir Maies Code.«
    »Ist auf dem KomLink, den Ben dir gegeben hat.«
    »Okay.«
    »Kyria, auch ich brauche hin und wieder eine Stunde Schlaf.«
    Weg war er. Ich suchte die Verbindung zu Maie. Auch sie klang verschlafen, als sie sich meldete.
    »Kyria La Jonquilla«, sagte ich. »Ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Wo sind Sie, Junora?« Ihre Stimme hörte sich plötzlich alarmiert an.
    »Bei meiner Mutter.«
    »Bleiben Sie da, ich komme sofort.«
    »Danke.«
    Als ich hochsah, stand meine Mutter mit hängenden Schultern am Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Ich fühlte mich mit einem Mal unsagbar erschöpft. Müde trat ich hinter sie und legte meinen Arm um ihre Taille.
    »Mama, du hast mein ganzes Leben lang auf mich aufgepasst. Ich bin dir wirklich dankbar dafür. Aber ich habe eine lange Reise hinter mir und bin müde. So viel müsste ich dir erklären.«
    Sie drehte sich zu mir um, und in ihrem Gesicht lagen dunkle Schatten. »Dann erkläre es mir, wenn du dich ausgeruht hast«, sagte sie leise.
    »Ich habe viel gelernt, Mama. Und mir ist so vieles klar geworden. Ich hab dich lieb.«
    Sie streichelte meine Haare, dann ließ sie mich los. »Gehen wir nach unten, Maie wird bald hier sein.«
    »Ich melde mich wieder, wenn ich weiß, wo ich bleiben kann.«

DIE AMAZONE
    M aie wirkte zerzaust, als sie aus ihrem Fahrzeug stieg. Die schwarzen Haare zerwühlt, ein zerknittertes Shirt und kurze Hosen, die ihre schlanken Beine zeigten – wie anders sah sie aus als in der strengen Uniform, die sie bei ihren häufigen Auftritten in den Medien trug. Ich kannte sie nur vom Bildschirm, wo sie oft zu den Zuständen in den Straßen von La Capitale befragt wurde. Getroffen hatte ich sie noch nie.
    »Ma Dama Isha, Junora Kyria«, sagte sie und machte eine ehrerbietige Verbeugung, die Linke vor die Brust gehalten.
    »Maie, hören Sie sich an, was meine Tochter zu berichten weiß. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es glauben kann.«
    »Natürlich, Ma Dama. Ich bin selbst neugierig. Junora!«
    Sie hielt mir die Tür auf, und ich setzte mich in den Wagen. Schweigend fuhren wir durch die stillen Straßen der Hauptstadt. Im Lampenlicht schimmerten die weißen Fassaden, warfen hier und da schlanke Säulen oder elegante Friese Schatten, sorgfältig beschnittene Bäume und gepflegte Anpflanzungen lockerten die strenge Architektur auf, in der die ganze Stadt erbaut worden war. Nun gut, nicht die ganze, sondern vor allem die Viertel entlang dem Main und die Gegend um die großen Parks herum. Wir bogen jetzt allerdings in schlichter bebaute Areale ein, die Wohngegend der Civitas. Auch hier waren die Fassaden zwar weiß, aber nicht ganz so makellos. Und es huschten vor unseren Scheinwerfern menschliche Schatten in dunkle Ecken.
    Subcults – auf der Suche nach allem Möglichen: Nahrung, Abfall, Information. Vielleicht sogar Arbeit. Manche Leute stellten die Ausgestoßenen gerne für schmutzige Tätigkeiten ein, das hatte ich bei meinem Ausflug in die Subcultura gelernt.
    Wir kamen wieder in eine der besseren Gegenden, und Maie parkte vor dem Eingang eines mehrgeschossigen Hauses.
    »Wir unterhalten uns in meiner Wohnung, Junora Kyria. Bitte, folgen Sie mir.«
    Sie war sehr kühl, die Amazone. Na gut, warum sollte sie auch herzlich sein. Ich hatte ihr eine Menge Arbeit beschert.
    Ihre Wohnung passte zu ihr, ordentlich, gradlinig, aufgeräumt. Sie wies auf ein dunkelblaues Sofa, setzte sich mir gegenüber auf ein rundes Polster und sah mich fragend an.
    Ich suchte nach einem Anfang und griff dabei an den Anhänger, den ich um den Hals trug. Rebs keltisches Kreuz. Das
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