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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1
Autoren: Brrazo
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hatten, zur Gesellschaft.
    Die Auswirkungen auf das Leben der Menschen waren ungeheuer; und die Menschen reagierten auf die neue Lage in zweifacher Weise. Es gab die, die ihre neuerlangte Freiheit vornehmlich für die Verfolgung jener Ziele nutzten, die schon seit jeher die größten Geister angezogen hatten: das Streben nach Schönheit und Wahrheit, die sich noch immer so sehr dem menschlichen Zugriff entzogen wie seinerzeit, als die Akropolis erbaut wurde.
    Es gab jedoch auch solche, die anderer Meinung waren. Endlich, behaupteten sie, sei der Fluch Adams von uns genommen worden. Jetzt können wir Städte errichten, in denen sich die Maschinen um alle unsere Bedürfnisse kümmern, sobald uns nur der Gedanke daran in den Sinn kommt – ja, früher noch, weil die Analysatoren selbst die begrabenen Sehnsüchte des Unbewußten ablesen können. Der Zweck allen Lebens ist der Lustgewinn und das Streben nach Glück. Uns ist dieser nie enden wollende Kampf um das Wissen und die blinde Sehnsucht, den Weltraum zu den Sternen zu überbrücken, über.
    Das war der uralte Traum von den Lotusessern, ein Traum so alt wie die Menschheit. Nun ließ er sich zum erstenmal verwirklichen. Zunächst gab es nicht viele, die ihn zu teilen gewillt waren. Die Flammen der Zweiten Renaissance hatten noch nicht zu flackern und zu verlöschen begonnen. Mit dem Verstreichen der Jahre bekehrten die Dekadenzler jedoch immer mehr zu ihrer Denkweise. An abgelegenen Stellen der inneren Planeten bauten sie ihre Traumstädte.
    Ein Jahrhundert lang blühten sie wie seltsame exotische Blumen, bis die beinahe religiöse Leidenschaft abgestorben war. Dann hielten sie sich noch einige weitere Generationen. Anschließend schwanden sie eine nach der anderen aus der menschlichen Erinnerung dahin. Im Sterben hinterließen sie einen Strauß von Fabeln und Legenden, die im Verlauf der Jahrhunderte herangewachsen waren.
    Eine einzige dieser Städte war auf der Erde selbst errichtet worden, und sie war von Geheimnissen umrankt, die die Außenwelt nie zu lösen vermocht hatte. Der Weltrat hatte aus nicht bekanntgegebenen Gründen alles Wissen über diesen Ort vernichtet. Sogar seine Lage war ein Geheimnis; manche behaupteten, er liege in arktischer Wüstenei; andere wiederum glaubten ihn verborgen im Bett des Pazifischen Ozeans. Außer dem Namen war nichts davon sicher – Comarre.
    Henson hielt im Vortrag inne.
    „Bislang habe ich dir nichts Neues erzählt, nichts, was nicht Gemeingut wäre. Die übrige Geschichte ist das Geheimnis des Weltrates und vielleicht von hundert Menschen in Szientia.
    Wie du weißt, war Rolf Thordarsen das größte Technikgenie, das die Welt je gesehen hat. Nicht einmal Edison hält einem Vergleich mit ihm stand. Er legte die Grundlagen für den Roboterbau und konstruierte die ersten praktisch verwertbaren Denkmaschinen.
    Über zwanzig Jahre lang stießen seine Laboratorien einen Strom von brillanten Erfindungen aus. Dann, mit einem Mal, verschwand er. Man setzte das Gerücht in Umlauf, er habe die Sterne zu erreichen versucht. Was wirklich geschah, war dies: Thordarsen glaubte, daß seine Roboter die Maschinen, die noch immer die Geschicke unserer Zivilisation lenken – nur der Anfang wären. Er wandte sich mit bestimmten Vorschlägen an den Weltrat, die das Antlitz der menschlichen Gesellschaft verändert haben würden. Welcher Art diese Vorschläge waren, ist uns nicht bekannt. Thordarsen glaubte jedoch, daß die Gattung, würden sie nicht angenommen werden, in eine Sackgasse geriete – wobei ja viele von uns glauben, daß dies inzwischen eingetreten ist.
    Der Rat war gänzlich anderer Ansicht. Du mußt wissen, daß damals die Roboter erst in die Zivilisation eingeführt wurden und die Stabilität sich langsam wieder einstellte – die Stabilität, die dann fünfhundert Jahre lang aufrechterhalten wurde.
    Thordarsen war verbittert und enttäuscht. Mit jener glücklichen Hand, die sie dabei erwiesen, Genies in ihren Bann zu ziehen, bemächtigten sich die Dekadenzler seiner und überredeten ihn, der Welt zu entsagen. Er war der einzige, der ihre Träume in die Wirklichkeit umsetzen konnte.“
    „Und hat er es getan?“
    „Das weiß niemand. Comarre jedoch wurde erbaut – soviel ist gewiß. Wir wissen, wo es liegt – und der Weltrat auch. Es gibt eben Dinge, die lassen sich nicht geheimhalten!“
    Das war wahr, dachte Peyton. Selbst in diesem Zeitalter verschwanden noch immer Menschen, und man munkelte, daß sie aufgebrochen waren,
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