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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz
Autoren: H Nygaard
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antwortete Dr. Braun pikiert. »Ferner haben wir trotz der
Sprengkraft und der Verbrennungen noch feststellen können, dass die Anschrift
auf einem Adressaufkleber gedruckt war.«
    »Wissen Sie auch, an
wen …«, unterbrach Lüder die Wissenschaftlerin.
    »Nun warten Sie’s
doch ab. Auch hier waren wir erfolgreich. Adressat war Holger Ra… Ich vermute,
damit ist Rasmussen gemeint.«
    »Frau Dr. Braun,
wenn ich nicht glücklich liiert wäre, würde ich glatt …« Lüder ließ offen,
welches Angebot er der Frau sonst unterbreitet hätte.
    »Ich verstehe nicht,
weshalb mich immer alle auf den Arm nehmen wollen«, kam es eher skeptisch über
die Leitung zurück. Lüder hörte aber auch heraus, dass das Lob angekommen war.
»Wir haben aber noch etwas entdeckt.«
    Die Frau machte eine
Kunstpause. Erst als er sie dazu aufforderte, schob sie hinterher: »Der
Absender war unten links ebenfalls mittels eines Adressetiketts aufgeklebt. Der
Name ist schwer zu erkennen. Es könnte Müller lauten. Dafür haben wir die
Anschrift rekonstruieren können.«
    »Und?« Lüder konnte
seine Neugierde nicht mehr verbergen.
    »Schleswig. Stadtweg
22 a.«
    »Donnerwetter. Ich
muss gestehen, dass ich immer wieder von Ihrer Arbeit beeindruckt bin. Das ist
ein vielversprechender Ansatz.«
    Er konnte sich
vorstellen, wie die Frau am Telefon saß und strahlte. Es sollte noch stärker
werden, als sie ihren letzten Trumpf herausrückte.
    »Obwohl der
Sprengsatz an einigen Stellen technisch verbessert wurde, gibt es Parallelen zu
früheren Bausätzen. Der Urheber einer Bombe weist häufig eine bestimmte
Handschrift auf und verrät sich durch eine eigene Technik.«
    Nun war Lüder
vollends erstaunt.
    »Wissen Sie auch,
welche Handschrift Sie wiederentdeckt haben?«
    »Ja! Der Mann heißt
Harry Senkbiel.«
    Das war mehr, als
Lüder zu hoffen gewagt hatte. Sicher, in vielen Fällen unterschätzten
Straftäter die technischen Möglichkeiten der Polizei. Nicht nur die DNA -Analyse, auch die in der
Öffentlichkeit weniger bekannten Methoden der Kriminalisten im weißen
Laborkittel waren so ausgereift, dass dem Täter damit auch ein als perfekt
organisiert geglaubtes Verbrechen nachzuweisen war. Trotzdem konnten die
Kriminaltechniker den Ermittlern nicht alle Arbeiten abnehmen. Lüder hörte
aufmerksam zu, als Frau Dr. Braun ihm erzählte, dass man die Ergebnisse der
Spurenanalyse auch dem Bundeskriminalamt zur Verfügung stellen wollte, um sich
mit BKA -Experten abzustimmen.
    Nun lagen die
Angaben vor, mit denen er Senkbiel konfrontieren wollte. Hoffentlich war der
Mann nicht durch das Vorpreschen von Frauke Dobermann vorgewarnt. Es würde
sicher interessant werden, welche Erklärung der ehemalige Bombenbastler dafür
hatte, dass seine frühere Technik eine Renaissance erlebte.
    Am liebsten hätte er
Senkbiel allein besucht und befragt. Doch es war weder im Interesse einer
gedeihlichen Zusammenarbeit mit den Flensburgern noch im Sinne der
Strafverfolgung, wenn er ohne weiteren Zeugen ein Verhör durchführen würde. So
rief er Frauke Dobermann an und verabredete sich mit ihr in Schleswig. Als
Treffpunkt vereinbarten sie das Parkhaus am Omnibusbahnhof.
    Als er gut eine
Stunde später eintraf, erwarte ihn die Hauptkommissarin schon vor dem ZOB -Bistro. Ihr entging nicht, dass er
sie eingehend betrachtete. Die sportlich schlanke Figur zeichnete sich in der
passgenauen, aber nicht zu engen Jeans ab. Auch die weiblichen Proportionen,
die der dünne geringelte Pullover betonte, verlockten durchaus zu einem zweiten
Blick. Sie registrierte seine Musterung, streckte ihm im Unterschied zu ihrer
ersten Begegnung die Hand entgegen und meinte keck: »Schwul sind Sie aber
nicht.«
    Lüder lächelte.
»Gleich ob das Design von Menschenhand oder vom lieben Gott stammt, dient es
doch der Betrachtung. Stellen Sie sich eine Misswahl vor, und alle schauen
weg.«
    »Oho! Soll das ein
verstecktes Kompliment sein?«
    »Sie bekommen von
mir ein offenes, wenn ich von Ihrer Arbeit überzeugt bin. Es liegt an Ihnen,
den Beweis anzutreten«, wich er aus und bemerkte einen Hauch Enttäuschung in
ihrem Gesicht.
    Sie durchquerten das
Parkhaus, um am anderen Ende durch einen Fußgängern vorbehaltenen Seitenausgang
wieder ins Freie zu gelangen.
    »Dorthin«, zeigte
Frauke Dobermann nach rechts auf einen Durchgang, über dem »Raiffeisenpassage«
stand.
    Nach wenigen
Schritten standen sie in Schleswigs Fußgängerzone, dem Stadtweg.
    »Hier soll es sein«,
sagte Lüder. Die
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