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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit
Autoren: Poul Anderson
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vielleicht gab es für Lockridge eine Möglichkeit, Auri die Nachricht zukommen zu lassen, daß sie die Flucht versuchte.
    Er hatte wieder ein Ziel, und seine Ruhe kehrte zurück. Er ging zum Eingang und schob den Kopf zwischen den miteinander verbundenen Pfählen in den Regen hinaus. Vier Yuthoaz, in lederne Umhänge gehüllt, hielten Wache. Sie wichen vor ihm zurück, hoben die Waffen und vollführten die Gesten, die Unheil abwenden sollten.
    »Seid gegrüßt, Männer«, sagte Lockridge, den Storm den Diaglossa hatte behalten lassen. »Ich bitte euch um einen Gefallen.«
    Der Führer des Wachtrupps faßte Mut und erwiderte mürrisch: »Was können wir für einen tun, der sich Ihren Zorn zugezogen hat, außer ihn bewachen, wie es uns befohlen wurde?«
    »Ihr könnt jemanden benachrichtigen. Ich möchte nur einen Freund sprechen.«
    »Niemand darf zu dir. Sie selbst hat es befohlen. Wir mußten schon ein Mädchen fortjagen.«
    Lockridge biß die Zähne aufeinander. Natürlich hatte Auri gehört, was geschehen war. Viele ängstliche Blicke waren ihm gefolgt, als sie ihn am Abend zuvor bei Fackellicht und von Yuthospeeren bewacht, in die Gefangenschaft führten. Verdammte Teufelin, dachte Lockridge. In dem Gefängnis, aus dem du mich befreitest, durfte ich wenigstens Besucher empfangen.
    »Gut«, sagte er. »Dann will ich die Göttin sprechen.«
    »Hoah!« lachte der Krieger. »Du erwartest von uns, daß wir zu ihr gehen und ihr sagen, daß sie zu dir kommen soll?«
    »Ihr könnt ihr sagen, daß ich um eine Audienz bitte, nicht wahr? Von mir aus erst nach eurer Ablösung.«
    »Warum sollten wir? Sie weiß, was sie vorhat.«
    Lockridge grinste hämisch und sagte: »Hört zu, ihr Dummköpfe, ich mag in Schwierigkeiten sein, aber ich habe noch nicht alle Macht verloren. Ihr werdet tun, was ich euch sage, oder ich sorge dafür, daß euch das Fleisch am Leibe verfault. Dann werdet ihr die Göttin ohnehin um Hilfe anrufen müssen.«
    Sie erschraken zutiefst. An ihrem Verhalten konnte Lockridge ermessen, wie das Reich aussehen sollte, das Storm schaffen würde. »Geht!« sagte er. »Und sorgt dafür, daß ich ein anständiges Frühstück bekomme.«
    »Ich wage es nicht. Niemand von uns wagt es, bevor wir abgelöst sind. Aber warte.« Der Wachtruppführer zog ein Horn aus dem Gewand und blies es. Ein düsteres, trauriges Signal klang durch den Regen. Sofort erschien eine Gruppe von Jünglingen, die mit Äxten bewaffnet waren. Der Wachtruppführer schickte sie mit Lockridges Nachricht fort. Es war ein kümmerlicher Triumph, der aber dennoch Lockridges Hoffnungslosigkeit minderte. Mit unerwartetem Appetit machte er sich an den Verzehr des Brotes und des Schweinefleisches. Storm kann mich zerbrechen, dachte er, aber sie braucht eine Gehirnmaschine dazu.
    Er war nicht einmal überrascht, als sie zwei Stunden später auftauchte. Der Stab der Klugen Frau war in ihrer Hand, ein Dutzend Yuthoaz, unter dem Lockridge Withukar erkannte, bildeten ihr Gefolge. Aus ihrem Energiegürtel sprang ein unsichtbarer Schirm, der den Regen ablenkte, so daß sie wie eine Meereskönigin von einem silbernen Wasserfall umgeben war.
    Sie blieb vor der Hütte stehen und musterte ihn mit Blicken, die Sorge verrieten. »Nun, Malcolm«, sagte sie auf Englisch, »ich denke, daß ich kommen muß, wenn du darum bittest.«
    »Ich hingegen fürchte, daß ich nie mehr nach deiner Pfeife tanzen werde, Liebling«, sagte er. »Schade. Ich war richtig stolz darauf, dir zu gehören.«
    »Nicht mehr?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte es, aber ich kann nicht.«
    »Ich weiß. Du bist ein Mann von dieser Art. Wärest du es nicht, würde ich unter allem weniger leiden.«
    »Was wirst du tun? Mich erschießen?«
    »Ich suche nach einem anderen Weg. Du ahnst nicht, wie ich mich bemühe.«
    »Hör zu«, sagte er, und neue Hoffnung belebte ihn. »Du kannst deinen Plan fallen lassen. Beende den Zeitkrieg. Warum solltest du es nicht können?«
    Sie richtete sich in düsterem Stolz auf. »Weil ich die Koriach bin.«
    Darauf gab er keine Antwort. Ringsum prasselte Regen herab.
    »Hu wollte dich sofort töten«, sagte Storm. »Du bist das Instrument des Schicksals. Dürfen wir dich leben lassen, da du unser Feind geworden bist? Ich sagte ihm, daß dein Tod gerade das Ereignis sein könnte, das – ja – das was auslöste?« Sie senkte den Kopf und grübelte. »Ich war stolz bei dem Gedanken, daß du das Schwert meines Sieges sein würdest, als du
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