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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5
Autoren: H. J. Alpers
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Einsatzplan abwich, selbst wenn die Leute von der Leitzentrale das nicht erwarteten. Onkel Max war in der wenig beneidenswerten Lage, Leiter der Scouts und dennoch der Leitzentrale verantwortlich zu sein.
    Als Maxwell Big-Eyes damals die Suche nach einem Schiff im Kolonisationseinsatz aufgenommen hatte, lange nachdem andere schon aufgegeben hatten, war sein Handeln in den Augen der Leitzentrale zwar solide begründet, aber immer noch verantwortungslos gewesen. Das einzige, was ihn gerettet hatte, war sein Erfolg.
    Billy nahm an, daß die Argus dort auskommen würde, wo er es geplant hatte. Bald würde seine Suche beginnen, und so fing er an, an seinen Suchrastern und an den Flugbahnen zu arbeiten, die er einschlagen würde, wenn er aus der Hochbeschleunigung herunterbremste.
    Es war still draußen im unbekannten, grauen Weltraum; viel war nicht zu sehen, und Billy arbeitete lange Zeit an seinen Berechnungen.
     
    „Er ist raus“, sagte Jiminez.
    Neun Tage, nachdem die Suche begonnen hatte, kam Billy aus dem Hochbeschleunigungsbereich. In dieser Zeit hatte keiner der anderen Scouts auch nur den geringsten Hinweis darauf gefunden, was mit der Nachtwache geschehen war. Es gab keinen Funkstrahl, keinerlei Signale, keine sporadischen Interferenzen in den Sektoren, in denen das Schiff am ehesten hätte auftauchen können.
    Anders als auf dem Meer hinterläßt eine plötzliche Katastrophe im All keine Spuren. Auf dem Wasser schwimmen viele Dinge von Natur aus: Holz, Plastik, schwere Gegenstände mit Luft im Innern, Öl und Abfälle. Wenn in den Tiefen Unfälle geschehen, sind die Kräfte, die die Schiffe vorwärtstreiben, so groß, daß alles vernichtet werden kann. Was nicht verdampft, wird in winzige Stücke zerrissen und in alle Richtungen davongeschleudert. Solche Trümmer bewegen sich mit der Kraft der ursprünglichen Explosion nach außen und sind in kurzer Zeit weit verstreut.
    Im Falle eines schnellen und vollständigen Energieausfalls wird das Schiff zu einem leblosen Stück Metall und Kristall auf der Bahn, der es gerade folgte, und ohne irgendwelche Zeichen außer der Reststrahlung aus den Maschinen. Selbst ein Scout müßte schon sehr nahe herankommen, um es in der Unermeßlichkeit der Nacht sehen oder ausfindig machen zu können.
    Billys Schiff kam genau dort heraus, wo er es geplant hatte. Andere Suchschiffe hatten viel weiter zurück in Richtung auf den Heimathafen begonnen, nahe der Position des letzten Funkkontaktes. Zwei der Schiffe, die Orbitliebchen und die Schauinsall , waren genauso weit drin gewesen wie Billy Big-Eyes, aber in anderen Richtungen.
    Dierdre sprach mit ihrem Bruder, kurz nachdem das Schiff so langsam geworden war, daß der Funkverkehr möglich war.
    „Ich habe deine Zahlen überprüft.“
    „Und?“
    „Ich meine, du solltest deine Kurse enger setzen. Schneide die Wahrscheinlichkeitsstrecke, sooft du kannst. Du hast da diese offenen Kreise geplant.“
    „Max?“
    „Ja?“
    „Max, hat Dierdre recht?“
    „Weiß ich nicht. Es klingt vernünftig, nach dem Buch. Aber wir verfahren seit dem zweiten Tag nach dem Buch, und wir haben keine Resultate. Yvonne Mustafa … äh, Oculli, sie ist auf einem simulierten Null-Energielauf. Du wirst sie in ein oder zwei Tagen auffangen – sie hat einen Piepser, du kannst sie also nicht verwechseln. Ignoriere sie, wenn du kannst. Die Leitzentrale wollte, daß die Solid States die Simulation fahren, aber ich habe ihnen gesagt, daß ich bis jetzt noch nichts habe. Das ist nicht deren Fehler.
    Billy, irgend etwas Schlimmes muß mit dem Schiff da draußen passiert sein. Ich hoffe, daß dir das klar ist?“
    „Max …“
    „Ich weiß, ich weiß. Sieh mal, langsam denke ich, daß wir da draußen überhaupt nichts finden werden. Vielleicht ein paar Trümmer …“
    „Es ist möglich, daß sie nur Probleme mit dem Schiff hat“, warf Dierdre ein.
    „Das war möglich“, sagte Max. „Ich hatte große Hoffnungen in der ersten Woche. Aber wenn sie nicht tot ist, hätte sie inzwischen auf irgendeine Weise versucht zu signalisieren. Mit irgendetwas. Radio, Funkstreckentransmitter, irgendetwas. Leuchtkugeln – selbst wenn du sie nicht sehen könntest, würdest du doch die Explosion auffangen, das Schiff würde knarren.
    Ich wollte das eigentlich nicht sagen. Entweder ist alles – das Schiff und Sally – verschwunden, oder es ist noch da, und Sally ist tot. Und wenn das so ist, dann ist das Schiff irgendwo, wo wir es nicht suchen. Wir werden sie nicht
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