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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition)
Autoren: Lara Wegner
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wie er darauf reagierte. Jetzt würde er noch mehr trinken als sonst.
     

     
    Dem leisen Kratzen an der Tür folgte kurz darauf Pauline. Kichernd flitzte sie durch das Zimmer und schlüpfte zu Viviane ins Bett. Es erinnerte sie an die Kinder der Dienstboten ihrer Großmutter, die zu später Stunde in ihr Zimmer geschlichen waren, sich auf ihrem Bett drängten und nach einer Gruselg e schichte verlangten. Natürlich würde sie der kleinen Schwester keine haa r sträubenden Märchen über garstige Kobolde oder die Tücken des Feenvolks zumuten. Einem Volk, zu dem sie laut ihrer Mutter selbst gehörten.
    Irrsinn!
    Wäre sie eine Fee , dann würde sie …
    N ach allem , was sie über dieses Märchenwesen wusste, würde sie vermutlich weiterhin fremdes Gut an sich nehmen, solange es glitzert e oder ordentlich bunt leuchtet e . Anstatt sich dessen zu schämen, würde sie jedoch über ihre Schätze frohlocken und sie zählen.
    Oder verwechselte sie etwas? Einerlei, sie lebte nicht in einer Märchenwelt und musste sich de r Realität stellen.
    Sinnend streichelte sie über die silberblonden Locken der kleinen Schwester. Engelshaar. Pauline war hell wie ihre Mutter, während Juliette und Justin br ü nett waren und Viviane dunkel wie Mokka. Locken waren beliebt und e r wünscht, aber die ihren sprengten die Mode. Sie brauchte Unmengen an Haarnadeln, um den Wust aus Kringeln auf ihrem Kopf zu bändigen.
    „Soll ich dir eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen, Pauline?“
    Die Jüngere schüttelte den Kopf, rollte sich auf den Rücken und zog die Knie an. Selbst unter der Decke wirkten sie knochig. Gewiss hatte sie es schwer unter der Obhut einer Mutter, für die Schönheit über allem rangierte.
    „Ich muss dich etwas fragen, Viviane.“
    „Das muss ja eine dringende Frage sein, wenn sie dich nicht schlafen lässt. Falls es sich um etwas Unanständiges handelt, solltest du dich besser an Julie t te wenden.“
    Bei ihrem Scherz zog die kleine Schwester eine Grimasse. „Juliette ist immer gemein zu Monsieur Duprey, aber deswegen bin ich nicht hier. Stimmt es, dass deine Finger schneller als jedes Auge sind?“
    Die Frage erwischte sie eiskalt. Ein Wirbel aus Übelkeit zog sich in ihrer Magengrube zusammen. Trotz der eigenartigen Ansichten ihrer Mutter und der Toleranz ihres Vaters, hatte sie ihr Geheimnis bei ihnen sicher geglaubt. Um Zeit zu gewinnen, griff sie nach dem Wasserglas auf dem Nachttisch und trank. Mühsam drückte sie die Flüssigkeit nach unten.
    „Woher …?“
    Pauline setzte sich auf und umfasste ihre Knie. „Minette hat es erzählt. Sie weiß alles, was im Haus vor sich geht. Sie sagte, du hast ein Armband vom Handgelenk einer Dame gelöst, ohne dass diese etwas davon bemerkte.“
    Bei allen Heiligen, so viel Wasser konnte sie gar nicht trinken, damit der Knoten in ihrer Kehle verschwand. Dummerweise war der Diebstahl aufgefa l len und hatte zu ihrer Abreise aus Paris geführt. Besagte Dame erhielt eine beträchtliche Summe, um den Vorfall zu vergessen. Wie der Abbé, mit dem ihre Großmutter Karten spielte. Offenbar wiederholte sich alles. Bis an ihr Lebensende würde sie von einem Familiensitz zum nächsten geschickt we r den, und irgendwann mussten entweder ihr Bruder oder der von ihrer Mutter ersehnte Gemahl das Stillschweigen der Geschädigten erkaufen.
    „Du musst dich dessen nicht schämen, Viviane. Jede von uns besitzt beso n dere Talente. Wir sind nun einmal anders.“
    Unglaublich! Ihre Mutter machte mit diesem Unfug nicht einmal vor Pauline Halt. Sie setzte ihren Töchtern Flausen in den Kopf. Kein Wunder, dass J u liette so von sich überzeugt war und von Sittsamkeit wenig hielt.
    Sie bemühte sich, die Sache herunterzuspielen. „Angenommen dem wäre so, welches Talent hat dann wohl Justin?“
    Vorwurfsvoll verzog Pauline das Gesicht. „Er ist ein Junge. Nur Mädchen haben die Gabe.“
    „Ah, selbstverständlich. Was ist mit Maman und Juliette, hm?“
    Nachdenklich schob Pauline eine Haarspitze in den Mundwinkel und saugte daran. Sie brauchte ziemlich lange, um eine Antwort zu finden. „Also, ich denke , sie haben die Gabe, alles ein klein wenig … durcheinanderzubringe n .“
    Grundgütiger, als wäre das eine Gabe. Es lag in ihren Charakteren begrü n det. Um die geringste Kleinigkeit veranstalteten sie den größtmöglichen Wi r bel und drängten sich in den Mittelpunkt. Juliette ließ bei jeder Gelege n heit ihre Fesseln aufblitzen und gierte nach der Aufmerksamkeit möglicher Vere h
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