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Kuss mit lustig

Kuss mit lustig

Titel: Kuss mit lustig
Autoren: Janet Evanovich
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Hast du nicht gesagt, du willst die Frau nur schnell eben festnehmen, und danach gäbe es Frühstück?«
    Lula ist eine ehemalige Prostituierte, jetzt macht sie bei uns die Büroablage und ist außerdem meine Chauffeurin. Lula ist schwarz, trägt XXL und quetscht sich gerne in hautenge Klamotten. Ihr Lieblingsteil sind Leggings aus Elastan mit Tigerfellmuster. Die Natur hat Lula reich beschenkt.
    »Loretta hat gerade eine Morgenkrise«, sagte ich.
    Lula musterte Loretta. »Das sehe ich selbst. Sie hat ja noch ihr Nachthemd an.«
    »Fällt dir sonst noch was auf?«, fragte ich Lula.
    »Meinst du ihren Smith&Wesson-Lockenwickler?«
    »Ich will nicht ins Gefängnis«, jammerte Loretta.
    »So schlimm ist das gar nicht«, tröstete Lula sie. »Wenn du ins Zuchthaus kommst, hast du sogar zahnärztliche Versorgung gratis.«
    »Ich bin eine Schande für diese Welt«, sagte Loretta.
    Lula verlagerte ihr Gewicht von einem Manolo-Superhighheel auf den anderen. »Wenn du abdrückst, wird aus der Schande ein Schandfleck. Und wer soll die Schweinerei in deiner Küche wieder wegmachen? Außerdem hast du dann ein Loch im Kopf, und deine Mutter kann dich nicht im offenen Sarg aufbahren.«
    »Ich habe eine Lebensversicherung abgeschlossen«, sagte Loretta. »Wenn ich mich umbringe, kriegt mein Sohn Mario das Geld. Das reicht aus, bis er selbst Arbeit gefunden hat. Aber wenn ich ins Gefängnis komme, steht er alleine da und ohne Geld.«
    »Lebensversicherungen zahlen nicht bei Selbstmord«, sagte Lula.
    »Oh Scheiße! Ist das wahr?«, wollte Loretta von mir wissen.
    »Ja. Aber ich verstehe sowieso nicht, warum du dir Sorgen machst. Du hast so eine große Familie, da wird sich schon jemand finden, der sich um Mario kümmert.«
    »Alles nicht so einfach. Meine Mutter ist in der Reha-Klinik, nach dem Schlaganfall. Die kann ihn nicht zu sich holen. Und mein Bruder Dom kann ihn auch nicht aufnehmen. Der ist vor drei Tagen aus dem Gefängnis entlassen worden, auf Bewährung.«
    »Was ist mit deiner Schwester?«
    »Die hat ihre eigenen Kinder am Hals. Ihr Mann ist ein Stück Scheiße, er hat sie wegen einer vorpubertären Erotiktänzerin verlassen.«
    »Irgendein Babysitter wird sich doch finden«, sagte Lula.
    »Alle haben genug mit sich selbst zu tun. Und ich will ja Mario auch nicht einfach irgendwem überlassen. Er ist sehr sensibel … und künstlerisch veranlagt.«
    Ich zählte die Jahre zurück, ihr Sohn war wahrscheinlich gerade Teenager geworden. Loretta hatte nie geheiratet, und wenn ich mich recht erinnere, hat sie den Vater auch nie verraten.
    »Du könntest ihn doch zu dir nehmen«, sagte Loretta zu mir.
    »Was? Ich? Nein. Niemals. Auf keinen Fall. Kommt nicht in Frage.«
    »Nur so lange, bis ich auf Kaution wieder raus bin.«
    »Wenn du jetzt gleich mitkommst zum Gericht, kann Vinnie deine Kaution sofort bezahlen.«
    »Ja, gut, aber wenn irgendwas schiefgeht, muss jemand Mario von der Schule abholen.«
    »Was sollte denn schiefgehen?«
    »Was weiß ich. Eine Mutter macht sich eben immer Sorgen. Versprich mir, dass du ihn abholst, wenn ich bis dahin noch nicht wieder entlassen sein sollte. Er kommt um halb drei aus der Schule.«
    »Keine Angst, sie macht das schon«, sagte Lula zu Loretta. »Und jetzt legen Sie brav die Waffe beiseite und ziehen sich was an, damit wir das hier hinter uns bringen können. Ich brauche unbedingt einen Kaffee. Und so ein schönes, fetttriefendes Speck-Eier-Frühstückssandwich. Ich muss ordentlich meine Arterien verstopfen, weil sonst zirkuliert mein Blut zu schnell, und davon wird mir schwindlig.«
    Lula rekelte sich auf dem Kunstledersofa, das an die Wand des Kautionsbüros gequetscht war, und Connie Rosolli, Vinnies Büroleiterin, saß wie immer an ihrem Schreibtisch. Connie und ihr Schreibtisch waren strategisch so platziert, dass sie eine Sperre zu Vinnies abgeschlossenem Privatgemach bildeten. Sie sollten Zuhälter, Zocker und sonstige zwielichtige Gestalten, die was von Vinnie wollten, daran hindern, gleich bis in sein Büro durchzumarschieren und ihn zu erwürgen.
    »Sie ist noch nicht wieder auf freiem Fuß?«, fragte ich Connie. »Was soll das heißen?« Meine Stimme schraubte sich eine Oktave höher, wie man es sonst nur von Minnie Mouse kennt.
    »Sie hat kein Geld, um die Kaution abzusichern. Und auch keine anderen Vermögenswerte.«
    »Das gibt es doch gar nicht. Jeder Mensch hat Vermögenswerte. Was ist mit ihrer Mutter? Ihrem Bruder? Sie hat im Umkreis von zehn Kilometern Hunderte
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