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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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Zeit und Energie hineingesteckt.«
    |735| »Dann kehrst du also irgendwann nach Antigua zurück?«
    »Ja. Mit wesentlich mehr Ruhe.«
    »An jenem verhängnisvollen Sonntag hatte Maliaño erklärt, daß nach Saras Tod das begehrteste Grundstück der Stadt dir gehören würde.«
    »Das ist einer der Gründe. Aber zuerst möchte ich sehen, wie es um die Stiftung steht. Dort ein bißchen Ordnung schaffen und einen neuen Geschäftsführer suchen. Und dann will ich über das Projekt nachdenken, das meine Mutter hier in Angriff nehmen wollte. Vielleicht werde ich für einige Zeit nach Antigua ziehen. Jetzt gibt es nichts mehr, was mich in New York hält. Und hier habe ich nichts mehr zu fürchten. Wenn ich ein auf den Mittleren Osten spezialisiertes Studienzentrum einrichten könnte, wäre die Arbeit meines Großvaters, deines Vaters und meiner Mutter nicht ganz für die Katz gewesen … Das ist aber nur so eine Idee. Und in dieser zerrütteten Welt bloß ein Tropfen auf den heißen Stein.«
    Die junge Frau griff jetzt nach Davids Hand und sah ihm tief in die Augen.
    »Und du? Was hast du vor?« flüsterte sie.
    »Ich muß das alles erst mal verdauen. Unsere ganzen Entdeckungen.«
    »Und warum verdauen wir das nicht gemeinsam?« schlug Rachel vor. »Ich werde Hilfe brauchen.«
    »Bietest du mir etwa gerade einen Job an?« Die Miene, die David dabei aufsetzte, mochte unter anderen Umständen spöttisch wirken, jetzt versuchte er damit aber nur seine Freude zu verbergen.
    »Wenn es keine allzu große Demütigung für einen Calderón ist …«
    »Oje, allmählich dämmert mir, daß die Calderóns schon immer unter der Knute der Toledanos gestanden haben und das auch in Zukunft wohl so bleiben wird. Ich werde darüber nachdenken …«
    »Du meinst wohl,
ich
denke darüber nach, was ich mit einem Kryptologen anfangen soll.«
    |736| »Wollen Sie mich beleidigen, Ms. Toledano?«
    »Ich traue Ihnen nicht über den Weg, Mr. Calderón«, brummte Rachel mit verstellter Stimme, um den Tonfall eines alten Gangsterbosses zu imitieren, mit dem Minspert sich in seinem Büro der NSA immer aufgespielt hatte.
    »Sie, Ms. Toledano, wirken auch nicht gerade vertrauenswürdig«, erwiderte David spöttisch.
    »Wunderbar«, entgegnete Rachel lachend. »Das hört sich nach einer guten Grundlage für eine Partnerschaft an.«
    David hob sein Glas.
    »Darf ich einen Wunsch äußern? Wenn du hier eine Stiftung oder was auch immer aufbauen willst, könntest du dann bitte nicht vom Mittleren Osten, sondern vom Nahen Osten sprechen?«
    »
Nah
ist der Schlüssel zu allem, nicht wahr?« raunte Rachel.
    »Der Hauptschlüssel.«

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|737| Nachbemerkung
    Zehn Jahre habe ich an diesem Roman gearbeitet, doch die Entstehungsgeschichte von ›Kryptum‹ reicht noch viel weiter zurück und ist unabhängig von jeglichen Zeiterscheinungen entstanden. Die Handlung und die handelnden Personen dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen, Institutionen oder anderen literarischen Werken ist folglich nicht beabsichtigt und rein zufällig, sieht man einmal von den historischen Persönlichkeiten und Gegebenheiten ab, zu denen ich den Lesern gern einige Worte sagen möchte.
    Das gängigste System, die Quellen aufzuführen, deren sich ein Autor bedient hat, ist eine Bibliographie. Doch für einen Roman wie diesen, der sich aus so unterschiedlichen Materialien nährt, ist diese Methode meiner Auffassung nach nicht besonders geeignet. Zumal mein Roman nicht irgendeine These untermauern soll. Vielmehr wünsche ich mir, daß mein Buch die Leser in seinen Bann schlägt, sie wieder staunen läßt, wie einst, als sie als Kinder die Comics von Capitán Trueno, Prinz Eisenherz oder Flash Gordon und die Romane von Jules Verne, Rudyard Kipling oder H. G. Wells verschlungen haben. Es wäre schön, wenn ich für sie den Zauber des großen Abenteuers heraufbeschwören könnte, den wir in späteren Jahren in Filmen wie ›Tron‹, ›Alien‹, ›Der Mann, der König sein wollte‹, ›Indiana Jones‹ oder ›Star Wars‹ wiedergefunden haben, zumal dieser Zauber uns geistig reifen läßt, wenn wir |738| uns ihm mit der Ernsthaftigkeit eines spielenden Kindes hingeben, wie Robert Louis Stevenson es so schön formuliert hat.
    Die größte Inspirationsquelle für diesen Roman waren wahrscheinlich meine Reisen. Kein anderes Erlebnis kann beispielsweise das Gefühl evozieren, das einen überkommt, wenn man mitten in Jordaniens Wüste
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