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KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

Titel: KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef
Autoren: Delfried Kaufmann
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packte den Boxer am Arm und riß ihn herum.
    »Aufhören!« schrie ich. »Der Mann ist FBI-Beamter!« Verdammt, ja, ich war ein Bursche aus einem Dorf in Connecticut, ein Anfänger im Umgang mit Gangstern, und ich glaubte noch an gutes Zureden.
    Der Boxer schlug zu. Zum zweitenmal handelte ich mir einen Haken ein, aber dieser Hieb erwischte mich nur an der Schulter. Ich stürzte mich auf den Burschen und erwischte ihn mit einem glücklichen Griff. Obwohl er schwer war wie ein Kleiderschrank, riß ich ihn, bevor er mich abschießen konnte, vom Boden hoch und warf ihn seinem Kumpel auf die Figur. Das Tanzparkett dröhnte, als die ochsenschweren Kerle gleichzeitig zu Boden stürzten.
    »’raus!« schrie ich den G-man an. »Laufen Sie, Mann!« Ich wußte, daß ich die Gangster nicht unten halten konnte. Ihr Boß am Rand der Tanzfläche hob die rechte Hand. Ich sah das Blitzen einer Messerklinge.
    Mit einem Ruck riß ich dem FBI-Mann den Stuhl aus den Fingern, schwang ihn über dem Kopf und ließ ihn fliegen. Der Boß konnte nicht mehr ausweichen.
    Ich raste los, der G-man rannte einen halben Schritt hinter mir. Auf der obersten der drei Stufen zum Garderobenraum stand Dane Brush. Ich kapierte, daß auch mit ihm jedes Verhandeln sinnlos war. Ich zog den Kopf ein, schob die Schultern vor und rannte ihn über den Haufen.
    Der G-man und ich erreichten gleichzeitig die Straße. »Und jetzt?«
    »Weiter!« drängte er. »Wenn sie uns jetzt noch erwischen, knallt es.«
    In langen Sätzen überquerte er die Fahrbahn. Ich hielt mich dicht hinter ihm. Wir erreichten die Ecke der nächsten Querstraße und erwischten ein Taxi.
    Während das Taxi durch bogenlampenhelle Straßen fuhr, sah mich der Fremde einige Mal von der Seite an. Dann nahm er mit der gesunden Hand sein Etui aus der Tasche und bot mir eine Camel an. Ich bediente mich. »Übrigens vielen Dank«, sagte er. »Sie kamen in der richtigen Minute. Noch etwas länger, und sie hätten mich erledigt.«
    Ich gab ihm Feuer. »Nicht der Rede wert«, winkte ich nicht ohne Bitternis ab.
    »War riesig nett von Ihnen. Und einen anderen Job für Sie habe ich vielleicht. Übrigens, mein Name ist Phil Decker.«
    Na also, wieder einmal. Ich murmelte mein ›Jeremias Cotton‹ möglichst undeutlich, und ihm tat wohl auch sein Arm zu weh, um irgend etwas komisch zu finden.
    Das Taxi hielt vor einem großen Mietblock. Phil bezahlte, schloß auf, und wir fuhren mit dem Lift in den sechsten Stock, wo er ein kleines Apartment hatte.
    Natürlich war ich sehr stolz, bei einem G-man zu Gast zu sein. Jeder Junge in den Staaten, selbst, wenn er aus Harpers Village stammte, kannte die Geschichte des FBI, der Bundeskriminalpolizei, und begeisterte sich an den Taten ihrer Beamten, die nur G-men genannt wurden, was ursprünglich Government-men – Regierungsmänner – bedeutet hatte, aber vielfach auch mit Gun-men – Revolvermänner – übersetzt wurde. »Los, erzähle mehr!« forderte ich ihn auf.
    Es stellte sich heraus, daß sein Vater Arzt in Detroit war. Phil hatte in Harvard Medizin studiert und sollte die Praxis seines alten Herrn übernehmen, als er bei einem Urlaub in Chicago sah, wie Gangster auf der Straße einen Mann zusammenschossen. Da hängte er sein Studium an den Nagel und meldete sich beim FBI.
    »Solche Erlebnisse haben wir fast alle gehabt«, sagte er nachdenklich. Er erzählte vom Chef des Distrikts New York. Ursprünglich war er Rechtsanwalt gewesen, ein feiner stiller Mann, der wie ein Gelehrter aussah, John D. High mit Namen. Eines Tages verübten Gangster einen Überfall auf eine kleine Bank in der Bainbridge Avenue. Sie schossen wie die Wilden um sich, und Highs Frau und sein Töchterchen wurden tödlich getroffen. Seitdem war John D. High der erbittertste Gegner des Verbrechertums, und viele Erfolge der G-men waren in erster Linie sein Verdienst, seit er die Leitung hatte.
    »Mensch, Phil!« rief ich und schlug ihm aufs Knie. »Kannst du nicht mal mit Mr. High sprechen, ob er einen Posten für mich hat, wenn es auch nur als Portier wäre?«
    Vor Aufregung tat ich die ganze Nacht kaum ein Auge zu. Gegen acht Uhr fuhren Phil und ich in die 69. Straße. An dem Haus Nr. 201 hing ein unauffälliges Schild ›Federal Bureau of Investigation, Bezirk New York‹. Das war das Hauptquartier der G-men.
    In der ersten Etage saß in einem Büroraum mit vier Telefonapparaten, einem Hausmikrofon und einer großen Karte von New York, auf der Dutzende von Fähnchen steckten, an der Wand
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