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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Kurt Geisler
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»Stuhr. Aus
Kiel. Moin.«
    Schneider
sprang völlig unerwartet hoch und vollführte fingerhebend drei tänzelnde Drehungen,
bevor er sich wieder setzte. »Ihr Norddeutschen seid schon ein Kapitel für sich.
Nur nicht jemand anderem zu nahe kommen. Dabei kann ich Ihnen ein völlig neues Lebensgefühl
erschließen.«
    Stuhr schüttelte
uninteressiert den Kopf, weil es sich anhörte, als ob ihm Schneider Waldparzellen
auf dem Mond verscherbeln wollte.
    Sein Sitznachbar
stöhnte auf. »Meine Geschäfte sind konkreter als Sie denken, Herr Stuhr. Schauen
Sie sich nur einmal das riesige Naturschutzgebiet vor St. Peter-Ording an, auf dem
lediglich einige Pfahlbauten stehen. Das ist genau die richtige Stelle, um einen
unterirdischen Speicher für Kohlendioxid einzurichten. Die wohlhabenden Touristen
können auf den Pfahlbauten weiter feiern, und nicht einmal die barfüßigen Strandgänger
werden sich gestört fühlen. Hier oben kann alles so bleiben, wie es ist, während
unten eine neue Geldquelle unerlässlich sprudeln kann.«
    Skeptisch
fragte Stuhr nach. »Ist das Ihr Ernst? Das ist doch vermutlich alles Naturschutzgebiet
hier oder nicht?«
    »Richtig,
das gehört alles zum Schleswig-Holsteinischen Nationalpark Wattenmeer. Und genau
deswegen wird sich jedes Sandkorn, in das Sie hier investieren, über kurz oder lang
in einen Klumpen Gold verwandeln. Sie müssen einfach nur daran glauben.«
    Das fiel
Stuhr schwer. »Glauben?«
    Schneider
überging die Nachfrage. »Mein Konzept ist, Chancen doppelt und dreifach zu nutzen.
Nehmen Sie die Nordseeküste als Beispiel: unter dem Wattenmeer ein Kohlendioxidlager
anlegen und obendrauf einen Offshore-Windpark setzen. Dafür werden Genehmigungen
benötigt. Man muss also beste Kontakte zu allen Beteiligten haben. Genau das ist
mein Job. Jede Genehmigung eine Million Euro Gewinn.«
    »Doppelt,
ich verstehe. Aber dreifach?«
    Das erläuterte
Schneider souverän: »Tourismusförderung. Ich berate Investoren und besorge Fördergelder.
Bei meinen Kontakten kein Problem, verstehen Sie?«
    Stuhr entschied
sich, ein neutrales Gesicht aufzusetzen. »Nö.«
    Schneider
zog die Kumpelkarte. »Mensch, Stuhr. Verstehen Sie mich nicht falsch. Aus jedem
Klumpen Gold werden zwei.«
    Stuhr liebte
Milchmädchenrechnungen nicht. »Oder drei. Und in den Spiegel gehalten sind es dann
sechs.«
    Schneider
musste nun auch lachen. »Hab schon verstanden. Das ist nicht Ihre Welt. Lassen Sie
uns noch einen Kleinen nehmen. Prost.«
    Stuhr prostete
zurück, während er bemerkte, dass Verena bereits mit neuen Drinks im Anmarsch war.
Bei Absenken auf den Tisch wirkten die rot schillernden Blutstürze harmlos.
    Jetzt rückte
Schneider heran. »Ich setze mich zu Ihnen an den Tisch, da kann man sich besser
unterhalten. Zu schade, dass es die Bundeswehr hier nicht mehr gibt. Das war eine
regelrechte Goldquelle. Nach Übungen auf dem Sand oder Flugzeugabstürzen im Watt
hat die Bundeswehrverwaltung immer gut Geld abgedrückt, um keinen schlechten Ruf
zu hinterlassen. Ein Geschäftsfeld, das ich leider aufgeben musste. Trotzdem: pures
Küstengold, die ganze Ecke hier. Glauben Sie mir.«
    Stuhr wusste
nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Schneider war ein abgebrühter Hund, ein
richtiger Profitgeier. Aber das sollte Stuhr nicht weiter kratzen, denn er war nach
St. Peter-Ording gekommen, um sich zu erholen. Mit Freuden registrierte er die gepflegten
Hände von Verena, die neue Getränke servierte. Stuhr blieb nicht verborgen, dass
anschließend diese Fingernägel den Rücken von Schneider herunterkratzten.
    Der reagierte
unwirsch. »Bitte lass das, Verena. Kleine Mädchen sollten die großen Jungs nicht
bei ihren Geschäften stören. Wir sind hier nicht im Streichelzoo.«
    Die Bedienung
wich jedoch nicht von Schneider und begann mit beiden Händen, seinen Nacken intensiv
zu massieren. Gequält lächelnd ließ Schneider die Prozedur über sich ergehen. Unangenehm
konnte es nicht sein.
    Augenzwinkernd
klärte die Kellnerin Stuhr auf. »Heutzutage muss man Kundenpflege betreiben. Es
gibt nicht mehr genug zahlungskräftige Laufkundschaft wie früher. Die Zeiten ändern
sich.«
    Als Schneider
kurzzeitig genussvoll die Augen schloss, ging sie zum Generalangriff über. »Noch
ein wenig Ganzkörperentspannung hinterher, der Herr Oberschneider?«
    Aber Schneider
schüttelte ihre Hände von seiner Schulter und öffnete wieder die Augen. »Morgen
vielleicht. Heute habe ich noch geschäftlich zu tun, meine kleine
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