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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3
Autoren: Hans J. Alpers
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schaute ihn nicht an. Er schaute auf die Wand oberhalb von Taylors Kopf. „Nein, Stephen, es hat nichts mit einem Gefühlsapparat zu tun. Du betrachtest es einfach; du beobachtest aufgeregt die anderen Leute, fürchtest um sie.“
    „Und wen willst du bitten, daß er auftritt? Ist es gefährlich? Es muß doch gefährlich sein, wenn es so aufregend ist, wie du sagst.“
    „Niemand tritt auf. Es ist eine Projektion.“ Das wird ge hen, dachte er. Er würde ein bißchen nachgeben.
    Taylor lachte, und Toomis kicherte vor sich hin. „Dann kann es auch mit gewöhnlichen Gefühlsapparaten durchgeführt werden“, sagte Taylor.
    „Nein“, erwiderte Fleitman. „Dann verliert man den Spaß daran, einfach Zuschauer zu sein. Und auch das Vergnügen, mit anderen Leuten zusammen zu sein, geht verloren.“
    „Wir sollten doch besser das Kino machen“, sagte Jake. „Das liegt irgendwo dazwischen und ist ein guter Kompromiß.“
    „Nein, das ist es nicht“, wandte Taylor ein.
    Fleitman wartete, bis Taylor und Jake ihr neckisches Wortgeplänkel beendet hatten.
    „Schön“, sagte er schließlich, „wir können ja die Sitze anschließen. Wer einen Gehirnanschluß haben will, kann ihn haben, und wer einfach nur zuschauen möchte, kann das auch tun.“
    „Aber warum denn keine Gefühlsdusche?“ wollte Toomis wissen.
    „Weil ich will, daß die Leute etwas gemeinsam an einem Ort erleben. Ich will nicht, daß jeder von ihnen isoliert von den anderen an seinem Gefühlsapparat hängt. Ich will, daß sie sich gegenseitig riechen, daß sie sich berühren.“
    „Aber wieso denn?“ fragte Taylor.
    „Wieso? Wieso bist du auf dieser Sitzung?“
    „Aber das ist doch fast dasselbe, was wir auch machen wollten!“
    Arschloch, dachte Fleitman. „Nein, Jake, ist es nicht! Du würdest private Bildschirme benutzen oder TV-Zeit mieten.“
    „Ohne Gehirnanschlüsse“, fügte Toomis hinzu.
    Sartorsky nickte mit dem Kopf. Die Sitzung war vorbei, und man würde eine weitere zusammenrufen, um herauszukriegen, worauf man sich denn nun eigentlich geeinigt hatte. Und Fleitman würde mit seinem Zirkus anfangen. Allein. Alle begannen gleichzeitig zu reden. Jake holte zu einem neuen Anlauf aus. Fleitman malte geistesabwesend mit dem Zeigefinger Männchen auf die blankpolierte Tischplatte.
    „Da wir gerade von der Gefühlsdusche sprechen“, begann Tostier, „warum gehen wir eigentlich nicht alle runter und genehmigen uns eine?“
    Fleitman nickte Tostier zu und lächelte. Zum Teufel mit ihnen, dachte er.
    „Zum Henker damit!“ sagte Jake. „Also dann, gehen wir alle runter zu den Gefühlsduschen. Alle einverstanden?“ Es war jedesmal dasselbe: die Gefühlsdusche und dann ins Bett. „Kommst du mit, Fleitman?“
    „Natürlich kommt er nicht mit“, stichelte Taylor. „Das ist nicht das Wahre für dich, nicht wahr, Fleitman?“
    „Sein Zirkus ist aber auch nicht das Wahre“, sagte Jake.
    Kommt dem Wahren aber ein Stückchen näher, dachte Fleitman. Er schloß eine Hand zur Faust und streckte seinen Zeigefinger aus. Das Zimmer war zu eng geworden. Er zählte die Männer, während sie hinausgingen; Tostier war der letzte. Es wurden keine Höflichkeiten ausgetauscht – man hatte sie nicht einmal einander vorgestellt. Das war Taylors Schuld. Aber warum hatte Fleitman auch nicht darum gebeten? Die Tür schloß sich; in dem leeren Raum überkam Fleitman ein Gefühl der Erhabenheit. Er freute sich auf die vor ihm liegende Arbeit; den Papierkrieg um die Genehmigungsformalitäten würde er seinen Sekretären aufhalsen. Wahrscheinlich war das Verfahren wieder einmal geändert worden. Er lächelte. Jedoch nur ein wenig.
    Was für eine Sache! Das Gebäude würde vermutlich innerhalb der kommenden zehn Jahre abgerissen werden. Warum nicht für einen Tag ein Amphitheater daraus machen? Das Größte. Die Show aller Shows. Und Schauspieler.
    Er würde sich erst einmal mit seiner Sekretärin beschäftigen. Das würde eine gewisse Vorfreude aufkommen lassen und die Welt wieder in Ordnung bringen. Er tippte ihre Nummer auf einem der herumstehenden Telefone. Ihr Gesicht erschien auf dem Bildschirm vor ihm. Er lehnte seine Ellenbogen auf die Tischplatte. Vielen Dank für die Idee, Leinensäckchen. Ein Grübchen in ihrer Schläfe schnappte auf und zu, während sie ihren Mund bewegte.
    Ein gewöhnliches Band auf dem Gefühlsapparat. Mary zurückholen. Einen Körper zurückholen, der sich richtig anfühlte. Einer, der nicht zu lose um die Knochen hing.
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