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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten
Autoren: Jutta Profijt
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Foto, noch nicht mal ein Stückchen Papier,
     das uns sagen könnte, in welcher Sprache er kommunizierte.«
    »Wieso   …«
    »Er war ein Schlitzauge, sagt die Kollegin, die den Toten von der Straße aufgesammelt hat.«
    Ich mag Gregor schon allein, weil er politisch unkorrekte Ausdrücke wie Schlitzauge benutzt. Natürlich nur, wenn er unter
     Freunden ist. Und da außer Martin nur Katrin da war, war er unter Freunden. Natürlich war ich auch noch da, aber davon wusste
     Gregor nichts und wenn, hätte es ihn hoffentlich nicht gestört. Ich jedenfalls zählte mich auch zu seinen Freunden.
    »Warum hat diese Kollegin uns nicht dazugerufen?«, fragte Martin.
    Er ist natürlich zu höflich, nach dem Namen der hirnamputiertenTussi zu fragen, die ein Opfer einer Messerstecherei ohne rechtsmedizinischen Beistand von der Straße pickt.
    Gregor zuckte die Schultern, hielt kollegialerweise die Klappe, machte aber ein sehr böses Gesicht dazu.
    Im Grunde liegt es im Ermessen des Kripobeamten vor Ort, ob er die Rechtsmediziner zum Leichenfundort ruft oder nicht. Er
     ruft immer, wenn er konkrete rechtsmedizinische Fragen hat, zum Beispiel eine Leichenliegezeitbestimmung wünscht. Das ist
     Offiziellsprech für Todeszeitbestimmung. Oder wenn eine Blutspurenmusteranalyse gewünscht wird, um festzustellen, von wo der
     Angreifer kam, wo das Opfer stand, ob der Angreifer größer oder kleiner, Rechts- oder Linkshänder war, oder was man sonst
     alles über die Täter-Opfer-Beziehung sagen kann.
    Wenn aber ein Bulle sich sicher war, dass hier ein Tötungsdelikt vorlag, und keine weiteren Erkenntnisse eines Rechtsmediziners
     benötigte, dann musste er die Jungs nicht rufen.
    In diesem Fall war es natürlich sehr schade, dass die Kripomaus es nicht getan hatte, denn so waren die Spuren an der Leiche
     selbst – im Gegensatz zum Fundort – noch nicht gesichert. Und kein medizinisch geschultes Auge hatte das abgestochene Schlitzauge
     einer Begutachtung im Schnelldurchgang unterzogen. Dumm gelaufen.
    »Es gibt auch keine Vermisstenmeldung, die auf ihn passt, vermute ich?«, sagte Martin
    »Korrekt vermutet.« Gregor schwieg nachdenklich. »Was glaubst du, warum den einer geklaut hat?«
    Martin dachte kurz über die Diskussion zwischen Katrin und Jochen im Keller nach und wollte schon den Mund aufmachen, als
     Katrin dazwischenfunkte.
    »Weil Asiaten eine reinere, hellere Haut haben als mittelaltedeutsche Frauen mit deutlich ausgeprägten Muttermalen.«
    Die beiden Männer schwiegen verblüfft.
    »Na ja, ich habe schon so manche Asiaten um ihre feinporige, glatte Haut beneidet«, sagte Katrin. »Männer und Frauen. Also,
     wenn ich so ein Psycho wäre, der anderen Leuten die Haut klaut, um sie vielleicht selbst anzulegen, würde ich doch eine schöne
     Haut nehmen, oder?«
    »Das sind ja ganz neue Züge an dir   …«, murmelte Gregor mit einem breiten Grinsen. Und an Martin gewandt fügte er hinzu: »Sobald du die Ergebnisse von der Blutuntersuchung
     hast oder wenn dir irgendetwas einfällt, was mir in diesem Fall ohne Leiche weiterhilft, melde dich. Ich jedenfalls stehe
     völlig auf dem Schlauch.«
    Martin gab keine Antwort, aber ich konnte in seiner Denkschüssel den Vorsatz auftauchen sehen, dass er Gregor in dieser Sache
     unbedingt helfen müsse. Immerhin lag das Verschulden aufseiten des Instituts.
    Wer keine Probleme hat, macht sich welche.
     
    »Was machen wir denn nun heute Abend?«, fragte ich später.
    »Hä?«
    »Ich habe Geburtstag, schon vergessen?«
    Martin stöhnte. »Birgit kommt aber heute Abend, wir wollen   …«
    Er schaltete seine Gedanken im letzten Moment ab. Das kann er inzwischen ziemlich gut. Bei mir funktioniert es auch. Wir hatten
     im Verlauf der letzten sechs Monate, die wir uns kannten, gelernt, den anderen aus unseren Gedanken auszuschließen, wann immer
     wir das wollten. Ich kann bei Martin sein, ohne dass er meine Gegenwart bemerkt, was manchmal ganz interessant ist. Genauso
     kann Martin mich aus seiner Denkschüssel ausschließen,was ich natürlich unterirdisch grausam finde. Immerhin ist er der einzige Mensch, zu dem ich überhaupt Kontakt habe, und wenn
     er sich abschaltet, bin ich ganz allein.
    Heute hatte er also mit Birgit etwas vor, von dem ich nichts wissen sollte. Zipfeln schied wohl eher aus, das taten die beiden
     inzwischen regelmäßig und war nichts Besonderes mehr. Außerdem ist Spannen nicht so spannend, wie man sich das gemeinhin vorstellt.
     Vor allem nicht, wenn man
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