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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3
Autoren: H. J. Alpers
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Büro-Modulgebäude und teure Geschäfte. Es müßten mehr Module kommen, nicht weniger, dachte Fleitman. Wahrscheinlich gab es auch mehr davon: Dies war wohl eine seiner sonderbaren Grillen.
    „Da drüben!“ Das kleine Mädchen war Fleitman gefolgt. Brotkrümel klebten an der Vorderseite seines Kleides. „Da drüben gibt’s was Gutes zu sehen. Kommen Sie, ich nehme Sie mit. Ich bin alt genug.“
    Sie schloß zu Fleitman auf, aber der ging schneller, und sie fiel wieder zurück. „Ich komme nicht mit. Ich bin ein Krüppel!“
    Fleitman verlangsamte seinen Schritt. Sie hinkte beim Laufen; ihr rechtes Bein war kürzer als das linke. Warum habe ich das nicht vorher bemerkt, fragte Fleitman sich. Vielleicht ist es nicht dasselbe kleine Mädchen. Fleitman war nicht überzeugt.
    „Wir müssen hier links abbiegen. Folgen Sie mir! Ich weiß, wo es ist.“
    „Wo was ist?“
    „Wir sind gleich da“, sagte sie. „Ich werde es Ihnen zeigen.“
    Fleitman atmete durch den Mund ein; sie roch unangenehm. Sie führte ihn mitten in eine Menschenmenge. Fleitman wurde es wieder übel.
    „Sehen Sie mal, da oben auf dem Haus!“
    Eine junge Frau stand auf dem Fenstersims im siebten Stock eines alten Hauses, das schon teilweise abgerissen war. Zwischen den Gebäuden klaffte eine Lücke. Der Himmel war ein grauer Mund, der einen Zahn verloren hatte.
    „Alle diese Gebäude sind alt“, sagte das kleine Mädchen. „Man hat damit begonnen, sie abzureißen. Ich schaue immer dabei zu. Ich sehe es gern; es ist immer dasselbe.“
    Die Frau auf dem Fenstersims lachte und rief den Gaffern etwas zu. Sie sieht aus wie Mary, dachte Fleitman. Er wußte, es war tatsächlich Mary. Ihr Gesicht war dünner, als er es in Erinnerung hatte. Sie war jung, ungefähr siebenundzwanzig. Und sie war sonnengebräunt wie immer. Vielleicht unter einer Höhensonne, aber er erinnerte sich an den Bürgerstrand bei Cannes; er dachte daran, wie er alte Bierdosen aus dem Sand ausgegraben hatte. Die Ohrringe fehlten, die Haare waren kürzer. Sie zeigte mit dem Finger auf Fleitman und lachte.
    Die Menge feuerte sie an. Jemand gab einen Schuß auf sie ab. Sie lachte und winkte mit den Armen. Nur ein Verkäufer von Erfrischungen rannte in der Menge umher; er beeilte sich, so schnell wie möglich seine Ware loszuwerden, bevor sich die Nachricht verbreiten würde und andere Händler auftauchten. Er verkaufte Hot dogs. Das kleine Mädchen kaufte zwei.
    „Kommen Sie! Essen Sie einen!“ sagte es. „Das ist gut, nicht?“
    Fleitman behielt Mary im Auge. Er bahnte sich einen Weg aus der Menge heraus. Das kleine Mädchen folgte ihm.
    „Wir sollten besser zur Seite gehen. Sie wird gleich springen.“
    „Wir müssen ihr helfen!“ sagte Fleitman.
    „Warum denn? Sie wird’s ganz toll haben. Schauen Sie doch!“
    Sie vollführte obszöne Bewegungen in Richtung der Menge. Die Menge schrie im Chor: „Tu’s jetzt!“ Fleitman hörte, wie er den Leuten zuflüsterte. Das kleine Mädchen hüpfte auf und ab.
    Mary schloß die Augen und streckte die Arme vor.
    „Mach die Augen auf!“ schrie Fleitman. Er wußte, wann sie springen würde; er hatte so etwas schon einmal gesehen. Sie lehnte sich mit gewölbtem Rücken über die Kante. Das ist richtig, dachte Fleitman. Sehr gut. Fleitman bemerkte, daß er laut schrie. Jemand hatte einen Kreis um die Menge gezogen. Fleitman entspannte sich.
    Sie sprang und klatschte vor seinen Füßen auf. Er nahm einen tiefen Atemzug von ihr und zählte die Eingeweide vor ihm. Ein gutes Omen: Der Verkäufer hatte aufgehört, Hot dogs zu verkaufen.
    „Wollen Sie einen kleinen Spaziergang machen?“ fragte das kleine Mädchen. Es lächelte Fleitman an. Er schaute zurück, ungeduldig daraufwartend, daß etwas geschah. Dann nahm er die Hand des kleinen Mädchens: Sie war kalt und trocken.
    Er hörte, wie eine Reklameanzeige leise in seinem Kopf summte.

 
Joe Stevens Schoß mit Aussicht
WOMB WITH A VIEW
     
    Dr. med. Orville Felton, Facharzt für Gynäkologie, wandte sein Wie-fühlen-Sie-sich-denn-heute-Lächeln Schwester Beasley und der jungen Barbara Bolton zu, als er sein Sprechzimmer betrat, um mit der Untersuchung der unteren Regionen der letzteren zu beginnen. Mrs. Bolton, acht Monate verheiratet und seit acht Wochen schwanger, war von Schwester Beasley auf einem tischähnlichen Apparat placiert worden, der durch seine Vorrichtungen keine geringe Ähnlichkeit trug mit Folterwerkzeugen, wie man sie gewöhnlich mit der spanischen Inquisition in
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