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Komplott

Komplott

Titel: Komplott
Autoren: Colin Forbes
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noch etwas Champagner nachgeschenkt hatte. Diese Erkenntnis machte Paula noch durstiger, als sie ohnehin schon war. Im Inneren des Schranks war es unerträglich heiß.
    Ein anderes Problem stellte der Umstand dar, dass ihr ihre Browning, die sie immer noch in der Hand hielt, von Minute zu Minute schwerer vorkam. Außerdem schwitzte sie so stark an den Handflächen, dass ihr die Waffe fast zu entgleiten und auf den Holzboden des Schranks zu poltern drohte. Wenn das geschah, war alles aus.
    Das schier endlose Warten war wirklich fürchterlich, und Paula wünschte, sie hätte, als sie in den Schrank stieg, wenigstens daran gedacht, sich mit dem Rücken an die Rückwand zu lehnen. Schlimm war auch, dass sie nicht wusste, ob sie nun schon eine halbe, eine volle oder gar zwei Stunden in diesem stickigen Gefängnis ausgeharrt hatte. Ihr war jegliches Zeitgefühl abhandengekommen.
    Nach einer halben Ewigkeit des Wartens hörte sie die Türglocke. Kurz darauf wurde die CD abgestellt, und aus dem Klappern, das an ihre Ohren drang, schloss Paula, dass die nackte Coral auf Stöckelschuhen aus dem Schlafzimmer ging. Wie sexy, dachte sie grimmig. Als Nächstes hörte sie eine krächzende Stimme aus einer Gegensprechanlage, bei der sie nicht einmal erkennen konnte, ob es die eines Mannes oder einer Frau war. Coral hingegen war klar und deutlich zu verstehen.
    »Willkommen«, sagte sie. »Regnet es draußen? Komm einfach rauf, zieh dir deine nassen Sachen aus, und hänge sie im Flur an die Garderobe. Lass dir ruhig Zeit. Ich warte im Schlafzimmer auf dich…«
    Ganz vorsichtig machte sich Paula im Schrank sprungbereit und hob die Hand mit der Pistole. Falls Corals Besuch wirklich der Mörder sein sollte, hatte sie nicht viel Zeit, um ihr das Leben zu retten. Andererseits durfte sie den Schrank auf gar keinen Fall zu rasch verlassen, um der Person, deren schwere Schritte sie jetzt die Treppe heraufkommen hörte, nicht die Möglichkeit zu geben, unerkannt zu flüchten.
    »Soll ich dir schon ein Glas Champagner bringen?«, hörte sie Coral rufen.
    Der Besucher gab keine Antwort, aber die schweren Schritte kamen vom Flur aus immer näher. Wahrscheinlich stand Coral jetzt splitternackt vor dem Bett, ein gefülltes Glas in jeder Hand …
    »Oh Gott! Wie siehst du denn aus?«, hörte Paula sie auf einmal rufen.
    Ein Glas zerschellte am Boden, während Coral einen durchdringenden Schrei ausstieß.
    »Nein! Bitte nicht!«
    Es war ein Schrei des blanken Entsetzens.
    Paula drückte die Schranktür auf und stürmte hinaus in den Raum, wo sie auf dem glatten Holzfußboden fast das Gleichgewicht verlor. Coral lag nackt auf dem Bett. Ihre Füße, die in hochhackigen, roten Pumps mit Pfennigabsätzen steckten, hingen über den Rand, und ihr Gesicht war zu einer Grimasse ungläubigen Schreckens verzerrt.
    Noch grauenerregender als ihr Gesichtsausdruck aber war die weiß gekleidete Gestalt, die sich vor ihr aufgebaut hatte. Sie trug einen langen Operationskittel, dazu einen weißen Haar- und Mundschutz, der von ihrem Kopf nur die Augen hinter einer Plastikbrille mit klaren Gläsern frei ließ. In der rechten Hand hatte sie ein schweres Fleischerbeil.
    Als die Gestalt Paula sah, wirbelte sie herum und ging, das Beil schwingend, auf sie los. Paula hob die Browning mit beiden Händen, zielte sorgfältig auf die Brust der Gestalt und drückte ab. Erst einmal, dann ein zweites Mal, und obwohl jeder Schuss traf, bewegte sich die Erscheinung immer noch auf sie zu. Paula fragte sich, ob sie unter dem Kittel vielleicht eine kugelsichere Weste trug, und gab deshalb den dritten Schuss auf ihren Kopf ab. Jetzt endlich kam die Gestalt wenige Zentimeter vor ihr zum Stehen und sackte mit einem unterdrückten Schrei in sich zusammen. Das Beil, das ihr aus der Hand gefallen war, sauste hinab auf den Holzboden, wo sich seine Klinge einen guten Zentimeter tief in eine der Dielen grub.
    Dann flog die Tür zum Schlafzimmer auf, und Tweed stürmte herein, dichtauf gefolgt von Buchanan, Newman und dem Rest des Teams.
    Paula stand vor der zusammengesunkenen Gestalt und hielt immer noch die rauchenden Browning in beiden Händen, die jetzt merklich zitterten. Tweed griff nach der Waffe, löste sie sanft aus Paulas Griff und ließ sie in einen großen Asservatenbeutel fallen.
    Dann beugte er sich hinab zu der Gestalt, auf deren Stirn ein schwarzes Einschussloch zu sehen war. Mit seiner in einem Latexhandschuh steckenden Hand entfernte er den Mundschutz und die Schutzbrille und
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