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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste
Autoren: Michael Stanley
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Umsicht besessen, sich auf hartem Boden zu bewegen und seine Spuren im Sand mit von den Bäumen abgerissenen Zweigen zu verbergen.
    »Wer immer sie waren, diese Leute wussten genau, was sie taten«, bemerkte Bongani mit widerwilligem Respekt. »Sie wollten, dass die Leiche zerstört wird, und sie wussten, dass es am Flussbett eher geschehen würde als in den relativ verlassenen Dünen. Und sieließen sie nackt zurück, weil sie wussten, dass die Überreste irgendwann kaum noch als menschlich zu identifizieren sein würden. Wären wir nur einen Tag später gekommen, hätte das wahrscheinlich geklappt. Und für den Fall, dass die Leiche doch gefunden würde, haben sie ihre Spuren so verwischt, dass sie vom Flussbett aus nicht sichtbar waren. Andries, dein Tourist oder wer immer er war, ist ermordet worden. Ich glaube, wir haben ein Problem.«
    Andries nickte. »Komm, wir holen die Kamera aus dem Wagen und machen ein paar Aufnahmen. Dann decken wir die Überreste mit der Plane ab. Auf jeden Fall müssen wir hier warten, bis wir ein paar Leute organisiert haben, die die Leiche bewachen. Auch über Nacht. Vor morgen früh kann die Polizei nicht hier sein.«
    Zusammen mit Bongani und einer Leiche mehrere Stunden im Sand zu hocken, war so ziemlich das Letzte, wozu Andries Lust hatte, aber ihm blieb nichts anderes übrig. Die Hyäne wartete immer noch. Während die Männer sich in den Dünen aufhielten, hatte sie sich schon wieder näher herangeschlichen.
     

Kapitel 2
    Assistant Superintendent »Kubu« Bengu von der Kripo Botswana wuchtete seine recht stattliche Gestalt auf den Fahrersitz des Polizei-Landrovers und bereitete sich auf die lange Fahrt vor. Dazu gehörte eine CD mit einer seiner Lieblingsopern mit einem Baritonpart. Er fand, er habe eine recht gute Stimme und sang hingebungsvoll, allerdings nur, wenn er alleine war − was ziemlich oft vorkam. Die meisten seiner Freunde waren keine Opernfans, und die anderen kannten ihn zu gut, um allzu höflich zu sein. Nachdem er Mozarts Zauberfl öte eingelegt hatte – er würde den Papageno singen −, überprüfte er, ob noch genügend Benzin und Trinkwasser für Notfälle vorhanden waren, fuhr los und bog auf die Hauptstraße ab. Er würde vier Stunden brauchen bis zu Dale’s Camp, der Touristenlodge im Busch, in deren Nähe die Leiche gefunden worden war. Sie lag am Rande des Zentralen Kalahari Wildreservates.
    Zwei Stunden später nahm Kubu die CD heraus, zufrieden mit seinem Gesang. Ganz bescheiden hatte er sich nur zwei Zugaben der Vogelfänger-Arie gegönnt. Die Oper half ihm, auf der verstopften Straße von Gaborone nach Molepolole die Geduld zu bewahren. Ständig musste man auf der Hut sein: Fußgänger, die es auf eine Konfrontation mit heranrasenden Autos anlegten, Hühner, die auf der Straße nach Fressen pickten, und natürlich die anderen Fahrzeuge, deren Fahrer immer und überall die Vorfahrt beanspruchten. Besonders gefährlich waren die Minivan-Taxen, die anhielten, wann und wo es ihnen passte, beidseitig überholten und nicht davor zurückschreckten, den Bürgersteig als Rennbahn zu benutzen.
    In Molepolole bog Kubu nach Norden ab, und der Verkehr wurde ruhiger. Hier gab es allerdings keine Zäune, und man musste auf das umherwandernde Vieh achten. Die Straße war leicht erhöht, sodass der wenige Regen, der in dieser Gegend fiel, seitlich abfloss. Daher war das trockene Gras im Straßengraben grün gesprenkelt, was die hungrigen Tiere anzog. Die Ziegen bereiteten Kubu keine Sorgen. Sie waren klug und wichen aus. Schafe, die von einem Fahrzeug erschreckt wurden, konnten dagegen genauso gut auf die Straße rennen wie in irgendeine andere Richtung. Schon seit der Sonntagsschule fand Kubu, dass die Ziegen ungerecht beurteilt wurden. Schafe würden nicht mal mitbekommen, ob sie im Himmel oder in der Hölle gelandet waren, sie waren zu dumm, um den Unterschied zu begreifen. Er persönlich wäre lieber eine Ziege als ein Schaf gewesen. Die Kühe wiederum begegneten der Gefahr eines herannahenden Fahrzeugs, indem sie seelenruhig mitten auf der Straße stehen blieben, man konnte hupen und schreien, wie man wollte. Die Kühe waren am schlimmsten.
    Nach fünfunddreißig Kilometern verengte sich die Straße, sodass zwei sich begegnende Fahrzeuge gerade so aneinander vorbeipassten. Wenn sich allerdings ein Lkw näherte, musste Kubu auf den unbefestigten Straßenrand aus weichen, was zweimal vorkam. Er konzentrierte sich jetzt auf das Fahren und verzichtete auf
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