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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist
Autoren: Iain Banks
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Dweller von
Gastfreundschaft entspricht.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht. Vielleicht hat er nur
durchgedreht, weil du einfach den Mund nicht halten
wolltest?«
    »Ich meine es ernst.«
    »Du meinst es ernst? Und was meinte der Bursche mit der
großen Hau-ab-Kanone?«
    »Aun«, sagte Fassin. Es klang müde. »Glaubst
du mir jetzt?«
    Sie zögerte, zuckte die Achseln. »Ich halte es mit
deinem aggressiven Freund; ich glaube, dass du davon überzeugt
bist.«
    Der Strom von telemetrischen Daten riss ab.
    Die Technikerin, die für die Fernsteuerung zuständig
war, kam herein und justierte die Holos über einem der Displays.
»Das war nicht etwa das Gasschiff, das den Geist aufgab«,
erklärte sie. »Jemand hat den Mikrosatelliten gegrillt.
Schnelle Arbeit. Empfehle, schleunigst von hier zu
verschwinden.«
    »Hüte festhalten«, sagte der Captain. »Weit
zurücklehnen.«
    Das Schiff beschleunigte. Sie wurden in ihre Sitze geworfen,
gepresst und schließlich gerammt. Die Offiziere wechselten von
physischer auf Induktionssteuerung. Die kardangelagerte
Kommandosphäre schwenkte herum, um den Andruck auch weiter auf
die Brust wirken zu lassen.
    »War das wirklich Ihr Ernst, Mr. Taak?«,
stieß der Captain mühsam hervor. Die Beschleunigung
drückte ihre Kehlen zusammen wie ein Schraubstock.
    »Ja«, würgte Fassin heraus.
    »Es gibt also ein geheimes Netzwerk von uralten
Dweller-Wurmlöchern, das – wie? – alle
Dweller-Gasriesen miteinander verbindet?«
    Fassin atmete mühsam ein und rang sich ein »So in
etwa« ab. Wieder ein Atemzug. »Sie schicken alles… was
wir… vom Gasschiff… empfangen haben… an Ihr
Oberkommando?«
    Der Captain brachte sogar ein Lachen zustande. »Soweit davon
die Rede sein kann.«
    »Scheiße«, sagte der Verteidigungsoffizier mit
gepresster Stimme. »Wir wurden erfasst.« Er atmete schwer.
»Ein schnelles Schiff. Zu schnell für uns. Auf
vierzehn!«
    »Feuer aus allen Rohren«, befahl der Captain knapp.
»Absprengen des Kommandoraums vorbereiten. Wir werden durchs All
treiben und hoffen, dass die Furchtlos in der Nähe
ist.«
    »Vor dem Absprengen müssen wir wenden, sonst geraten wir
in den Trümmerregen«, sagte der Taktik-Offizier.
    »Verstanden«, antwortete der Captain. »Schade. Habe
dieses Schiff immer so gemocht.«
    Das Schiff flog einen scharfen Schwenk. Fassin fiel in Ohnmacht
und bekam nicht mit, wie sie von der Ökophobie weggeschleudert wurden.
    Drei Tage später wurde die Kommandosphäre vom
Schlag-Schiff Furchtlos aufgefischt.
     
    »Taince«, sagte Saluus Kehar grinsend. »Hallo. Wie
schön, dich wiederzusehen.« Er ging auf sie zu und schloss
sie in die Arme.
    Taince Yarabokin hatte sich ein Lächeln abgerungen. Sie hatte
zu ihrer Uniform eine altmodische Offiziersmütze gewählt,
die sie nun mit dem Ellbogen an die Seite drückte. Das lieferte
ihr einen Vorwand, die Umarmung nicht allzu überschwänglich
zu erwidern. Sal schien es ohnehin nicht zu bemerken. Er trat
zurück und sah sie an.
    »Lange her, Taince. Freut mich, dass du es geschafft
hast.«
    »Schön, wieder hier zu sein«, sagte Taince.
    Sie befanden sich in einem Hangar in der Gefängnisanlage
Achse 7 der Sicherheitskräfte, einem Habitat aus drei
Rädern im Orbit um ’glantine. Saluus wurde dort seit zwei
Monaten festgehalten, weil sich die Behörden nicht entscheiden
konnten, ob die Geschichte seiner Entführung tatsächlich
der Wahrheit entsprach, oder ob er nur geflohen war oder sogar die
Seiten gewechselt hatte.
    Er hatte sich freiwillig Dutzenden von Hirnscans unterzogen –
in gewöhnlichen Fällen mehr als genug, um alle Zweifel
auszuschließen, und natürlich hatte er Beziehungen und
Freunde in höheren Kreisen, die unter normalen Umständen
nur allzu bereit gewesen wären, ein diskretes Wort in
wahrscheinlich sehr empfängliche Ohren zu flüstern. Aber
man hielt seinen Fall für außergewöhnlich. Sal sei
reich genug, um sich technische oder operative Eingriffe geleistet zu
haben, die jeden Hirnscan zu täuschen vermochten,
möglicherweise hätten ihm auch die Hungerleider falsche
Erinnerungen implantiert, und überhaupt hätte man um seine
vermeintliche Desertion zu den Invasionstruppen so viel Aufhebens
gemacht, dass man ihn nun nur mit der Begründung, er sei wohl
doch unschuldig, nicht so ohne weiteres laufen lassen könne.
    Als Saluus verschwunden und allem Anschein nach zum Verräter
geworden war, hatte es Anschläge gegen das Privat- und das
Firmeneigentum der Kehar-Familie gegeben, und er
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