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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8
Autoren: H. J. Alpers
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dagegen treten.
    In diesem Augenblick erkennt Maryams Mutter, daß es ebenso gefährlich ist, in einem Kanu zu stehen, wie auf einem Kamel. Noch schlimmer, denn die drei Frauen können nicht schwimmen.
    Das kann auch der Araber mittleren Alters nicht, der Chib angreift, doch dessen Opfer zur Seite tritt und ihn dann mit ausholendem Schwung ins Wasser wirft, indem er ihm einen Tritt in den Hintern verpaßt. Einer der jungen Männer eilt auf Chib zu, der andere tritt gegen das Bild. Beide verharren, da die drei Frauen schreien und dann allesamt ins Wasser fallen.
    Dann rennen die beiden ans Ufer des Sees, wo sie ebenfalls ins Wasser gehen, da Chibs beide Hände sie kräftig in den Rücken stoßen. Ein Ordnungshüter hört den Lärm, den die sechs verursachen, und eilt auf sie zu. Chib macht sich Sorgen, weil Maryam anscheinend Schwierigkeiten hat, sich über Wasser zu halten.
    Chib versteht nicht, warum das allen so zu gehen scheint. Ihre Füße müssen den Grund berühren, das Kinn aller ist über der Wasseroberfläche. Trotzdem sieht Maryam aus, als würde sie untergehen. Die anderen auch, aber die interessieren Chib nicht. Er sollte zu Maryam schwimmen. Tut er das, muß er sich allerdings noch einmal umziehen, ehe er zur Ausstellung gehen kann.
    Bei diesem Gedanken lacht er, er lacht laut und dann sogar noch lauter, als der Ordnungshüter ins Wasser springt, um die drei Frauen zu retten. Er nimmt sein Bild und geht lachend weiter. Doch noch bevor er am Zentrum ankommt, wird er wieder ernst.
    „Wie kommt es nur, daß Großpapa so recht hatte? Wie kann er mich so treffend durchschauen? Bin ich ein Hitzeblitz und zu oberflächlich? Nein, ich war nur zu oft zu sehr verliebt. Kann ich etwas dafür, wenn ich die Schönheit liebe und die Schönen, die ich liebe, nicht genügend Schönheit haben? Mein Auge ist so kritisch, es verdrängt die Wünsche meines Herzens.“
     
    DAS MASSAKER DES UNSCHULDIGEN
     
    Die Eingangshalle (eine von zwölf), die Chib betritt, wurde von Großpapa Winnegan entworfen. Der Besucher betritt eine lange, gekrümmte Röhre, die mit Spiegeln in verschiedenen Winkeln gesäumt ist. Am Ende des Korridors sieht er eine dreieckige Tür. Das Tor scheint so klein, daß maximal ein Neunjähriger eintreten kann. Die Illusion erweckt in dem Besucher den Eindruck, an der Wand hochzugehen, während er weiterschreitet. Am Ende der Röhre ist der Besucher überzeugt, auf dem Dach zu stehen.
    Doch das Tor wird beim Nähergehen immer größer, bis es schließlich riesig erscheint. Kommentatoren haben schon gemutmaßt, daß es sich hier um eine symbolische Präsentation der Pforte zur Kunst handelt. Man sollte auf dem Kopf stehen, ehe man das Wunderland der Ästhetik betreten darf.
    Nach dem Hineingehen denkt der Besucher zunächst, daß der riesige Raum verkehrt, daß sein Inneres nach außen gekehrt ist. Er wird noch benommener. Die gegenüberliegende ferne Wand scheint eigentlich die nahe Wand zu sein, bis der Besucher sich neu orientiert hat. Manche können sich gar nicht daran gewöhnen und müssen wieder hinaus, wenn sie nicht ohnmächtig werden wollen.
    Zur Rechten befindet sich ein Hutständer mit der Aufschrift HÄNGEN SIE IHREN KOPF HIER AUF. Ein doppelter Scherz von Großpapa, der seine Scherze für die meisten Menschen immer zu weit treibt. Aber wenn Großpapa die Grenzen des sprachlichen guten Geschmacks überschreitet, so hat sein Urenkel mit seinen Bildern bereits die Mondumlaufbahn hinter sich gelassen. Dreißig seiner letzten sind ausgestellt worden, darunter auch die letzten drei seiner Hundeserie: Hundestern, Der bunte Hund und Ein Kuß auf den Hund. Ruskinson und seine Schüler drohen, die Schau platzen zu lassen. Luscus und seine Herde lobpreisen, aber sie sind zurückhaltend. Luscus hat ihnen befohlen, erst dann voll auszupacken, nachdem er mit dem jungen Winnegan gesprochen hat. Die Fidomänner eilen emsig hin und her und versuchen, einen Streit vom Zaun zu brechen.
    Der zentrale Raum des Gebäudes ist eine riesige Halbkugel mit heller Decke, die alle neun Minuten einmal alle Farben des Spektrums durchläuft. Der Boden ist ein übergroßes Schachbrett, im Zentrum eines jeden Feldes befindet sich das Gesicht eines hervorragenden Künstlers. Michelangelo, Mozart, Balzac, Zeuxis, Beethoven, Li Po, Twain, Dostojewski, Farmisto, Mbuzi, Cupel, Krischnagurti usw. Zehn Felder sind gesichtslos, so daß zukünftige Generationen ihre eigenen Anwärter für die Unsterblichkeit hinzufügen können.
    Der
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