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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Verfügung stehen.
    Die Asketen fanden verschiedene Brotarten vor, Weizen-, Roggen-, Haferbrot, daneben noch Spezialbrotsorten. Und dazwischen Semmeln, Oblaten, Waffeln, Törtchen etc. Zum Dessert gab es Salate und Obst. Fleisch hatte Benedikt verboten, jedoch nur Fleisch von vierfüßigen Tieren. So hielt man sich bevorzugt an Fisch, auch beim Fasten. Und nicht selten erlaubte man Geflügel, das noch wohlschmeckender war als Vierbeiner-Fleisch. Schon Hrabanus Maurus wertete, mit Berufung auf die Bibel, Geflügel wie Fisch, da die Vögel am gleichen Tag geschaffen worden seien wie die Fische und sie, wie diese, auch aus dem Wasser kämen. Dann betont Petrus Abaelard, die Bibel verlange auch den Fleischverzicht nicht. Und schon im späten 12. und im 13. Jahrhundert wurde in den meisten Klöstern das Fleischverbot mißachtet.
    Nachsicht also mit Papst Clemens.
    Auch gegenüber seinen Verwandten zeigte er sich von ungehemmter Generosität – ein halbes Dutzend von ihnen machte er schamlos zu Erzbischöfen und Kardinälen. Sein Nepotismus überschritt, wie auch Seppelt einräumt, »alles Maß« und kam die Kirche teuer zu stehen. Noch mehr wohl seine Prachtsucht. 12
    Hatte Clemens V., der erste avignonesische Papst – zusammen mit König Philipp IV. dem Schönen Ausrotter der Templer (VII 461 ff.!) –, noch bei den Dominikanern Quartier genommen, Nachfolger Johann XXII., einst Bischof von Avignon (1310–1313), dann im Bischofspalast, darauf Benedikt XII. einen größeren befestigten, turmbewehrten Wohnsitz gebaut, das Palais vieux, so fügte Clemens VI., seinen gesteigerten Bedürfnissen entsprechend, im Süden noch ein neues Bauwerk (Palais neuf) hinzu.
    Die Papstresidenz (zur Zeit der Französischen Revolution Gefängnis, im 19. Jahrhundert Kaserne, im 20. Museum) war im 14. Jahrhundert Palast und finstere uneinnehmbare Wehrburg zugleich, der »feinste und stärkste Bau der Welt«. Er sicherte den Stellvertreter Christi mit vier Meter dicken Mauern nicht nur vor seinen Feinden, er ermöglichte ihm auch inmitten großen Gepränges rauschende Feste, phantastische Gastmähler, wahre Orgien, wobei Frauen, Mätressen so ungehindert Zutritt hatten wie die Prälaten, auch zu den Privatgemächern seiner Heiligkeit. »Die Vorwürfe der Zeitgenossen gegen das Sexualleben des Papstes lassen sich nicht wegdiskutieren« (Kelly), »werden auch durch neuerliche Abschwächung nicht beseitigt« (Handbuch der Kirchengeschichte).
    Und wie schon Clemens' Vorgänger Benedikt XII. die sehr hübsche Schwester Petrarcas, die der Papst »wie ein alter Lüstling« begehrte, deren Bruder Gerardo »gegen Zahlung einer hohen Summe« abgekauft (nachdem Petrarca selbst die angeblich im Tauschverfahren ihm offerierte Kardinalswürde abgelehnt), so bevorzugte Clemens VI., von der hl. Birgitta von Schweden »amator carnis« geschmäht, seine Nichte, die lustvolle Cécile, Gräfin von Turenne, der er so nahstand, daß man seine Gunst sehr oft über sie erlangte – Petrarca nennt sie »seine Semiramis, durch blutschänderische Umarmungen befleckt«. Und in den achtzehn Briefen »sine titulo« betont er: »Ich rede von dem, was ich gesehen habe, nicht von Gehörtem«. 13
    Die Heuchelei, das geistliche Verbrämen, schoß dabei wie immer mächtig ins Kraut. Denn obwohl der Papst, als kirchlicher Dionysos verhöhnt, es selbst so locker trieb, kanzelte er seine Klerisei wegen ihrer libidinösen Ungezügeltheit ab: »Ihr wütet wie eine Herde Stiere gegen die Kühe des Volkes!« Dabei ließ er sogar Prostituierte zu und bezog, gewiß nicht als einziger Stellvertreter, eine eigene Steuer von ihnen. Nicht genug, päpstliche Beamte erwarben seinerzeit von einer Arztwitwe »ein schönes, neues, ansehnliches Bordell«, wie die Urkunde fromm festhält, »im Namen Unseres Herrn Jesus Christus«. 14
    Die amourösen Aktivitäten wurden oft durch Bankette eingeleitet, mit denen besonders Prälaten um die Geneigtheit des Hohepriesters buhlten.
    So etwa bei jenem Empfang, den anno Domini 1343 der Kardinal Annibale in Avignon gab: Prächtige, teppichverkleidete Wände, das papale Prunkbett überschüttet mit Samt, Seide, Goldbrokat. Ganze Geschwader von Knappen tischten auf, Hase und Hirsch, Wildschwein und Zicklein, Pfauen, Fasane, Rebhühner, Kraniche, immerhin siebenundzwanzig verschiedene Gerichte. (Aber – was denn! Wenn im selben Säkulum schon ein simpler Bischof von Zeitz bei Einweihung der Weissenfelser Pfarrkirche als ersten Gang vorgesetzt bekam:
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