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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel
Autoren: Frank Demant
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sah an sich herunter, um zu überprüfen, ob ihr jemand unmerklich eine der beiden wohlgeformten Brüste
    – ihr Handwerkszeug und Geschäftskapital – amputiert hatte. Als sie sich davon überzeugt hatte, dass das nicht der Fall war, sagte sie: „Was hat er denn? Gefall ich ihm nicht?“
    Herr Schweitzer fand den Ausgang nicht auf Anhieb. Erst öffnete er die Tür zur Küche, dann die zur Besenkammer.
    Auf dem Gang zur Toilette wurde er von der Kampfmaschine aufgegriffen. „Wenn Sie mir bitte folgen … Soll ich Ihnen ein Taxi bestellen?“
    „Wie? Ach so. Nein danke.“ Seine Bewegungen ähnelten denen eines Matrosen nach langer Fahrt beim ersten Landgang.
    Der Türsteher ließ sich nichts anmerken. Darauf war er trainiert. Am Eingang sagte er: „Auf Wiedersehen, der Herr. Kommen Sie gut nach Hause.“
    Die frische Luft trug nicht wirklich zur Besserung seines Zustands bei. Die vielen Menschen, die trotz der späten Stunde noch immer unterwegs waren, verwirrten Herrn Schweitzer. Am liebsten hätte er sich auf die nächstbeste Bank gelegt und sich der bunten Bilderwelt vor seinem inneren Auge hingegeben. Seine gute Erziehung verhinderte dies jedoch und irgendeine Stimme, von der er nicht wusste, woher sie kam, die aber verdammt nach Vernunft klang, flüsterte: „Bett, Bett, Bett.“
    Nach einigen Sekunden der Desorientierung fixierte er den flüchtigen Gedanken nach dem nächsten Taxistand. Weil sich alles drehte, ging er möglichst nah an den Hauswänden, um sich im Notfall abstützen zu können. Immerhin wusste er jetzt, dass man in Haschöl gebadetes Dope kleiner portionieren oder nicht so gierig daran ziehen sollte.
    Nach mehreren Stunden, so kam es ihm vor, saß er endlich in einer Droschke. Die Frankfurter Innenstadt zog an ihm vorüber und kam ihm wie neu gestaltet vor. Die vielen farbenfrohen Lichter fügten sich zu einem Gesamtkunstwerk, das nur ein genialer Künstler mit ganz viel Fantasie geschaffen haben konnte.
    Am Zielort fingerte er lange nach seiner Geldbörse.
    So lange, bis der Taxifahrer seine Geduld verlor: „Ich hab nicht ewig Zeit.“
    „Schulischung.“ Herr Schweitzer verzichtete dann auch auf die fünf Euro Wechselgeld. Obendrein hatte er die Bitte Marias vergessen, wegen der Handwerker in seiner eigenen Wohnung zu nächtigen.
    Im Gegensatz zur City lag der Lerchesberg einsam und verlassen. Eine fast über seine Füße flitzende Maus jagte ihm einen außerordentlichen Schrecken ein. Wie ein Wunder hatte er keine Probleme mit dem Schlüsselloch. Dafür aber mit den Schnürsenkeln. Er kippte an die Wand im Flur und öffnete sie im Sitzen.
    „Au weia.“ Es war die Stimme seiner Freundin, die von den seltsamen mitternächtlichen Geräuschen in ihrem Bungalow wach geworden war.
    „Nix au weia. Mir gehtsch gut.“
    Pepsi, die Hauskatze, beobachtete das ungewohnte Treiben aus sicherer Entfernung. Ihre verschlafenen Augen blinzelten.
    Gemeinsam schafften sie es.
    „Oh“, war das Letzte, was Herr Schweitzer an diesem ereignisreichen Tag von sich gab.
    Maria zog ihm noch die Hose aus und deckte ihn zu.
    –
    „Oh“, war auch das Erste, was gen Mittag beim Erwachen von seinen Lippen kam. Nicht dass er wie beim Genuss von zu viel Alkohol einen dicken Schädel hatte. Das nicht, aber seine alten Knochen waren so schwer, als hätte man sie mit Stahl ausgegossen. Erschwerend zur brütenden Hitze kam noch der Lärm eines voll aufgedrehten Radios.
    Nachdem er einige Minuten die Decke angestarrt und seinen Gliedmaßen durch sanfte Dehnbewegungen im Liegen wieder ein Mindestmaß von Geschmeidigkeit eingehaucht hatte, schwang Herr Schweitzer sein rechtes Bein über die Bettkante.
    Dann trottete er des dringend benötigten Koffeins wegen in die Küche. Mit der dampfenden Tasse in der Hand trat er ins Freie. Kein Gewölk war am Himmel zu sehen. Mit einem erfrischenden Regenguss war auch heute nicht zu rechnen. Herr Schweitzer kniff die Augen zusammen und suchte vergeblich nach einer menschlichen Gestalt im Garten. Er folgte den Radioklängen.
    Die Arbeiter saßen an der Außenmauer des Atriumgartens. Offenbar war gerade Mittagspause, denn die zwei Männer kauten an Stullen und vor ihnen stand eine Kiste Mineralwasser. Das Radio dudelte einen alten R.E.M.-Song. Pepsi machte sich an einer Scheibe Salami zu schaffen.
    „Guten Tag“, begrüßte Herr Schweitzer die Herrschaften und: „Sie wissen nicht zufällig, wo Maria, äh, ich meine, Frau von der Heide gerade ist?“
    „Doch“, kam es vom
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