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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur
Autoren: Iain Banks
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aufgemotzten
Designer-Pistolen sonstwohin schieben, und eine theoretisch
schmerzhafte, aber wahrscheinlich nicht mein Ende bedeutende
Abreibung hinzunehmen. Zum Teufel, den Schmerz konnte ich ausschalten
(die Kultur im Hintergrund zu haben, brachte durchaus einige Vorteile
mit sich), aber was war mit der Krankenhausrechnung?
    Ich steckte ohnehin schon bis unter die Schädeldecke in
Schulden.
    »Was ist los, Wrobik?« fragte Cruizell gedehnt,
während er einen Schritt näher trat, in den Schutz des
tropfenden Vordachs des Clubs. Ich stand mit dem Rücken gegen
die warme Wand, den Geruch des nassen Straßenpflasters in der
Nase und einen Geschmack von Metall im Mund; Kaddus’ und
Cruizells Limousine stand mit laufendem Motor an der Bordsteinkante.
Niemand kam auf der Straße am Ende der schmalen Gasse vorbei.
Ein Patrouillenflieger der Polizei schwebte über uns hinweg, in
großer Höhe und mit aufzuckenden Lampen, die durch den
Regen und die angestrahlte Unterseite der Regenwolken über der
Stadt blitzten. Kaddus blickte kurz nach oben, doch dann schenkte er
der vorbeifliegenden Maschine keine Beachtung mehr. Cruizell schob
die Pistole näher an mich heran. Ich versuchte, mich durch
Schrumpfen von ihr zurückzuziehen.
    »Nimm die Waffe, Wrobik«, sagte Kaddus müde. Ich
fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und starrte die Pistole
an.
    »Ich kann nicht«, sagte ich und vergrub die Hände
in den Manteltaschen.
    »Klar kannst du«, sagte Cruizell. Kaddus schüttelte
den Kopf.
    »Wrobik, mach die Sache nicht noch schwieriger für dich;
nimm die Pistole. Berühr sie erst mal, um zu prüfen, ob wir
mit unserer Äußerung recht haben. Nur zu, nimm sie!«
Ich starrte gebannt die kleine Waffe an. »Nimm die Pistole,
Wrobik. Denk nur daran, sie zu Boden zu richten, nicht auf uns; der
Fahrer zielt mit einem Laser auf dich, und er könnte denken, du
wolltest die Waffe gegen uns einsetzen… komm jetzt, nimm sie,
berühr sie!«
    Ich konnte mich nicht bewegen; ich konnte nicht denken. Ich stand
nur da, wie hypnotisiert. Kaddus griff nach meinem rechten Handgelenk
und zog meine Hand aus der Tasche. Cruizell hob mir die Pistole vor
die Nase; Kaddus zwang meine Hand mit Gewalt an die Pistole. Meine
Finger schlossen sich um den Griff von etwas Leblosem.
     
    Die Waffe wurde lebendig; einige Lämpchen blinkten schwach,
und der kleine Bildschirm über dem Griff leuchtete, an den
Rändern flackernd. Cruizell ließ die Hand sinken und
überließ die Pistole meinem Griff; Kaddus lächelte
dünn.
    »Siehst du, das war doch jetzt nicht schwer, oder?«
sagte Kaddus. Ich hielt die Pistole in der Hand und versuchte mir
vorzustellen, daß ich sie gegen die beiden Männer
einsetzte, aber ich wußte, daß ich es nicht konnte, ob
der Fahrer mich nun als Zielscheibe im Visier hatte oder nicht.
    »Kaddus«, sagte ich, »ich kann das nicht. Alles
andere, ich bin zu allem anderen bereit, aber ich bin nun mal kein
gewalttätiger Mensch; ich schaffe es nicht…«
    »Du brauchst kein Fachmann zu sein, Wrobik«, sagte
Kaddus ruhig. »Du brauchst nichts anderes zu sein, als…
das, was immer du bist, zum Teufel. Du brauchst nur richtig zu zielen
und dann zu ballern, wie du es bei deinem Freund auch machst.«
Er grinste und zwinkerte Cruizell zu, der einige Zähne
entblößte. Ich schüttelte den Kopf.
    »Das ist verrückt, Kaddus. Nur weil das Ding auf mich
anspricht…«
    »Ja, ist das nicht komisch?« Kaddus wandte sich zu
Cruizell um, sah ihm ins Gesicht und lächelte. »Ist das
nicht komisch, daß unser Wrobik hier ein Fremdweltler ist? Und
dabei sieht er genau aus wie wir!«
    »Ein Fremdweltler und ein Schwuler«, brummte Cruizell
mißmutig und zog ein grimmiges Gesicht.
»Scheiße.«
    »Seht mal«, sagte ich und starrte die Pistole an,
»dieses Ding… vielleicht funktioniert es gar nicht«,
stammelte ich nicht sehr überzeugend. Kaddus lächelte.
    »Es wird funktionieren. Ein Schiff ist ein großes Ziel.
Du wirst es nicht verfehlen.« Er lächelte wieder.
    »Aber ich dachte, sie hätten Schutzvorrichtungen
gegen…«
    »Mit Laser- und kinetischen Waffen können sie umgehen,
Wrobik; das hier ist etwas anderes. Ich kenne die technischen Details
nicht; ich weiß nur, daß unsere radikalen Freunde viel
Geld dafür bezahlt haben. Das reicht mir.«
    Unsere radikalen Freunde. Das klang komisch, wenn Kaddus es sagte.
Wahrscheinlich meinte er den Leuchtenden Pfad. Leute, die seiner
Meinung nach schon immer in geschäftlichen Dingen Versager
waren,
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