Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komplott

Komplott

Titel: Komplott
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
Tweed ihn freundlich. »Wozu die Verkleidung?«
    »Weil ich in offizieller Funktion hier bin«, antwortete Buchanan grimmig und setzte sich mit ernstem Gesicht auf den Stuhl vor Tweeds Schreibtisch.
    »Hallo, Roy«, rief Paula herüber.
    »Guten Morgen, Miss Grey«, erwiderte Buchanan förmlich und musterte sie mit einem kühlen Blick.
    »Bis jetzt haben Sie mich immer Paula genannt«, erwiderte Paula in frostigem Ton.
    »Entschuldigung, dass ich nicht aufgesprungen bin und salutiert habe.«
    »Roy, was soll das?«, fragte Tweed gelassen.
    »Ich muss wissen, wo Sie gestern zwischen elf Uhr abends und drei Uhr morgens waren.«
    »So können Sie mit mir nicht umgehen, Roy«, erwiderte Tweed, der immer noch erstaunlich ruhig blieb. »Haben Sie denn vergessen, dass wir uns schon eine halbe Ewigkeit kennen? Entspannen Sie sich doch, und reden Sie vernünftig mit mir.«
    Tweeds freundliche Art verfehlte ihre Wirkung auf Buchanan nicht. Er nahm seine Uniformmütze, die er sich auf den Schoß gelegt hatte, und warf sie auf den Boden, als wolle er mit dem Ding nichts mehr zu tun haben. Dann atmete er tief durch.
    »Nun gut, Tweed. Es geht um einen grässlichen Mord an einer gewissen Miss Viola Vander-Browne. Saafeld schätzt, dass der Tod zwischen elf Uhr abends und ein Uhr früh eingetreten ist, wobei er eher einen Zeitpunkt kurz nach elf für wahrscheinlich hält. Die arme Frau ist zerstückelt worden. Heute früh haben wir einen anonymen Anruf erhalten, in dem uns nahegelegt wurde, Ihr Alibi von gestern Abend zu überprüfen. Chief Inspector Hammer, der die Ermittlungen leitet, wird bei uns im Yard ›der Bulldozer‹ genannt, und so benimmt er sich auch. Eigentlich wollte er mit zu Ihnen kommen, aber das habe ich nicht zugelassen und ihm gesagt, dass mein Assistent, Sergeant Warden, morgen Ihre Aussage aufnehmen wird. Kennen – kannten – Sie Miss Vander-Browne?«
    »Ich möchte zu diesem Zeitpunkt noch keine Aussage machen«, erwiderte Tweed. »Ich denke, ich werde in dem Fall meine eigenen Ermittlungen anstellen.«
    »Das wäre mir sehr lieb, und in Ihrer Stellung haben Sie alle Möglichkeiten dazu.
    Hammer wird das zwar überhaupt nicht gefallen, aber das stört mich nicht. Ich mag ihn nämlich nicht besonders. Allerdings konnte ich Sie nicht direkt dazu auffordern, was Sie angesichts der von mir geschilderten Sachlage bestimmt verstehen werden.« Er stand auf. »Danke übrigens für die Berichte Ihrer Auslandsagenten. Im Augenblick scheint ja Ruhe zu herrschen, aber ich sollte jetzt trotzdem zurück ins Büro.«
    »Vergessen Sie Ihre Mütze nicht«, rief Paula ihm hinterher, als er schon fast an der Tür war.
    »Vielen Dank, Paula«, sagte er und ging zurück, um die Mütze aufzuheben. »Bei all dem Stress weiß ich manchmal nicht, wo mir der Kopf steht. »Und entschuldigen Sie bitte, dass ich vorhin so förmlich zu Ihnen war. Irgendwie war ich gereizt.«
    Paula drückte ihm die Hand und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. »Das sind wir doch alle mal«, sagte sie.
    »Roy, eines wüsste ich noch gern«, wandte Tweed sich noch einmal an ihn. »Was für eine Stimme hatte denn der anonyme Anrufer?«
    »Rau und heiser«, antwortete Buchanan. »Aber leider nicht identifizierbar. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    Kaum war der Superintendent aus dem Büro, platzte Butler, der immer noch im Schneidersitz auf dem Boden saß, der Kragen.
    »Der hat vielleicht Nerven, in dieser albernen Uniform hier aufzukreuzen!«, polterte er los. »Was glaubt er denn, wer er ist? Ein Generalfeldmarschall oder was?«
    Fünfzehn Minuten später klingelte das Telefon erneut.
    »Schon wieder Besuch«, verkündete Monica. »Diesmal ist es Nelson Macomber, Mitglied der ominösen Triade.«

5
    »Ich schätze mal, Mr. Macomber möchte mich unter vier Augen sprechen«, sagte Tweed, bevor er Monica bat, den Besucher nach oben kommen zu lassen. »Harry, schalten Sie das Tonband ein, dann können wir uns die Unterhaltung später noch einmal anhören. Und jetzt möchte ich, dass Sie alle den Raum verlassen. Nur Paula soll bleiben, denn ich will wissen, was für einen Eindruck sie von dem Mann hat, der England in einen Polizeistaat verwandeln will.«
    Erst als Monica mit Nield und Butler ein Stockwerk höher gegangen war, griff Tweed zum Telefon und sagte George, er solle den Besucher nach oben schicken.
    Als kurz darauf Macomber ins Büro trat, bemerkte Paula auf den ersten Blick, dass sein Anzug von Armani und seine Krawatte von Chanel war. Mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher