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Krafttraining

Krafttraining

Titel: Krafttraining
Autoren: Vladimir M. Zatsiorsky , William J. Kraemer
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Bank – die bizarre Bank – vor, die nach der folgenden Strategie verfährt: Je länger Sie Ihr Geld anlegen und je höher die angelegte Summe ist, desto geringer ist der Zinssatz. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre eine Bank, die nach dieser Strategie verfährt, sehr bald von der Bildfläche verschwunden. Exakt nach diesem Muster arbeitet jedoch Ihr Körper. Über lange Trainingsperioden oder wenn Sportler ihre Trainingsbelastung erhöhen, ist eine Abnahme der Leistungsverbesserung pro Trainingseinheit bzw. der „Zinseinnahmen“ zu verzeichnen.

    Abb. 1.2: Abhängigkeit der Leistungsentwicklung von der Trainingszeit oder der Trainingslast. Als Ergebnis der Anpassung verringert sich die Zuwachsrate.
    Infolge der Akkommodation ist es ineffektiv, Standardübungen oder Standardbelastungen über eine lange Zeit zu nutzen. Trainingsprogramme müssen variieren. Gleichzeitig müssen die angewandten Trainingsübungen infolge der Spezifik der Trainingsadaptationen so weit wie möglich der Wettkampfübung hinsichtlich der muskulären Koordination und der physiologischen Anforderungen entsprechen. Die größte Trainingswirkung wird mit dem Einsatz sportspezifischer Übungen erreicht. Diese beiden Anforderungen führen zu einem der Hauptkonflikte im Training von Spitzensportlern: Die Trainingsprogramme sollten beides sein – variabel, um der Akkommodation vorzubeugen, und stabil, um der Forderung nach Spezifik gerecht zu werden.
    VERMEIDUNG DER AKKOMMODATION WÄHREND OLYMPISCHER ZYKLEN
    Mehrere Eliteleichtathleten, die bei drei Olympischen Spielen hintereinander erfolgreich waren, vermieden die Akkommodation. Wie ist ihnen dies gelungen? Keiner von ihnen trainierte in jedem Jahr nach dem gleichen Trainingsprogramm; stattdessen variierten sie die Trainingsroutinen. Einige der Sportler verwendeten die Drills, die sie für die effektivsten hielten (z. B. im Speerwurf Überkopfwürfe mit einer 3 kg schweren Kugel) nur während einer olympischen Saison oder einmal während einer Vierjahresperiode. Diese Vorgehensweise wurde gewählt, um eine Akkommodation zu vermeiden.
    Um den negativen Einfluss der Akkommodation vorzubeugen oder um diesen zu verringern, werden Trainingsprogramme periodisch modifiziert. Prinzipiell gibt es zwei Wege, um dies zu erreichen:
quantitativ – durch die Veränderung der Trainingsbelastungen (zum Beispiel der Gesamtumfang der gehobenen Last) und
qualitativ – durch das Austauschen von Übungen.
    Qualitative Veränderungen werden häufig im Training von Spitzensportlern eingesetzt, nicht zuletzt auch von denen, die am kreativsten sind.
Spezifik
    Trainingsadaptationen sind hochspezifisch. Es ist allgemein bekannt, dass Krafttraining Muskelmasse und Muskelkraft vergrößert, während Ausdauertraining positive Veränderungen in der aeroben Leistungsfähigkeit bewirkt. Infolge der Adaptations spezifik sind Übungen und Training in verschiedenen Sportarten auch unterschiedlich.
    Spezifik kann auch andersartig beschrieben werden, als ein Problem der Übertragung von Trainingswirkungen. Stellen wir uns zum Beispiel eine Gruppe junger Sportler vor, die über einen bestimmten Zeitraum mit der Kniebeuge als Übung A trainiert hat. Deren Leistung hat sich dabei verbessert, angenommen, für alle Sportler beträgt der Leistungszuwachs 20 kg. Was passiert mit der Leistungsfähigkeit dieser Sportler bei anderen Übungen, z. B. dem vertikalen Strecksprung, dem Sprint oder dem Freistilschwimmen (Übungen B, C, D)? Wir können davon ausgehen, dass sich die Leistungen in diesen Übungen in unterschiedlichem Maße verbessern. Die Leistungsverbesserung kann beim Strecksprung bedeutend sein, relativ gering beim Sprint und nahe null beim Schwimmen. Mit anderen Worten, die Übertragung der Trainingswirkung von Übung A auf Übung B, C und D ist unterschiedlich.
    ÜBERTRAGUNG VON TRAININGSWIRKUNGEN: WAS IST VON BEDEUTUNG?
    Es ist auch heute noch von Interesse, die ersten Bücher über die Vorbereitung von Sportlern zu lesen, die im 19. Jahrhundert veröffentlicht wurden. Die Wettkampfvorbereitung bestand ausschließlich in der eigentlichen Wettkampfübung. Wenn ein Sportler am Lauf über eine Meile teilnahm, dann wurde in den Trainingseinheiten nur diese Strecke gelaufen. Dieses Vorgehen wurde „Training“ genannt. Allerdings haben Trainer und Sportler sehr bald verstanden, dass eine solche Vorbereitung nicht ausreicht. Um erfolgreich eine Meile zu laufen, benötigt ein Sportler nicht nur Stehvermögen, sondern muss auch
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